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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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geglitten und in dein Herz.
    Was hatte er getan? Stich zu! Er spürte ihre Hände, die nun ganz und gar nicht mehr kalt waren, in seinem Nacken und ihren Mund auf seinem Haar. Dann rutschte sie von der Bettkante, kniete sich auf den blanken Boden vor ihn und legte ihre Lippen auf die seinen. Er erwiderte ihren Kuss und hielt sie ganz fest, ihre Stimme dicht an seinem Ohr, ihre Lippen auf seiner Wange: „Ich entbinde dich von der Witwe Wanger und der Emilie Schiffner.“ Wenn sie dazu nur tatsächlich imstande wäre! „Ich entbinde dich vom Gebot eines Heinz Türpe! Ich entbinde dich von all den Verboten und Gesetzen.“ Wenn das nur möglich wäre! „Ich werde deine Frau sein.“
    Aus ihrem Munde hörte sich das ganze Leben nach Sophie an: Sophie, die einen Spatz als Haustier hielt. Sophie, die versuchte, einen fremden Hund zu erziehen. Sophie, die den Hühnern Namen gab. Sophie, die erst neun war und sich einbildete, irgendwann einmal etwas anderes zu sein als Weberin. Tausend wirre Gedanken züngelten hinter Caspars geschlossenen Augen vorbei, als er Luisa sagen hörte: „Ich weiß, dass dein Herz einer anderen Frau gehört, und ich will nicht daran rütteln, aber vielleicht kannst du eine kleine Kammer darin frei räumen, in der ich mich einrichten kann.“
    Er nickte. Er war nicht fähig, auch nur ein Wort zu sagen. Er nickte nur und umklammerte Luisa, die er so sehr liebte, dass es wehtat.
     

Der November zeigte sich äußerlich trist, war für Luisa aber der Wonnemonat, in dem sie jede freie Minute bei Caspar in der Webstube zubrachte und ihn von der Arbeit abhielt. Die Webpause war vorüber, jene Damastweber, die Aufträge erhalten hatten, webten Damast, die übrigen Leinwand. Über Meister Weber und seine Familie und das ominöse Damenportrait, das in die Zampelfäden eingelesen worden war, wurde getratscht und Luisa bewunderte die Familie für ihre Standfestigkeit.
    „Du sollst mir zeigen, wie das geht.“
    „Mach ich doch.“
    „Nein, Caspar.“ Luisa kicherte und wand sich aus seiner Umarmung. Er ließ sie aber nicht fort, festigte seinen Griff, seine Lippen kitzelten ihren Hals. Die Stube der Webers war lichtdurchflutet von der untergehenden Sonne. „Das mit dem Damast.“ Sie drückte seine Arme sacht von ihrer Hüfte.
    Er stöhnte, ließ seine Stirn auf ihrer Schulter ruhen. „Luisa, quäl mich doch nicht. Ich darf nicht. Es geht nicht. Verboten. Verstehst du?“ Aber in so ernstem, wichtigem Ton, in dem er es hätte sagen wollen, kam es nicht heraus, weil seine Lippen schon wieder an ihrem Hals entlang wanderten. Ihr Flüstern wurde von seinem schweren Atem begleitet.
    „Wie kriegst du die Zeichnung ins Tuch?“
    Caspar schnalzte mit der Zunge, seine Schneidezähne zupften an ihrem Ohrläppchen, was ihren ganzen Körper mit einer Gänsehaut überzog.
    „Wie geht das mit den grünen und den braunen Quadraten auf der Patrone?“ Sie neigte ihm auch das andere Ohr für den kleinen Genuss. Seine Worte ernüchterten sie: „Zu wissen, wie die Zeichnung ins Tuch kommt, ist das Ergebnis von drei Jahren Lehrzeit.“ Seine Lippen wanderten wieder über ihren Hals.
    „Dann nimm dir Zeit mit mir.“
    „Mach ich doch.“ Jetzt kitzelte seine Zunge das Grübchen zwischen ihren Schlüsselbeinen.
    Sie nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände: „Bitte!“
    Er seufzte, ergriff ihre Handgelenke und sprach beinahe verzweifelt. „Luisa, hör mal: Ich war vier Jahre alt, da hab ich’s geschafft, eine Schussspule aufzuwickeln, die einigermaßen zum Weben zu gebrauchen war. Ich hab bis zu meinem zwölften Lebensjahr nichts anderes gemacht, als Garn zu treiben und Kettfäden auf Warenbäume aufzuknoten, hab mir die Beine in den Bauch gestanden am Zugstock und Fadenbrüche geflickt. Ich hab zehn Jahre gebraucht, um einen annähernd tauglichen Damast hinzukriegen, und Meister bin ich nicht. Ich kann nicht unterrichten. Niemanden. Schon gar keine Frau.“
    „Deine Frau.“ Das hauchte sie beinahe theatralisch. Es klang so schön und sie dachte an nichts anderes als an ihn und ihre gemeinsame Zukunft. Und sie wusste, dass sie die beste Verlegerin am Ort sein würde. Sie würde die schönsten Damaste machen. Sie würde mit ihm die ganze Welt beliefern. Das würde wunderbar werden. Nur noch Formalitäten. Er war ihr Traum. Sie vergötterte ihn, und immer, wenn sie aus dem Weberviertel heim ging, wurde ihr Herz schwer. Sie vermisste ihn, sobald sie ihm den Rücken kehrte, konnte kaum schlafen, sich nur mühsam auf

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