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Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Arundel, Paget, Sussex und Pembroke, die allesamt meinem Bruder gedient haben und mir jetzt mitteilen, dass sie sich zwar keineswegs wünschen, mich um meinen Thron gebracht zu sehen, dass ihnen aber andererseits die Hände gebunden sind. Die Position des Herzogs ist anscheinend zu stark, als dass sie Widerstand leisten könnten. Sie fürchten, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als den Anspruch meiner Cousine zu unterstützen, auch wenn Jane nie den Wunsch geäußert hat zu herrschen.« Sie hielt inne. »Was sagt Ihr dazu?«
    Ihre Frage verblüffte mich. Auch wenn sie ihre Gefühle geschickt verbarg, spürte ich ihre Beklommenheit. Nach jahrelangem Dasein in Vergessenheit sah sie sich nun erst in die Öffentlichkeit gerissen, nur um jäh zur Flucht im eigenen Reich gezwungen zu werden. Lady Mary war schon zu oft gejagt worden, als dass sie noch irgendwelchen Versprechungen traute.
    Von niemandem hatte ich Gutes über sie gehört. Ja, die bloße Möglichkeit, dass sie den Thron besteigen könnte, hatte überall größte Unruhe ausgelöst. Ich dagegen empfand in diesem Moment nur Mitgefühl. Sie war in einem Alter, in dem die meisten Frauen geheiratet und Kinder bekommen hatten und sich allmählich dareinfügten, dass es in den ihnen verbleibenden Jahren ruhiger zugehen würde. Sie indes stand in einem fremden Herrenhaus, eine Getriebene, die für den Tod bestimmt war.
    »Und?«, drängte sie. »Wollt Ihr mir nicht antworten? Ihr wurdet doch von ihnen gedungen, nicht wahr?«
    »Eure Majestät, bitte vergebt mir meine Anmaßung, aber ich würde Euch lieber unter vier Augen antworten.«
    »Auf keinen Fall!«, mischte sich Rochester ein. »Die Königin lädt keine Fremden in ihre Gemächer. Ihr könnt von Glück reden, dass wir Euch nicht wegen Konspiration mit ihren Feinden in ein Verlies geworfen haben.«
    »Verlies?«, wiederholte ich, bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte. »Hier?«
    Benommenes Schweigen trat ein, bis Mary plötzlich in perlendes Lachen ausbrach. »Zumindest redet er nicht um den heißen Brei herum.« Sie klatschte in die Hände. »Lasst uns allein!«
    Rochester marschierte zu dem mit der Muskete im Schatten lauernden Mann. Huddleston folgte ihm. Als wir allein waren, deutete Mary auf die Flasche. »Ihr müsst durstig sein. Es ist ein langer Ritt von London bis hierher.«
    Ich nickte. »Danke, Eure Majestät.« Ihr knappes Lächeln ließ schlechte Zähne erkennen. Sie hat in ihrem Leben nicht viel Anlass zum Lächeln gehabt , sinnierte ich, während ich einen tiefen Schluck von dem warmen Ale nahm.
    Sie wartete.
    »Eure Majestät …«, begann ich. »Mein Gefährte … er ist nur ein Junge – ich darf doch annehmen, dass ihm kein Leid geschieht?«
    »Natürlich.« Sie sah mir ohne jede Furcht in die Augen. »Sagt es mir aufrichtig: Ist mein Bruder Edward tot?«
    Ich erwiderte ihren tapferen Blick. »Ja.«
    Sie nahm es stumm zur Kenntnis, als dächte sie über etwas nach, das sie bereits akzeptiert hatte. Dann fragte sie: »Und dieser Brief des Kronrats – ist das eine List, oder kann ich dem Wort der Lords trauen?«
    Ich antwortete mit wohl abgewogenen Worten: »Ich bin noch nicht lange am Hof, aber ich würde sagen: Nein, Ihr könnt ihnen nicht trauen.« Als ihre Züge sich anspannten, fügte ich hinzu: »Ihrem Brief könnt Ihr jedoch trauen. Lady Jane Grey ist tatsächlich eine Schachfigur in den Händen des Herzogs. Hätte man ihr die Wahl gelassen, hätte sie Euren Thron nicht für sich beansprucht.«
    »Das zu glauben fällt mir allerdings schwer!«, schnaubte Mary. »Sie war es doch, die den verzogenen Sohn der Northumberlands geheiratet hat.«
    »Eure Majestät können an ihre Unschuld glauben, selbst wenn Ihr sonst nichts glaubt. Der Herzog hat diese Situation herbeigeführt, um sich seine eigene Macht zu sichern.«
    »Er sollte gerädert und gevierteilt und sein Kopf gepfählt werden!«, rief sie. »Wie kann er es wagen, darauf zu sinnen, mein Reich zu stehlen, das mir durch göttliches Recht zusteht? Aber er wird bald begreifen, dass ich keine Königin bin, die man auf die leichte Schulter nehmen kann – er und jeder andere Lord, der so unverfroren ist, meine Cousine über mich zu stellen!«
    Die Leidenschaft ihres Ausbruchs spiegelte sich auch in ihren wutverzerrten Zügen wider. Sie besaß vielleicht nicht das Charisma und die Anziehungskraft ihrer Schwester, aber sie war immer noch die Tochter von Henry VIII.
    »Ich nehme an, dass Eure Majestät beabsichtigen, um Eure Krone

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