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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Schweigen gegen das Aufreißen alter Wunden wehrte. Dennoch versuchte er es mit leisen Tönen noch einmal.
    »Ida, hör mir zu. Ich, ich muß dir etwas erzählen, etwas sehr Wichtiges ...«
    »Was willst du?« hörte er sie schließlich über den Lautsprecher. Und die mit Mühe unter Kontrolle gehaltene Gefaßtheit in ihrer Stimme.
    »Laß mich rein, Ida, ich muß dir etwas erzählen.«
    »Wir sind geschieden, Ali, wir haben uns nichts mehr zu erzählen. Und wenn du dein Gedächtnis ein bißchen anstrengst, wird dir einfallen, daß wir uns eigentlich die ganzen letzten Jahre nichts mehr zu erzählen hatten.«
    »Nein, nein, Ida, ich bin nicht gekommen, um alte Geschichten aufzuwärmen oder um dich zu etwas zu überreden. Ich möchte dir nicht auf die Nerven ...«
    »Verdammt noch mal, Ali, warum benimmst du dich wie die Karikatur eines rabiaten Geschiedenen, bei dem erst die Polizei anrücken muß, um ihn von der Tür seiner Exfrau zu vertreiben? Verschwinde endlich aus meinem Leben!«
    Trotz der dunklen Tage hatte sie ihre scharfe Zunge also nicht eingebüßt, konstatierte Ali. Doch diesmal taten ihre Worte richtig weh. Er kam sich mit einem Mal wirklich wie eine Karikatur vor. Aber das war er ja auch schon immer gewesen: die Karikatur eines Mittelmäßigen, den Fortunas launische Winde ganz hoch auf den Gipfel geweht hatten, um ihn dann ebenso unvermittelt wieder abstürzen zu lassen.
    »Ich bin wirklich nicht um diese Zeit gekommen, um zerschlagenes Porzellan zu kitten, Ida«, machte er einen letzten Versuch. Dabei registrierte er, daß das Ganze nach einem erbärmlichen Flehen klang. Und nicht nur das, ohne daß er etwas dagegen hätte unternehmen können, perlten ihm auch schon wieder die ersten Tränen aus den Augen. Er hatte keinen blassen Schimmer, was er tun sollte, wenn Ida nicht öffnete. Er wußte nicht mehr, wohin, oder besser gesagt, er wußte sehr wohl wohin, nämlich zu sich selbst, was das infernalischste aller Grauen bedeutete.
    »Es ist nur so, daß ich etwas gesehen habe - mein Gott, ich weiß nicht einmal, ob ich es wirklich gesehen habe - jedenfalls etwas gesehen zu haben glaube, das für uns beide vielleicht von Bedeutung ist. Bitte hör m ir einfach zu, und wenn du das G anze für ausgemachten Blödsinn hältst, was es tatsächlich sein könnte, das weiß ich selbst, dann jag mich zum Teufel ... Bitte, Ida ... Bitte ...«
    Es kam keine Antwort, und es tat sich auch nichts. Zu seinem Unglück war er nun vollkommen nüchtern. Die ganze fiebrige Energie des Rausches war aus ihm gewichen wie Quecksilber aus einem zertretenen Thermometer, das vorher noch zweiundvierzig Grad angezeigt hatte. Er fühlte sich zerschlagen, krank und zu Tode erschöpft. Er hielt sein Ohr immer noch so dicht an die Gegensprechanlage, als könnte daraus jeden Augenblick ein Elixier strömen, das ihm zur alten Frische verhelfen würde.
    Plötzlich wurde ihm die ganze Lächerlichkeit seines Vorhabens bewußt. Er hatte in dieser komischen Gasse den Verstand verloren und dann Gespenster gesehen. Aber anstatt wie ein anständiger Verrückter mit starrem Blick und rätselhafte Zwiegespräche führend durch Fußgängerzonen zu irren, wollte er seine Phantasmagorien ausgerechnet der Frau beichten, die ihm alles bedeutet hatte, und bei ihr den letzten Respekt verscherzen, der vielleicht noch vorhanden sein mochte. Nein, dann doch lieber ein Selbstmord mit Höllenschmerzen und Verdammnis, am besten von so spektakulärer Sorte, daß er in die Annalen der Gerichtsmedizin einging!
    Ali entfernte sich langsam von der Gegensprechanlage und wollte sich gerade wie ein getretener Hund still und leise davonstehlen, da hörte er den Summer, und die Tür sprang auf.

5
     
    A li erzählte Ida alles. Er rekonstruierte für sie das Erlebte in allen Details, zeichnete ihr mit Worten ein exaktes Bild von allem, was er vor und nach dem Durchschreiten der Gartentüre gesehen hatte, bis in die kleinste Farbschattierung. Er gab sich dabei betont emotionslos und achtete auf die genaue Chronologie in dem Bericht. Denn obwohl er selber an seiner geistigen Gesundheit zweifelte, so legte er keinen großen Wert darauf, diese unerfreuliche Vermutung von Ida auch noch bestätigt zu bekommen.
    Ida ging, während er sprach, in dem winzigen Wohnzimmer mit krampfhaft verschränkten Armen auf und ab und stützte dabei das Kinn auf eine Faust, geradeso, als brütete sie über einem kniffligen Problem. Jedenfalls machte sie kaum den Eindruck, als lausche sie einer

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