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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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daran erinnern.
    Sie wandte sich ab, ging in den Korridor zu Ephrams Porträt. »Dieses Bild hätte schon längst verbrannt werden sollen«, sagte sie.
    »Anna meinte, ihre Mutter wäre auf dem Bild zu sehen.«
    »Vergessen Sie Anna. Sie sollten nur an Ihre Statue denken.«
    »Anna sagt, sie war noch niemals zuvor hier. Wie konnte Korban das wissen? Auch er ist auf dem Bild zu sehen. Und eine weitere Person, die aussieht wie Sie.«
    »Alles Illusionen«, erwiderte Miss Mamie. »Trauen Sie niemals einem Künstler, denn Träume lügen und Visionen sind nur von kurzer Dauer.«
    »Kann ich denn überhaupt
irgendjemandem
trauen?«
    »Vertrauen Sie Ihrem Herzen, Mr. Jackson. Das ist das Einzige, woran man glauben sollte.«
    »Mein Herz zieht es aber gerade in drei verschiedene Richtungen.«
    Sie musterte das Gesicht des jungen Mannes. In mancherlei Hinsicht war er wie Ephram. Er war stur und stolz, fürchtete sich vor Schwäche und Versagen. Aber Ephram hatte die Dinge selbst in die Hand genommen. War fest entschlossen gewesen, nichts von dem, was er anfing, unvollendet zu lassen. War besessen davon gewesen, die Welt um ihn herum zu kontrollieren. »Ich vermute mal, Sie müssen Ihr Herz einfach in genügend Stücke zerreißen. Dann passt es schon. Natürlich nur, wenn Sie das größte Stück für Ihre Statue reservieren.«
    »Machen Sie sich mal keine Sorgen. Sie werden stolz sein. Alle werden stolz sein.«
    »Davon bin ich überzeugt. Bis heute Abend dann. Seien Sie pünktlich.«
    Die Tür fiel ins Schloss. Miss Mamie berührte das Medaillon, das um ihren Hals hing. Wenn Ephram wieder auferstanden war, würde er den Beweis antreten, dass Liebe niemals stirbt. Sylva, Rachel, Anna, Lilith und all die anderen wären dann vergessen, wären nur noch eine blasse Erinnerung, die schließlich ganz ausgelöscht sein würde. Und während sie alle zu Asche und Staub zerfielen und in der Finsternis verschwanden, würde das Feuer zwischen Miss Mamie und Ephram weiter lodern bis in alle Ewigkeit.

51. KAPITEL
    I n eine Decke eingekuschelt saß Anna auf ihrem Bett. Im Zimmer war es kühl geworden, die kleiner werdende Flamme des Feuers hatte die Temperatur abfallen lassen. Sie starrte auf das Porträt von Ephram Korban, suchte in seinem Gesicht nach Ähnlichkeiten mit sich selbst. Korban, Rachel, Sylva. Und irgendwo dazwischen ein gesichtsloser Vater, der sie mit nichts als ihrem Vornamen zurückgelassen hatte. Der anstatt zurückzukehren lieber gestorben war. Sich laut Sylva selbst den Strick genommen hatte.
    So lange Zeit war sie umhergeirrt, ohne Wurzeln und ohne jede Bindung, und jetzt gehörte sie plötzlich so vielen Leuten. Ihre Blutlinie war alles andere als geradlinig, die Generationen miteinander verworren durch irgendeinen Fluch, der den Zahn der Zeit aufzuhalten schien. Denn wenn Sylva einhundertfünf Jahre alt war und Anna sechsundzwanzig, dann musste Rachel vor weniger als drei Jahrzehnten gestorben sein. Vielleicht war es aber auch so, dass man nach dem Tod nicht mehr alterte und die Jahre nicht länger zählten?
    Es klopfte an der Tür und Cris trat ein. »Hey, Süße, was ist los?«
    »Ich grüble nur ein wenig.«
    »Also wirklich, auf einer Künstlerklausur gibt es doch nun wirklich Besseres zu tun. Überlass das Nachdenken den Idioten, die darauf stehen, für ihre Kunst Hunger zu leiden. Oder irgendwelchen sturköpfigen Fotografen.«
    »Wozu? Es ist doch sowie alles sinnlos.«
    »Genau das meine ich! Wenn alles keinen Sinn hat, wenn alles nur ein einziger belangloser Traum ist, warum vergnügst du dich dann nicht ein wenig?«
    »Vielleicht hast du ja recht. Ich nehme alles ein bisschen zu ernst.«
    »So gefällst du mir schon besser.« Cris huschte ins Badezimmer, hielt dann aber in der Tür inne. »Wenn du mich entschuldigen würdest. Es ist mal wieder so weit. Heute Abend ist Vollmond.«
    »Hab ich schon gehört.«
    »Auf dem Dach steigt eine große Party. Miss Mamie meint, das dürften wir nicht verpassen. Falls Mason dort ist, kannst du das mit dem Amüsieren ja gleich mal ausprobieren.« Cris zwinkerte und schloss dann die Badezimmertür. Anna zog die Decke noch fester um ihre Schultern.
    Als Cris aus dem Badezimmer kam, kramte sie in ihrem Schrank nach einem Pullover. »Hey, hast du dich an meinem Skizzenblock zu schaffen gemacht?«
    »Ich war heute gar nicht hier.«
    Cris hielt den Block hoch. Auf einem großen Stück Papier waren mit roter Kreide die Worte
Weiche Frost, bring Feuer
gekritzelt.
    »Vielleicht

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