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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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gestützt worden wären? Wäre das denn wirklich so viel besser gewesen? Ich muss zugeben, ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Außerdem steht es mir nicht an, Gegebenheiten gnadenlos zu kritisieren, nur weil sie mir aus irgendeinem Grund nicht gefallen. Noch dazu wo ich mich in dieser Materie viel zu wenig auskenne; oder genauer gesagt, gar nicht auskenne. Und nur aus dem Bauch heraus …? Nee, das wäre dann auch nur haltloser Krampf.«
    »Wieso denn, das ist doch gar nicht so schwer zu begreifen?«, ließ der Mann nicht locker. »Sehen Sie, liebe Frau, überall da, wo der Staat stützend eingreift, kommt es zu kontroversen Wettbewerbsverzerrungen und das kann auf Dauer unmöglich förderlich sein. Gerade Sie aus dem Osten, mit ihrer stupiden Planwirtschaft, müssten das doch am ehesten wissen?«
    »Dachte ich es mir doch, dass du wieder einmal deine gesamte Umgebung, mit deinen entsetzlichen analytischen Wirtschafts-Plädoyers, nervst«, sagte seine Frau und legte zärtlich den Arm um seine Schulter und den Kopf an seine Wange, und flüsterte: »Falls du es, mein Schatz, immer noch nicht gemerkt haben solltest; wir haben Urlaub! Urlaub von allem, und ganz besonders von der wirtschaftlichen Problematik, sprich Arbeit!«
    »Recht haben Sie!«, pflichtete Knut der Frau lautstark bei.
    Auch Lena nickte zustimmend und wandte sich fragend an Knut: »Also was ist, sehen wir uns heute nun das ›Castello Aragonese‹ an, oder was?«
    »Oh, natürlich alles was du willst!«
    »Einen Augenblick noch, ich hole nur schnell noch meine Tasche«, sagte Lena und verschwand hinter der kunstvoll geschliffenen Glastür, die zu den Korridoren führte.
    Knut, der inzwischen hinaus auf die Terrasse gegangen war, wurde sogleich von mehreren Leuten zur bevorstehenden Abreise befragt. Und obwohl er es hasste, jetzt schon nach diesem Reizthema gefragt zu werden, war er dennoch bemüht, möglichst sachlich korrekte Auskunft zu erteilen – schließlich war er nicht nur zu seinem Vergnügen hier.
    Zurückgekehrt, stieß Lena ihn mit dem Ellenbogen aufmunternd am Arm an. »Sag mal, wer hat dich denn derart vergrämt?
    »Es ist immer das Gleiche«, schimpfte er nun ärgerlich drauflos. »Warum können die Leute nicht einfach mal abwarten! Ich werde ihnen schon rechtzeitig alles Nötige mitteilen – sie werden schon nichts verpassen!«
    »Wieso abwarten? Was meinst du jetzt überhaupt?«
    »Na, wegen der Abreise halt!«
    »Ach so …«
    Er setzte rasch die Sonnenbrille auf, anscheinend mehr zum Schutz vor weiteren unliebsamen Fragen. Doch trotz der momentanen Ungestörtheit, wollte der griesgrämige Ausdruck einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden. So dauerte es auch nicht lang und er machte sich gereizt Luft: »Weißt du was, dieser Möchtegern- Wirtschaftsexperte, geht mir ganz schön auf die Nerven! Wenn ihn schon dies oder jenes an der Wirtschaft und Politik nicht passt, dann sollte er zumindest andere nicht damit belästigen. – Vor allem wie er dich auszufragen versucht, das finde ich direkt geschmacklos.«
    »Na hör mal!«, protestierte Lena. »Was ist denn auf einmal in dich gefahren?! So kenne ich dich doch gar nicht. Denn meiner Meinung nach, ist dieser Mann weder übertrieben neugierig, noch in seiner Darstellung geschmacklos – eher das Gegenteil. Es geschieht leider Gottes viel zu selten, dass jemand tieferes Interesse für dieses, ja nennen wir es ruhig so, äußerst prekäre Thema unserer Zeit bekundet – und noch seltener ist es, dass dies ohne überhebliche Selbstdarstellung geschieht. Auch wenn ich mitunter passen muss oder eine gegenteilige Meinung vertrete, so heißt das noch lang nicht, dass mich das nicht interessiert, oder gar nervt. Ich kann nur wiederholen, sein Interesse imponiert mir, zumal seine Kenntnisse auf einer beneidenswert langjährigen Erfahrung beruhen.«
    »Ja ja, genau das habe ich mir gedacht!«, klagte Knut. »Merkst du denn nicht, dass der sich nur wichtigmachen will? Einer jener Leute, die zwar klug daherreden aber absolut nichts dahintersteckt – höchstens eine Menge heißer Luft. Denn wieso sollte ausgerechnet dieser erkannt haben, was anderen trotz fachlicher Kompetenz nicht gelingt? Schließlich hat bisher alles recht gut funktioniert. Warum also sollte das auf einmal nicht mehr funktionieren? Der Mann spinnt doch ganz einfach.«
    Lena blieb ruckartig stehen und sah ihn warnend an. »Knut, bitte, komm zu dir! Denn was du hier von dir gibst, klingt alles andere als überlegt oder

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