Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ueberlebende

Die Ueberlebende

Titel: Die Ueberlebende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kishwar Desai
Vom Netzwerk:
viel Klatsch und Tratsch, so dass ich lange, lange Zeit als Objekt dafür herhalten musste.
    Ja, und was spielte das nun, fünfundzwanzig Jahre später, noch für eine Rolle? Die unauslöschliche Erinnerung daran, in aller Öffentlichkeit gedemütigt worden zu sein.
    Sonderbar, wie das Leben mich ein weiteres Mal gegen Amrinder aufstellte. Ich hoffte nur, dass ich schlau genug sein würde, um der Attacke, von der ich ahnte, dass sie gegen mich gerichtet sein würde, zu widerstehen.
    Ich stieg in den Wagen und erklärte dem verdutzten Chauffeur, dass wir nach Amritsar fahren. Ich war ja nun in die Rolle einer Art Spielfigur geschlüpft und musste meine Züge sorgfältig überlegen, also setzte ich meinen Fahrer dementsprechend auch erst nach und nach über unser Fahrtziel ins Bild.
    Es war ein herrlich sonniger Morgen. Über Nacht hatte es geregnet, und in der Luft hingen immer noch der duftige Tau und der Geruch feuchter Erde. Doch all die Herrlichkeit verblasste, als ich mich fragte, wie es der armen Durga wohl gerade erging. Mein Instinkt jedoch sagte mir, dass ich auf der richtigen Spur war.
    Vielleicht, dachte ich, sollte ich erst bei der Anstalt vorbeifahren, um dafür zu sorgen, dass man ihr nichts antut. Aber ich wusste, dass ich zu der Farm musste. Nur für alle Fälle.
    Mein Handy klingelte. Es war Amarjit.
    Â»Wo bist du?«
    Â»Ach, ich mache gerade einen Ausflug. Ich dachte mir, ich könnte doch mal Patiala besuchen und mich mit ein paar alten Freunden treffen – wo mich deine Kollegen doch um den Auftrag gebracht haben, den du mir erteilt hattest.«
    Â»Was willst du damit sagen?«
    Â»Das war der Grund für meine Anrufe. Durga ist verlegt worden, und ich weiß nicht, wohin.«
    Â»Hör mal, immer mit der Ruhe. Ich erkenne an deiner Stimme, dass du dich aufregst. Ich erkläre dir alles, wenn ich wieder da bin. Ich habe eine Nachricht von Ramnath bekommen, dass sie anfing, gewalttätig zu werden, und man nicht mehr wusste, wie man sie bändigen sollte, so dass man sie in sicherere Verwahrung gebracht hat.«
    Â»Gewalttätig? Ich habe sie kurz vor ihrem Verschwinden noch besucht. Sie ist eines der gefügigsten Kinder, die ich je gesehen habe. Ich weiß inzwischen, dass sie während der ganzen Zeit von jemandem manipuliert worden ist. Ich habe sie am Samstag besucht, und da war alles mit ihr in bester Ordnung. Ich habe ihr das Bild von Sharda gegeben, und sie hat geweint. Mein Gott, dieses Kind ist schwer traumatisiert. Könnt ihr nicht endlich von ihr ablassen? Wo habt ihr sie hingeschafft?«
    Â»Im Augenblick muss ich mich auf meine Aufgaben hier konzentrieren, Simran. Ich wollte dir nur sagen, dass du es mich wissen lassen solltest, falls du irgendwelche Hilfe benötigst. Ich mache mir Sorgen um dich. Lass dich nicht mit Ramnath ein. Er ist ausgesprochen ehrgeizig.«
    Â»Und was heißt das?«
    Â»Nun, mir ist gesagt worden, dass dein Internetanschluss eventuell schon länger unterbrochen ist.«
    Â»Hat man dir das im Vorfeld gesteckt, oder erst, nachdem es vollbracht war? Du vergisst, dass ich mich in eurem Gästehaus befinde. Im Gästehaus der Polizei von Punjab, weißt du noch? Ich sollte mich eigentlich in Sicherheit wiegen können.«
    Â»Ich hatte dich gebeten, an dem Fall mitzuarbeiten, aber andere sind eben nicht so glücklich darüber. Lass mich wissen, wenn ich etwas für dich tun kann. Sieh dich vor und geh kein Risiko ein, ja?«
    Mit einem Mal machte ich mir überhaupt keine Gedanken mehr darüber, was alles passieren könnte. Ich wusste, dass ich nun ganz auf mich allein gestellt der untergehenden Sonne entgegensegeln würde.
    Â»Würdest du bitte eines nicht vergessen?« Ich sprach überaus ruhig für jemanden, der das Gefühl hatte, sich inmitten eines Kriegsgebiets zu befinden. »Im College hätte ich mich um ein Haar in dich verliebt. Du warst der coolste Typ, den ich kannte, und ich habe mich stets gefragt, ob ich, als ich dich gehen ließ, nicht … « Ich hielt inne, weil mir die Tränen in die Augen schossen. »Aber weißt du, was? Du warst damals schon ein Feigling, und du bist es heute noch.«
    Â»Was soll das jetzt heißen?«
    Â»Wenn du mich wirklich beschützen wolltest, würdest du keine so große Schau daraus machen. Du weißt genau, was hier passiert, Amarjit, und vielleicht ziehst du im Hintergrund sogar die

Weitere Kostenlose Bücher