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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Taifun dieser langen Nacht war vergangen, die mächtigen Winde verschwunden, als hätten sie nie geweht. Wäre nicht die salzige Kruste gewesen, die die Decks und Aufbauten überzog, und die lange, schwellende Dünung, die noch viele Stunden anhalten würde, so hätte alles ein Traum gewesen sein können. Doch es war kein Traum gewesen, ein Alptraum vielleicht, doch kein Traum: nicht für Kapitän Findhorn, der Stunde um Stunde den stampfenden, schlingernden Tanker durch die hohen, stürmischen Wogen und die Wirbelwinde hindurchgetrieben hatte, ohne an die schweren Schläge zu denken, die die Viroma einstecken mußte, ohne an die Bequemlichkeit und das Wohlergehen der Passagiere und der Crew zu denken, ohne an irgend etwas anderes zu denken als daran, möglichst viele Meilen zwischen das Schiff und Singapur zu bringen, ehe der Tag anbrach und der Feind sie wieder sehen konnte.
    Die zarten Pastelltöne im Osten verblaßten, wurden weiß und verschwanden im Verlauf weniger Minuten, und die große, undeutliche Scheibe der Sonne stieg rasch über den Horizont herauf und entrollte ein breites, schimmerndes Band, das sich in blendend hellem Weiß über das Meer bis zu der Viroma erstreckte. Dieses Band war jedoch nicht ohne Unterbrechung: da lag etwas im Wasser, mehrere Meilen entfernt, ein großer Fischkutter vielleicht oder ein kleiner Küstendampfer, mit niedrigem Rumpf, schwarz wie die Nacht vor der aufgehenden Sonne und gleichmäßig nach Osten auswandernd, rasch kleiner werdend, bis es nur noch ein kleiner schwarzer Fleck in der Ferne war und dann ganz verging. Kapitän Findhorn, der zusammen mit Barrett auf der Brücke stand, sah dem schwarzen Fleck nach, bis er verschwunden war, und machte sich seine Gedanken. Vielleicht war es ein Japaner, vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte man die Viroma gesichtet, vielleicht auch nicht. Bei Lage der Dinge konnte man ohnehin nichts tun.
    Die Sonne schien, wie stets auf offener See, senkrecht in den Himmel zu steigen. Gegen halb acht Uhr war sie bereits heiß, so heiß, daß sie die vom Regen und von der See durchnäßten Decks und Aufbauten der Viroma dampfend trocknete, so heiß, daß Findhorn sein Ölzeug auszog und auf dem seitlichen Brückendeck weit nach draußen ging, um sich in der Wärme zu baden und in großen Zügen die frische Morgenluft einzuatmen – sie würde, das wußte er, nicht mehr sehr lange frisch sein. Findhorn selbst fühlte sich klar, wenn auch noch ein wenig müde in den Knochen; etwa in der Hälfte der Mittelwache, als der Taifun etwas nachließ, hatte Nicolson ihn überredet, in seine Kabine zu gehen, und er hatte über drei Stunden wie ein Toter geschlafen.
    »Guten Morgen, Sir. Eine ziemliche Veränderung, nicht wahr?« Nicolsons leise Stimme, unmittelbar hinter ihm, ließ Findhorn aus seinen Träumen aufschrecken. Er wandte sich um.
    »Morgen, Jonny. Wieso sind Sie denn schon auf zu dieser unchristlich frühen Stunde?« Nicolson konnte kaum mehr als zwei Stunden Schlaf gehabt haben, das wußte Findhorn, aber er sah ausgeruht aus wie ein Mann, der wenigstens acht Stunden fest geschlafen hat.
    »Unchristlich frühe Stunde?« sagte Nicolson und warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist gleich sieben.« Er grinste. »Das Gewissen und der Ruf der Pflicht, Sir. Ich habe eben einmal rasch die Runde bei unseren nichtzahlenden Gästen gemacht.«
    »Irgendwelche Beanstandungen?« fragte Findhorn gutlaunig.
    »Ich vermute, daß die meisten im Laufe der Nacht ein bißchen seekrank waren, sonst aber gab es keine Beanstandungen.«
    »Und die, die vielleicht Grund dazu gehabt hätten, hielten es für ratsam, sich nicht zu beschweren«, sagte Findhorn. »Wie geht es den Krankenschwestern?«
    »Den beiden Chinesinnen und den zwei älteren Schwestern geht es wesentlich besser. Sie waren im Hospital und im Rauchsalon, als ich dort war, und erneuerten gerade die Verbände. Die fünf Verwundeten waren alle in guter Form und hungrig wie die Jagdhunde.«
    »Ein sehr gutes Zeichen«, meinte Findhorn. »Und wie steht es mit den beiden Jungens, die im Hospital liegen?«
    »Nicht besser, aber auch nicht schlechter, meinten die Schwestern. Ich glaube, daß sie allerhand auszuhalten haben, was man von unserem ehrenwerten Brigadier und seinem Kumpanen nicht behaupten kann. Ihr Schnarchen ist zwanzig Meter weit zu hören, und in ihrer Kemenate riecht es wie in einer Schnapsbrennerei.«
    »Und Miss Plenderleith?«
    »Macht natürlich ihren gewohnten Gesundheitsspaziergang. Hin

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