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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Solange du regelmäßig zur Arbeit kommst. Und solange nichts Dauerhaftes daraus wird.«

    Anna trat einen Schritt zurück, als habe er ihr mit seinen Worten einen Schlag versetzt, und sah zu ihm auf: »Du findest also gar nichts dabei, O-nii-chan?«
    »Nein.«
    Als er sah, wie sich Annas Augen mit Tränen füllten, wusste er, dass Schwierigkeiten auf ihn zukommen würden. Er fand sie reizend und mochte sie, auch außerhalb der Arbeit, aber nur als niedliches Objekt, das er verwöhnen konnte – aus einer Art Besitzerstolz heraus. Die Beziehung zu ihr war wie die Haut, die ihn umgab: rein oberflächlich.
    »Schwänz nur nicht wieder hinter meinem Rücken die Arbeit, hörst du?« Besorgt, dass sie wegen dieser ganzen Sache nun vielleicht bei ihm aufhören und zu einem anderen Club wechseln wollte, schloss Satake möglichst behutsam ihre Wohnungstür.
    Auf der Rückfahrt dachte er darüber nach, warum heute bloß alles irgendwie schief laufen musste, und wurde nervös. Er spürte die Gefahr; das Siegel drohte Risse zu bekommen. Satake drückte das Tor zu seiner Seele fest zu und schloss sorgfältig ab.
     
    Ohne noch einmal im »Mika« vorbeizuschauen, kehrte Satake gleich ins »Parco« zurück. Kunimatsu machte ihm die Tür auf und fragte: »Was ist mit Anna? Bleibt sie heute zu Hause?«
    »Ja, aber es ist nichts Schlimmes, morgen wird sie wieder zur Arbeit kommen.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung. Übrigens, unten scheint der Laden plötzlich zu laufen. Es ist ziemlich viel Betrieb.«
    Beruhigt, das zu hören, zählte Satake noch einmal die Gäste im »Parco«. Fünfzehn Leute insgesamt, etwa zur Hälfte Angestellte und zur anderen Hälfte Männer und Frauen, denen man deutlich ansah, dass sie dem Rotlichtmilieu angehörten. Die Mehrheit waren Stammkunden. Das Kasino war also auch einigermaßen gut besucht. Befriedigt widmete sich Satake in Gedanken wieder dem Problem, wie er Anna in Zukunft bei Laune halten konnte. Er musste verhindern, dass sie auf die Idee kam, wegen dieser Sache zur Konkurrenz überzuwechseln.
    Als Satake gerade seine Gelassenheit wiedergewonnen hatte und in aller Ruhe darüber nachdachte, wie er die Situation mit Anna am besten retten konnte, geschah es: Die Tür ging auf, und
neue Gäste traten ein. Zwei Männer mittleren Alters in gemusterten, kurzärmeligen Hemden. Beide kamen ihm vom Gesicht her irgendwie bekannt vor, als hätte er sie schon ein paar Mal gesehen und wüsste nur nicht, wo er sie unterbringen sollte. Angestellte? Selbstständige vielleicht? Die Schärfe ihrer Blicke verriet ihm, dass es sich nicht um gewöhnliche Gäste handelte. Satake, der normalerweise jeden Gast sofort einschätzen konnte, versagte in diesem Fall das Gespür. Er vermochte es nicht, die beiden einer bestimmten Kategorie von Gästen zuzuordnen.
    »Guten Abend! Treten Sie ein!«, empfing Kunimatsu sie höflich und führte sie zu den hinteren Spieltischen. Auf Bitte des einen Mannes hin erklärte er ihnen dann das Spiel und die Regeln. Als er damit fertig war, holte der von den beiden Männern, der bis dahin nur schweigend zugesehen hatte, ein schwarzes Lederetui aus der Brusttasche, klappte es vor Kunimatsu auf und sagte mit ruhiger Stimme:
    »Dezernat für öffentliche Sicherheit, Polizeipräsidium Tōkyō, mein Kollege ist vom Polizeirevier Shinjuku. Wer ist der Betreiber dieses Clubs? Ich bitte Sie alle, Ruhe zu bewahren und auf Ihren Plätzen zu bleiben!«
    Die Atmosphäre im Kasino gefror, es wurde mucksmäuschenstill, niemand bewegte sich.
    Verdammt, eine Razzia! War es das, fragte sich Satake, was er seit heute Morgen im Gefühl gehabt hatte wie eine böse Vorahnung? Schlagartig wusste er auch, warum ihm die Gesichter der beiden so bekannt vorgekommen waren: Bullenvisagen! Satake nahm ein Bakkarat-Chip in die Hand, um nicht dem Impuls nachzugeben, in lautes Lachen auszubrechen.

2
    Satake traute seinen Ohren nicht, als sich der Kriminalbeamte, der neu ins Verhörzimmer gekommen war, vorstellte.
    »Kinugasa, Dezernat Eins, Präsidium.«
    »Worum geht es hier eigentlich?«
    »Das fragst du noch?« Kinugasa lachte. Ein widerlicher Kerl mit bulligem Körperbau und einem Blick, dem nichts zu entgehen schien – ein Kripobeamter wie aus dem Bilderbuch. »Ich möchte
dir nur ein paar Fragen zu einem anderen Fall stellen, der mit deinem in Zusammenhang stehen könnte.«
    »Und dieser andere Fall wäre?«
    Was ging hier eigentlich vor? Satake hatte geglaubt, er würde nur des widerrechtlichen Betreibens

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