Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out
geschehen war, schon gar nicht beschreiben.
Aber Satake blickte zu Boden und sagte nur leise: »… Das ist nicht wahr.«
»Gut, wie du willst, bleib nur dabei, aber ich kann genauso zäh sein wie du, verlass dich drauf! Ich werde schon genug Beweise gegen dich finden. Ich werde dafür sorgen, dass du unter der Last der Indizien zusammenbrichst und nicht mal mehr piep sagen kannst!« Kinugasa klopfte Satake auf die muskulöse Schulter, als tätschele er ein Tier. Satake duckte und wand sich, um der dicken, schwieligen Pranke zu entgehen.
»Es stimmt nicht, glauben Sie mir! Ich habe ihm bloß gesagt, er soll sich in meinen Läden nicht mehr blicken lassen. Der Kerl hatte sich in meine beste Hostess verknallt und ist ihr nachgestiegen, da habe ich ihm zu verstehen gegeben, dass er das lassen soll, das war alles, ich habe ihn nur gewarnt, mehr nicht. Was danach mit ihm passiert ist, habe ich eben erst von Ihnen erfahren!«
»Ach, warnen nennst du das also, ja? Kann es sein, dass du den Begriff etwas weit fasst?«
»Was meinen Sie damit?«
»Na, denk mal scharf nach! So übel, wie du ihn zugerichtet hast!«
»Ach, reden Sie doch kein wirres Zeug!«
»Wirres Zeug, ja? Du findest doch überhaupt nichts dabei, eine Frau umzubringen, von Zuhälterei zu leben, deine Kunden zu Tode zu prügeln und in Einzelteilen verschwinden zu lassen! Bei
dir ist längst alles zu spät, Satake, du benimmst dich ja, als gäbe es gar keine Polizei – also spiel uns hier nicht das Unschuldslamm vor!«
Als Satake schwieg, zündete Kinugasa sich noch eine Hi-lite an. Zusammen mit dem Rauch stieß er hervor: »Wen hast du damit beauftragt, ihn zu zerstückeln, Satake?«
»Wie bitte?«
»In deiner Bar arbeiten doch Chinesen. Wie viel muss man der chinesischen Mafia denn zahlen, damit sie so was für einen erledigt? Geht das nach Tagespreis? So wie im Sushi-Laden? Na, wie hoch ist denn der Tarif im Moment?«
»Sind Sie verrückt? An so was hab ich mein Leben noch nicht gedacht!«
»In den Illustrierten steht, es kostet so um die Hunderttausend, einen auseinander nehmen zu lassen. Dann dürfte das für dich ja kein Problem sein, das zahlst du doch locker aus der Portokasse! Ach was, die würde wahrscheinlich für zehn Leichen reichen, was?«
Satake musste lachen. Er war die logischen Sprünge langsam leid. »So viel Geld besitze ich überhaupt nicht.«
»Ach nein? Fährst du etwa keinen Benz?«
»Das ist bloß Imagepflege. Aber für solch verrückte Sachen, von denen Sie reden, würde ich nie im Leben so viel Geld verschwenden!«
»Ach was, nach dem Mord hättest du jede Summe gezahlt, um nicht wieder in den Knast zu wandern! Diesmal könnte dich die Todesstrafe erwarten, das weißt du ganz genau«, sagte Kinugasa mit ernstem Gesicht.
Satake begriff, dass er keine Chance hatte. Sie hatten ihn längst zu Boden gezwungen. Sie waren tatsächlich davon überzeugt, dass er Yamamoto ermordet und irgendjemanden damit beauftragt hatte, die Leiche zu beseitigen. Wie sollte er da jemals wieder herauskommen? Selbst mit verdammt viel Glück würde es schwierig werden. In seinem Kopf tauchte die enge, viereckige Gefängniszelle auf. Die Vorstellung war so schrecklich für ihn, dass ihm wieder der klebrige Schweiß ausbrach.
In dem Moment wandte sich der andere Kriminalbeamte, der bisher nur still zugeschaut und das Verhör ganz Kinugasa überlassen hatte, ihm zu und sagte: »Haben Sie überhaupt schon einmal
an Yamamotos Frau gedacht, Satake? Sie arbeitet in einer Lunchpaket-Fabrik und muss ihre beiden kleinen Kinder jetzt mit dem bisschen Lohn von der Nachtschicht großziehen! Tut sie Ihnen denn gar nicht Leid?«
»Seine Frau?« Satake fielen die Bilder von der Ehefrau des Mordopfers wieder ein, die er zufällig in dieser Sondersendung gesehen hatte. Für einen Langweiler wieYamamoto war sie unerhört hübsch gewesen.
»Ja. Ihre beiden Jungen sind noch klein. Sie verstehen das vielleicht nicht, Sie haben ja keine Kinder, aber sie wird es jetzt verdammt schwer haben!«
»Das geht mich nichts an, dafür kann ich nichts.«
Satakes Ton reizte den Kripobeamten zum Widerspruch: »Das geht Sie also nichts an. Wirklich nicht?«
»Nein.«
»Wie Sie das so einfach behaupten können!«
»Aber wenn ich es doch sage: Es geht mich nichts an, weil ich nichts damit zu tun habe, wirklich nicht! Ich habe keine Ahnung!«
Kinugasa beobachtete sie beide bei ihrem stockenden Wortwechsel, wobei er sich immer wieder mit der Zunge über die Unterlippe fuhr.
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