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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Lebkuchen hätte verpackt sein können, aus der Gesäßtasche seiner Baumwollhose. »Exakt sechs Millionen. Ohne Vorauszahlung in bar läuft gar nichts, darauf habe ich bestanden.«
    »Das war gut. Aber was machen wir, wenn – schlimmstenfalls gesprochen – die Leiche doch entdeckt werden sollte?«
    »Dann müssen wir das Geld zurückgeben. Aber dann verliert X sein Gesicht, und ich werde meinen Kopf auch hinhalten müssen«, sagte Jūmonji mit zittriger Stimme, so, als wäre ihm die ganze Tragweite der Sache erst jetzt bewusst geworden. »Deshalb lassen Sie uns mit größter Sorgfalt vorgehen.«
    »Natürlich!«
    Nachdem sie den Toten fertig ausgezogen und den splitternackten Körper ins Bad gewälzt hatten, legte Jūmonji vier der Banknotenbündel aus der Papiertüte vor Masako hin: »Vier Millionen. Ich lasse es Ihnen schon da.«
    Diesmal handelte es sich nicht um neue Scheine, wie die, die sie von Yayoi erhalten hatte. Diese hier waren zerknittert, schmuddelig und von Gummibändern zusammengehalten. Exakt wie das Geld, das damals in der Spar- und Darlehenskasse zusammengekommen war. Dirty Business, schoss es Masako durch den Kopf.
     
    Sie sah auf den Wecker, den sie auf die Waschmaschine im Vorraum zum Bad gestellt hatte. Es war schon bald Mittag, und mit der Arbeit waren sie fast fertig. Allmählich sollte Jūmonji die Kartons bringen. Bei Kenji hatten sie es nicht bemerkt, weil sie wohl zu aufgeregt gewesen waren, aber die lange, kräftezehrende Arbeit in gebückter Haltung ging auf die Schultern und den Rücken. Außerdem hatten sie beide kein bisschen geschlafen, seit
sie von der Schicht gekommen waren, daher wollten sie alles nur so schnell wie möglich hinter sich bringen und ins Bett. Yoshië richtete sich auf und wollte sich aufs wehe Kreuz klopfen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
    »Ich kann ja nicht, meine Hände sind ganz blutig.«
    »Dann nimm dir doch ein Paar frische Handschuhe!«
    »Ach was, das wäre Verschwendung.«
    »Was redest du da?« Masako deutete mit dem Kinn auf das Bündel Wegwerfhandschuhe, das sie in der Fabrik hatte mitgehen lassen. »Jetzt nimm schon, wir haben mehr als genug davon!«
    »Yama-chan hat sich gar nicht blicken lassen«, sagteYoshië, während sie sich die blutverklebten Handschuhe von den Fingern riss.
    »Stimmt. Dabei hätte ich ihr gerne einmal gezeigt, wie es aussieht, wenn man so was macht.«
    »Sie hält tatsächlich ihre eigene Schuld für geringer als unsere! Dabei hat doch schließlich sie ihren Mann ermordet!«, sagte Yoshië gehässig. »Insgeheim verachtet sie uns, weil sie denkt, wir hätten es nur aufs Geld abgesehen. Dabei ist doch sonnenklar, dass wir um einiges besser sind als sie!«
    In dem Moment klingelte es an der Haustür. Erschrocken rief Yoshië: »Es kommt jemand zurück! Dein Sohn etwa?«
    Masako schüttelte den Kopf. Um diese Zeit war Nobuki noch nie heimgekommen. »Vielleicht ist es Jūmonji.«
    »Ach so, ja«, sagte Yoshië erleichtert.
    Vorsichtshalber spähte Masako durch den Spion an der Tür. Draußen stand Jūmonji mit einem Packen zusammengefalteter Kartons, die er kaum halten konnte. Masako half ihm, sie hereinzutragen. Jūmonji meldete sich bei Yoshië zurück: »Da bin ich wieder.«
    »Gut gemacht. Vielen Dank«, erwiderte Yoshië im selben Tonfall, in dem sie sich bei Schichtende bei den jüngeren Kolleginnen bedankte.
    »Ich falte sie auseinander. Wie viele brauchen wir ungefähr?«
    Acht, zeigte Masako mit den Fingern. Es war ein kleiner Mann gewesen, deshalb waren die einzelnen Beutel auch kleiner geworden als erwartet. Die verräterischsten Teile wie Kopf und Kleidung sollte Jūmonji ohnehin vorsichtshalber eigenhändig transportieren.

    »Nur acht...«, wunderte sich Jūmonji. »So wenig? Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Sie sind doch wohl hoffentlich von niemandem gesehen worden?«, fragte Yoshië besorgt.
    »Nein, alles in Ordnung.«
    »Hat Sie auch wirklich niemand beobachtet?« Mit ernster Miene sah Masako Jūmonji an. Der unbekannte Gegner durfte auf keinen Fall Wind von dieser Sache hier bekommen.
    »Ich glaube nicht. Nur...«
    »Nur was?«
    »Auf dem leeren Grundstück gegenüber von Ihrem Haus hat eine Frau gestanden, aber nicht lange, sie war gleich wieder verschwunden.«
    »Was für eine Frau?«
    »Untersetzt, zwischen vierzig und fünfzig, vom Typ dicke Tante.«
    Eindeutig dieselbe Frau, die bei Masako geklingelt hatte, weil sie angeblich das Grundstück kaufen wollte. »Hat es ausgesehen, als

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