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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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furchterfüllte Miene sah, fing Yoshië wieder zu weinen an. »Aber was sollen wir denn jetzt machen? Sag doch, was sollen wir nur machen, um Himmels willen?«
    Masako kaute immer noch an den Nägeln. »Das Geld nehmen und abhauen.«
    »Aber das ist in meinem Fall doch ganz und gar unmöglich!«
    »Tja, dann wirst du dich halt ungemein in Acht nehmen müssen.« Damit wandte Masako sich wieder Kunikos Leichnam zu. Was sollten sie damit machen? Das war im Moment das größte Problem. Zerstückeln? Die Mühe konnten sie sich eigentlich sparen, denn der Auftraggeber hatte sein einziges Ziel, ihnen Angst einzujagen, ja schon erreicht. Doch die Leiche einfach so wegzuwerfen war zu gefährlich. »Was machen wir mit Kuniko?«
    »Lasst uns zur Polizei gehen und alles beichten«, schlug Yoshië, die wie erschlagen neben der Waschmaschine saß, mit mattem Stimmchen vor. »Wieso müssen wir uns auf so was Verrücktes einlassen? Ich habe keine Lust, darauf zu warten, wie Kuniko ermordet zu werden!«
    »Dann landen wir alle hinter Gittern. Ist dir das etwa egal?«
    »Nein«, sagte Yoshië, »aber was sollen wir denn sonst tun?«
    »Schaffen wir sie doch einfach fort«, sagte Jūmonji nach einer Weile nachdenklichen Schweigens, den Blick starr auf Kunikos opulente Brüste gerichtet.
    »Und wohin?«
    »Irgendwohin. Und dann stellen wir uns dumm.«

    »Das wäre eine Möglichkeit. Aber ich will, dass dieser Satake zur Verantwortung gezogen wird.«
    »Wie soll das denn bitte gehen?«, sagte Jūmonji und schaute Masako vorwurfsvoll an.
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich will ihm zeigen, dass ich nicht etwa nur hier sitzen bleibe und vor Angst schlottere!«
    »Warum denn das, um Himmels willen?«, rief Yoshië mit ungläubigem Gesicht. »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«
    »So kommt er wenigstens auch in Schwierigkeiten. Wenn wir nichts unternehmen, werden wir sang- und klanglos untergehen, einfach so, für immer!«
    »Aber wie wollen Sie das anstellen, Frau Katori?«, fragte Jūmonji, wobei er die Augen zu Schlitzen zusammenzog und sich den Ein-Tage-Bart rieb.
    »Ob wir ihm Kunikos Leiche nicht zurück ins Haus liefern können?«
    »Wo wohnt er denn?« Yoshië presste völlig übermüdet die Hände auf die Augen. »Das wissen wir doch gar nicht, oder?«
    »Stimmt«, gab Masako zu und verfiel ins Grübeln.
    »Moment!«, rief Jūmonji und machte eine Handbewegung, als müsse er sie beide beschwichtigen. »Lasst uns mal in aller Ruhe nachdenken, das ist sehr wichtig jetzt.«
    Da sah Masako, dass in Kunikos Mund ein Stück schwarzer Stoff steckte. Rasch streifte sie sich ein Paar Plastikhandschuhe über und zog daran. Zum Vorschein kam zusammengeknüllte Unterwäsche, die sich beim vorsichtigen Ausbreiten als ein spitzenbesetzter, luxuriöser Slip in Kunikos Größe entpuppte. Im Umkleideraum der Fabrik hatte sie sie immer nur in billigem Zeug gesehen, erinnerte sich Masako, demnach musste Kuniko, als sie diese Reizwäsche anlegte, wohl mit einer Gelegenheit gerechnet haben, sich auszuziehen – das hätte ihr ähnlich gesehen.
    »Er hat ihr das da in den Mund gestopft und sie dann erdrosselt«, sagte Jūmonji mit mitleidigem Blick auf das breite Würgemal um Kunikos Hals.
    Immer noch den Slip in der Hand, fragte Masako ihn: »Hören Sie, Jūmonji-san: Sah dieser Mann gut aus?«

    »Na ja, über sein Gesicht kann ich nicht viel sagen, aber sein Körperbau war nicht schlecht.«
    Er hatte sie mit seinen männlichen Reizen in die Falle gelockt. Masako überlegte, ob es einen solchen Mann in Kunikos Umfeld gegeben hatte. Aber aufgrund des Bruchs mit ihr wusste sie so gut wie nichts über ihre privaten Beziehungen in der letzten Zeit. Resigniert ließ Masako die Schultern hängen. »Wir werden sie wohl auseinander nehmen müssen. Im Moment jedenfalls sehe ich keine andere Möglichkeit.«
    »Was sagst du da? Aber ich will nicht! Nein, ich werde das nicht tun«, murmelte Yoshië. »Kuniko zerstückeln! Da muss man ja Albträume bekommen, widerlich!«
    »Ach so, dann brauchst du also gar kein Geld, Meisterin? Okay, wie du willst, dann mache ich eben alles alleine und kassiere deinen Anteil mit. Und die Million, von der wir gesprochen haben, kriegst du natürlich auch nicht«, sagte Masako, und sofort fuhr Yoshië hoch:
    »Aber das kannst du nicht machen! Ich muss doch umziehen!«
    »Tja, und wenn jemand auf die Idee kommt, mal kurz ein Streichholz an dein Haus zu halten, ist alles schnell vorbei«, sagte Masako gehässig,

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