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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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wurde Yayoi leichenblass. »Das ist doch nicht dein Ernst?«
    Masako sah ungerührt zu, wie alles Blut aus einem menschlichen Antlitz wich. »Doch. Ich werd’s jedenfalls versuchen.«
    »Danke.« Yayois Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Ich danke dir. Dass du das für mich tun willst, hätte ich nie für möglich gehalten!«
    »Ob es klappen wird, weiß ich nicht, wir werden sehen. Diese Lösung kommt mir jedenfalls besser vor, als irgendwo in den Wald zu fahren, ein Loch zu schaufeln und ihn dort zu begraben. Damit wäre das Corpus Delicti nicht beseitigt. Wir dürfen nicht den Hauch eines Beweises hinterlassen, unter keinen Umständen.« Der Gedanke, dass Yayois Idee gar nicht so verkehrt war, war ihr während der Schicht gekommen, als sie an der Reihe war, ihre Toilettenpause zu nehmen. Auf dem Weg zu den Klos in der Ecke der Fabrik war sie an den großen, blauen Müllkübeln vorbeigekommen, die zur Entsorgung der Lebensmittel dienten, die während der Arbeit auf den Boden fielen.
    »Aber damit würdest du eine Straftat begehen. Zu der ich dich angestiftet habe...«, murmelte Yayoi bedauernd.

    »Natürlich, das ist mir klar. Und ich weiß auch, dass es eine scheußliche Arbeit sein wird, eine Leiche endgültig verschwinden zu lassen. Aber man kann sie als Abfall betrachten, der entsorgt werden muss. Ja, das wird das Beste sein. Vorausgesetzt, du bist damit einverstanden und kannst es ertragen, dass dein Ehemann auseinander genommen und wie Müll weggeschmissen wird. Kannst du das?«
    »Klar.« Yayoi verzog den Mund, wie sie es schon ein paar Mal getan hatte. Man hätte meinen können, sie lächelte. »Geschieht ihm recht.«
    »Du wirst mir langsam unheimlich.« Masako starrte Yayoi an. »Wirklich, du kannst einem Angst einjagen.«
    »Du auch.«
    »Nein, bei mir liegt die Sache doch wohl etwas anders.«
    »Wie anders?«
    »Ich betrachte das als Arbeit, die erledigt werden muss.« Yayoi machte ein verwundertes Gesicht. »Was bist du nur für ein Mensch, Masako-san.«
    »Genauso einer wie du: Ich habe einen Mann, ein Kind, Arbeit, aber ich bin einsam.«
    In dem Moment ließ Yayoi plötzlich die Schultern hängen und sah zu Boden, vielleicht um die Tränen zu verbergen, die ihr in die Augen stiegen.
    »Nun heul nicht.« Masako klopfte ihr auf die Schulter. »Das ist ja jetzt vorbei. Du selbst hast schließlich den Schlussstrich gezogen.«
    Yayoi nickte wie in Trance; Masako legte ihr die Hand auf den Rücken und schob sie in den Aufenthaltsraum zurück, wo Yoshië und Kuniko, die sich schon fertig umgezogen hatten, bei einem Kaffee zusammensaßen. Mit einer dünnen, langen Zigarette im Mundwinkel und argwöhnischen Augen sah Kuniko ihnen beiden entgegen.
    »Fahr nur schon nach Hause, Kuniko. Ich habe mit der Meisterin noch etwas zu besprechen.«
    Kuniko sah Yoshië forschend an. »Ihr wollt mich ausschließen? Was habt ihr denn so Wichtiges zu bereden, wo ich nicht dabei sein darf?«
    »Geld, es geht um Geld, das ich mir von ihr leihen will.«

    Kuniko nickte widerwillig, hing sich die Handtasche mit Goldkette – ein Chanel-Imitat – über die Schulter und stand auf. »Na, dann – entschuldigt mich.«
    Masako hob die Hand zum Gruß und verschwand in den Umkleideraum. Yoshië, die Kuniko so geschickt abgeschüttelt hatte, schlürfte genüsslich an ihrem Pappbecher mit stark gesüßtem Kaffee.
    Masako tauschte die weiße Arbeitskleidung schnell gegen Jeans und Polohemd aus, nahm wie selbstverständlich zwei Vinyl-Schürzen von Arbeiterinnen, die schon einige Zeit nicht mehr zur Schicht erschienen waren, an sich und verstaute sie in ihre Papiertüte. Unten in der Fabrik hatte sie sich mehrere Paare Wegwerfhandschuhe besorgt, die nun in ihrer Hosentasche steckten. Mit unbewegtem Gesicht ging sie in den Aufenthaltsraum zurück, setzte sich auf die Tatami-Stelle, die noch warm war von Kunikos Hintern, und holte ihre Packung Zigaretten heraus. Yayoi, die ebenfalls fertig umgezogen war, wollte sich schon zu ihnen setzen, doch Masako gab ihr mit den Augen zu verstehen, dass sie schleunigst nach Hause gehen sollte.
    »Tja dann, ich hab’s eilig«, murmelte Yayoi, doch während sie den Aufenthaltsraum verließ, sah sie sich immer wieder unsicher zu Masako um. Die Angst schien ihr wie ein großer Brocken auf den Schultern zu lasten.
    Im Moment, da ihr Rücken verschwand, fragte Yoshië mit gedämpfter Stimme: »Nun mal raus mit der Sprache: Was ist los? Ich bin ja schon ganz nervös von deiner

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