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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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eingegangen ist.« Yoshië stieß ihr mit dem Ellbogen in die Seite, während sie ihr den Arbeitsplan reichte: Rippchen auf koreanische Art, 850 Portionen. Doch für Masako waren die Ereignisse vom frühen Abend bereits graue Vorzeit. Unwillkürlich grinste sie.
    »Was war denn heute?«, fragte Kuniko, die ihr, gerissen wie sie war, die Arbeit des Schalenanreichens weggeschnappt hatte, da Masako später als sonst ans Band gekommen war.
    »Ach, tut mir Leid. Es hat so lange gedauert, bis ich von zu Hause weggekommen bin.«
    »So? Komisch, ich hab vorsichtshalber bei dir angerufen, bevor ich losgefahren bin.«
    »Ist niemand rangegangen? Dann werde ich schon weg gewesen sein.«
    »Ja, aber dafür bist du ziemlich spät.«
    »Ich war noch einkaufen«, sagte sie bestimmt, und Kuniko gab endlich Ruhe, doch ihre Zudringlichkeit ging Masako auf die Nerven. Man musste sich wirklich in Acht nehmen vor ihrem erstaunlich guten Riecher.
    Ihr fiel auf, dass Yoshië, während sie die Vorbereitungen zum Reisaufgeben traf, immer wieder zu Yayoi weiter unten am Band hinübersah. Masako folgte ihrem Blick: Yayoi stand wie angewurzelt da und starrte geistesabwesend vor sich hin. Sie trug denselben weißen Kittel, mit dem sie am Vortag in die Schweinebratensoße gefallen war. Die Soße war zwar längst getrocknet, hatte aber an Hüfte und Rücken große, braune Flecken hinterlassen, die sofort ins Auge fielen.
    »Was ist los mit euch beiden, ist irgendetwas passiert?«, fragte Yoshië.
    »Wieso?«
    »Na ja, die Kleine ist völlig von der Rolle, und du kommst so spät …«

    »Sie war doch auch gestern schon so. Stell lieber schnell das Band an, Meisterin, bevor Nakayama antanzt!«, drängte Masako und übernahm die Position des Fleischglättens, eine Arbeit, nach der sich niemand drängte. Yoshië stellte keine weiteren Fragen mehr, nickte kurz und schaltete das Fließband ein. Zuerst machte der Arbeitsplan die Runde. Dann hörte man das dumpfe Klacken, mit dem die Reisfüllmaschine ansprang. Aus der stählernen Tülle plumpste der erste, viereckige Reisklumpen in die Plastikschale, die Kuniko Yoshië angereicht hatte. Die harte, lange Schicht hatte begonnen.
    Während Masako die aneinander klebenden, verdrehten, kalten Rippenfleischscheiben auseinander zog und flach drückte, spürte sie auf einmal Blicke und hob den Kopf. Ihr gegenüber am Band, ebenfalls in der Position des Fleischglättens, stand urplötzlich Yayoi und sah sie an.
    »Was ist? Was hast du?«
    » So würde ihn niemand mehr erkennen, meinst du nicht?«, sagte sie und senkte den Blick immer wieder bedeutungsvoll auf das Fleisch. In ihren Augen lag ein Glanz, der durchaus an Wahnsinn erinnerte.
    »Sei still!«, schimpfte Masako leise. Verstohlen schaute sie auf die Arbeiterinnen neben sich, aber niemand schien Notiz von ihrem Gespräch genommen zu haben. Tadelnd sah sie Yayoi an. Die bemerkte ihren bohrenden Blick und machte ein ängstliches Gesicht. Erst war sie übermütig, dann fühlte sie sich ertappt, schmollte, war zu Tode betrübt und konnte jeden Moment in Tränen ausbrechen. Masako hatte ernste Zweifel, ob Yayoi die bevorstehenden Schwierigkeiten zu meistern imstande war. Und damit bekam auch sie selbst ein Problem, weil sie ihr geholfen hatte.

7
    Die Fabrik war wie ein Kasten aus rostfreiem Edelstahl, vom Wetter draußen bekam man nichts mit.
    Als die Schicht um fünf Uhr dreißig endlich vorbei war und Masako ihre müden Füße die Treppe zum ersten Stock hinaufschleppte, hörte sie, wie eine Arbeiterin weiter oben erstaunt ausrief: »Ach je, es regnet ja!« Sofort schoss ihr das Bild ihres Corolla
in den Kopf, auf dessen Kofferraum der Regen niederprasselte. Sie mussten rasch entscheiden, wie es weitergehen sollte.
    »Hast du es besonders eilig heute?«, fragte Yoshië Masako, während sie sich den Wegwerf-Mundschutz vom Gesicht riss und sich dann damit über die fettbespritzten Schuhe wischte.
    »Wieso fragst du?«, entgegnete Masako, die es ihr gleichtat und sich mit dem Mundschutz über die beschmutzten Seiten ihrer Stan-Smiths fuhr, die sie extra für die Fabrikarbeit gekauft hatte.
    »Wieso ›wieso‹? Du machst so ein beängstigendes Gesicht!« Die klein gewachsene, eckige Yoshië schaute kurz zu ihrer völlig anders gebauten Kollegin auf. Aber Masako verstaute die Tennisschuhe im Schuhschrank unter dem Fenster und sah in den grauen Morgenhimmel hinaus. Entgegen ihrer Vorstellung benetzte lediglich feiner, sanfter Nieselregen die Teststrecke der

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