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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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vorher mit einem Fisch- oder Fleischmesser einen Einschnitt zu machen. Falls es dann immer noch nicht klappt, werden wir weiter sehen.«

    Yoshië schien auf Arbeit umgeschaltet zu haben und übernahm plötzlich das Kommando wie in der Fabrik, wenn sie am Kopf des Fließbands stand. Masako ging rasch in die Küche und holte ihr schärfstes Sashimi-Messer und den Werkzeugkasten, in dem die Säge war. Außerdem brauchten sie noch Plastikbeutel für Hausmüll. Am besten, sie füllten die Fleischstücke sofort hinein, sobald sie abgeschnitten worden waren. Masako zählte ihren Vorrat an Mülltüten durch und kam auf rund hundert Stück. Sie hatte sie im Supermarkt in der Nachbarschaft gekauft, aber es waren die von der Stadt Tōkyō empfohlenen, ganz gewöhnlichen, mit Kalziumkarbonat versetzten Polyethylen-Beutel, so dass man ihre Spur wohl nicht würde zurückverfolgen können.
    »Wenn wir die Tüten doppelt nehmen, können wir gut fünfzig Hausmüll-Portionen abpacken. Was meinst du, Meisterin, wie sollen wir es am besten anfangen?«
    »Wir durchtrennen erst mal die Gelenke, und dann müssen wir zusehen, möglichst kleine Stücke hinzukriegen«, antwortete Yoshië, während sie die Schärfe des Sashimi-Messers prüfte. Ihre Hand zitterte leise.
    Masako suchte mit den Fingerspitzen die Lücke zwischen den Halswirbeln unterhalb des Adamsapfels, setzte entschlossen das Messer an und schnitt. Sofort stieß sie auf Knochen, also schnitt sie darum herum – und ein Schwall von dickem, schwärzlich dunklem Blut quoll ihr entgegen. Erschrocken über die große Menge, hielt sie inne.
    »War das die Halsschlagader?«
    »Wird wohl.«
    Blitzschnell war die Plastikdecke ein Meer von Blut. Masako nahm rasch das Sieb vom Abfluss. Die zähflüssige Masse kam in den Sog und floss ab. Es war ein merkwürdiges Gefühl, darüber nachzudenken, ob Kenjis Blut im Abwasser mit dem Badewasser vom vergangenen Abend zusammenfloss, das aus einer anderen Welt zu stammen schien. Im Nu klebten die Gummifinger ihrer Handschuhe zusammen, so dass sie sie nicht mehr bewegen konnte. Yoshië fischte nach dem Duschschlauch, schloss ihn an den Wasserhahn an und spülte ihr das Blut ab. Doch von dem Gestank blieb ihnen in dem engen Bad beinahe die Luft weg.
    Mit der Säge war es einfach, den Kopf abzutrennen. Als Kenjis
Schädel mit dumpfem, hässlichen Ton zu Boden rollte, hatte sich sein toter Körper in ein bizarr geformtes Ding verwandelt. Masako zog zwei schwarze Mülltüten übereinander, verpackte den Kopf darin und setzte ihn auf die Abdeckung der Badewanne.
    »Wir sollten ihn vielleicht besser ausbluten lassen.«
    Beherzt packte Yoshië die kopflose Leiche bei den Knöcheln und hob sie hoch. Die Luftröhre klaffte auf, man sah rotes Fleisch, und aus der Schlagader quoll immer noch ununterbrochen das Blut. Bei diesem Anblick standen Masako sämtliche Haare zu Berge, und sie dachte: Teufelswerk ist das, und wir sind die Teufel. Aber vom Gefühl her blieb sie erstaunlich kühl und wünschte nur, die Arbeit schnell zu Ende zu bringen. Sie wusste, wenn sie sich zwang, nur an die Abfolge von Handgriffen zu denken, würde sie den widerspenstigsten Teil ihrer Nerven lahm legen können, der wahrscheinlich blanke Angst war.
    Als Nächstes setzte Masako das Fischmesser im Bereich eines der Hüftgelenke an. Die gelbe Fettschicht machte das Messer glitschig. »Das ist ja genau wie bei einem Hähnchen«, murmelte Yoshië. Als sie auf den Oberschenkelknochen getroffen war, stellte Masako ihren linken Fuß auf Kenjis Schenkel, nahm die Säge und durchtrennte den dicken Knochen wie einen Baumstamm. Es dauerte zwar eine Weile, aber die Beine ließen sich einfacher als erwartet zerlegen.
    Die Schultergelenke hingegen bereiteten Schwierigkeiten, da sie nicht wusste, wo sie die Einschnitte machen sollte. Außerdem erschwerte die Totenstarre die Arbeit. Auf Masakos Stirn bildeten sich dicke Schweißperlen.
    Yoshië wurde ungeduldig. »Wenn wir nicht schnell machen, wacht meine Schwiegermutter noch auf!«
    »Das weiß ich ja, du könntest mir auch etwas mehr beim Zerlegen helfen!«
    »Aber es ist doch nur eine Säge da!«
    »Ich hätte dich bitten sollen, von zu Hause eine mitzubringen!«
    »Dann wäre ich gar nicht erst hergekommen«, erwiderte Yoshië verdrossen.
    »Auch wieder wahr.«
    Plötzlich verspürte Masako den Impuls zu lachen. Das Ganze hatte etwas Albernes. Sich über solche Sachen aufzuregen, während
sie Kenji, mit dem sie absolut nichts zu tun hatten,

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