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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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Anzahl an Tonscherben immerhin feststellen, dass sich mit Sicherheit (wesentlich) mehr Schriftrollen in den Höhlen befunden haben müssen, als letztlich offiziell gefunden und publiziert worden sind. Dafür, dass einiges erhalten geblieben, aber nicht mehr aufzufinden ist, spricht auch der Fundbericht nach dem vorläufigen Abschluss der Arbeiten Mitte der 50er-Jahre (wobei aller wissenschaftlichen Akribie zum Hohn sich nach wie vor die Beduinen als die weitaus besten Schriftrollenfinder herausstellten – auch die Entdeckung der berühmt gewordenen Höhle 4, die allein zwei Drittel des Gesamtmaterials beinhaltete, ging auf ihr Konto):
    Richtige Schriftrollen, von denen mindestens die Hälfte des einstigen Textbestandes noch zusammenhängend erhalten ist, gibt es im Rahmen der Qumran-Funde nur neun an der Zahl. (Hartmut Stegemann, Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus.)
    Das würde bedeuten, dass mindestens sieben der insgesamt nur neun gut erhaltenen Rollen bereits im Umlauf waren – drei beim hebräischen Archäologen Sukenik, wenigstens vier beim syrischen Metropoliten Samuel. Dabei hatten die unter wissenschaftlicher Prämisse stehenden Ausgrabungen noch gar nicht begonnen und erst eine von letztlich elf Qumran-Höhlen war überhaupt entdeckt worden.
Haben die Beduinen nach der Entdeckung einer Qumran-Höhle die besten Stücke beiseitegeschafft?
    Interessanterweise listet Stegemann sieben (oder sechs, der Text ist diesbezüglich nicht eindeutig) der laut ihm neun (oder zehn) gefundenen, zumindest zur Hälfte erhaltenen Rollen als aus Höhle 1 stammend auf. Jene Höhle, in die der Stein des Muhammad ad-Dhib geflogen war.

    Die Lage von Qumran. Grafik: Daniel Baránek
    Es erscheint zumindest merkwürdig, dass sich in den anderen zehn Höhlen zwar Unmengen an fragmentarischem Material, aber lediglich drei „gute“ Rollen befunden haben sollen; es ist nichts bekannt, das die anscheinend herausragenden konservierenden Eigenschaften der Höhle 1 erklären könnte. Haben die Beduinen, die nach Höhle 1 noch die Höhlen 2, 4, 6 und 11 finden sollten (Höhle 4 mit Fragmenten von 600 [!] Schriftrollen), womöglich die besten Stücke für sich und ihren Profit behalten? Mit Sicherheit war ihnen in der Zwischenzeit klar geworden, wie viel Geld die richtigen Abnehmer für diese halb verfaulten Schriftrollen zu zahlen bereit waren.
    Der Schwarzmarkt blühte, Schriftrollen wechselten von der jordanischen auf die israelische Seite; dem Metropoliten Samuel wird nachgesagt, in den Vereinigten Staaten eine Million Dollar gefordert zu haben; übrigens per Inserat im Wall Street Journal am 1. Juni 1954:
    Verkäufe – Verschiedenes
„The Four Dead Sea Scrolls.“ Biblical Manuscripts dating back to at least 200 BC are for sale. This would be an ideal gift to an educational or religious institution by an individual or group. Box F 206, The Wall Street Journal
    Letztlich hat er (seine) vier Rollen für 250.000 oder 300.000 Dollar an den Staat Israel verkauft, wie der damalige Staatschef David Ben Gurion im Februar 1955 verlauten ließ.
    Seriöse Autoren kommen in ihrer Conclusio zu der konzentrierten Undurchsichtigkeit rund um die Qumran-Funde stets dahin, dass über die Fakten wenig wirklich mit Sicherheit bekannt ist. Das wiederum lässt fast beliebigen Spielraum für Mutmaßungen aller Art.
    Apropos Verschlusssache
    Zwei US-Journalisten erkannten diesen Spielraum für Spekulationen als ausgesprochen profitable Marktlücke. Aufgehängt auf der „Tatsache“, dass 1990, vier Jahrzehnte nach dem Auffinden der ersten Schriftrollen vom Toten Meer, erst 25 % des Materials veröffentlicht worden seien, erschien 1991 ein Buch, das den Dornröschenschlaf der Qumran-Forschung mit einem Schlag beendete. „Michael Baigent – Richard Leigh: Verschlusssache Jesus. Die Qumranrollen und die Wahrheit über das frühe Christentum“ stürmte auf einen Schlag die Sachbuch-Bestsellerlisten, hielt sich dort länger als ein Jahr auf Platz eins und wurde in fast 400.000 Exemplaren verkauft.
Jesus, der Rebell und Paulus, der Agent der Römer?
    Die sensationellsten Behauptungen des Autorengespanns wurden begierig für bare Münze genommen: Schuld an der Verzögerung der Veröffentlichung sei der Vatikan, der damit das Bekanntwerden äußerst unliebsamer Tatsachen über Jesus verhindern wolle. Dieser sei nämlich ein Rebell gewesen und habe mit der bekannt militant-nationalistischen Zeloten-Bewegung in Verbindung gestanden.
Paulus

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