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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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fragen nach dir. 33 Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? 34 Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! 35 Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. (www.bibel-online.net)
    Mag der Prophet im eigenen Haus auch nichts gelten, hat sich jedoch im weiteren Verlauf der Geschichte herausgestellt, dass ein enges Verwandtschaftsverhältnis zu Jesus zumindest kein Hindernis ist, dem Messias auch im geistigen Sinne ein Bruder zu sein. Der folgende Abschnitt nennt leibliche Brüder Jesu bei ihren Namen, die ihre zu diesem Zeitpunkt noch bestehende Skepsis überwinden und an Jesus glauben konnten – sie sind uns als prominente Apostel geläufig.
    Mk 6,3: Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses (!) und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. 4 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. (www.bibel-online.net)
    Diese Bibelstelle findet sich fast wortident auch bei Matthäus, dort ist allerdings der zweite Name mit Josef angegeben, wie er wohl auch lautete.
    Deutlich wird in diesen Zitaten aber nicht nur, dass Jesus sich zumindest mit seinen engsten Verwandten, seinen Brüdern und Schwestern (EvPh, Spruch 32), einig geworden ist, sondern auch die herausragende Bedeutung des Jakobus: Er wird unter vier Brüdern an erster Stelle genannt; allgemein wird angenommen, dass die Reihenfolge der Nennung in der Bibel mit der Rangfolge in der Gemeinschaft identisch zu verstehen ist, um die es, ungeachtet aller Nächstenliebe, einen permanenten eifersüchtigen Streit gab.
    Für die Bedeutung des Herrenbruders Jakobus finden sich auch deutliche Belege unter den Nag-Hammadi-Schriften. Allen voran die:

Apokalypsen des Jakobus
    Für das Wort Apokalypse hat sich gemeinhin die Bedeutung „Untergang, Endzeitkatastrophe“ eingebürgert. Die ursprüngliche Wortbedeutung ist jedoch „Offenbarung“ – wir begegnen in einer (biblischen) Apokalypse also einer meist prophetischen Sicht der Dinge, wie sie einem Jünger offenbar wurde; diese Visionen neigen indes häufig dazu, Endzeitstimmung zu verbreiten, weshalb heutzutage kaum noch jemand in der Lage ist, Apokalypse in seinem eigentlichen, neutralen Sinn zu verstehen.

    Krieg, Pest, Dürre, Tod – die vier apokalyptischen Reiter, hier in Albrecht Dürers weltberühmter Darstellung, brachten Verderben und Untergang über die Menschheit und führten dazu, dass jede biblische "Offenbarung" tendenziell als Weltuntergangsprophezeiung aufgefasst wird.
    Von Nag Hammadi sind uns zwei Apokalypsen des Jakobus überliefert, beide mit identem Titel. Deshalb spricht man von der ersten und der zweiten Apokalypse des Jakobus, abgekürzt 1 ApokJk und 2 ApokJk. Die im Vergleich zu 2 ApokJk spezifisch gnostischere Ausrichtung von 1 ApokJk, deren Entstehung nicht vor der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts anzusiedeln ist, führt zu der etwas verwirrenden Situation, dass die sogenannte zweite Apokalypse des Jakobus vor der ersten entstanden sein dürfte.
Jakobus, der Herrenbruder – der perfekte Jünger im gnostisch beeinflussten Christentum
    Deutlich wird ganz offensichtlich die Bedeutung, die das gnostisch beeinflusste Christentum dem Herrenbruder Jakobus beimisst – er ist der perfekte Jünger, der „Erleuchtete und Erlöser“ (2 ApokJk 55, 17 f.) und der „Empfänger der Erstlingsgabe der Gnosis“ mit der Auflage, diese an ausgesuchte andere weiterzugeben (1 ApokJk 42, 9 ff.). Im Thomasevangelium war davon die Rede, dass wegen Jakobus „der Himmel und die Erde“ entstanden seien. Und selbst von Kirchenvätern wie Hippolytus von Rom und Clemens von Alexandrien „wird Jakobus als gnostische Autorität ausgewiesen“ (Lüdemann, Janßen, S. 159). Er sei einer jener Auserwählten unter den Auserwählten gewesen, die von Jesus nach der Auferstehung Sonderbelehrungen erfahren durften. In den gnostischen Schriften nimmt Jakobus dabei häufig die Position des Petrus ein; er erhält in 1 ApokJk einen neuen Beinamen, „der Gerechte“, und in einer hier nicht näher behandelten Nag-Hammadi-Schrift, dem Brief des Jakobus, werden ihm Worte in den Mund gelegt, die laut dem kanonischen Markusevangelium eigentlich Petrus gesagt haben soll.
    Die erste Apokalypse des Jakobus

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