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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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ihn zu einer Diskussion über die politische Lage veranlassen sollte.
    In dieser schwierigen Situation konnte John erleben, was seine schöne Frau mit ihrem Charme und ihren subtilsten Schmeicheleien zuwege brachte. Sie schaffte es, dass der zurückhaltende Pitt plötzlich zu sprechen begann.
    »Neuerdings bin ich nur selten im Parlament anzutreffen. Ich kann meine Zeit in meinem Haus in Wimbledon besser nutzen als im Unterhaus.«
    »Da sind Sie nicht der Einzige, Mr. Pitt«, erklärte Henry. »Vor der Sommerpause waren die Bänke nur ganz schwach besetzt.«
    »Als Sie noch Premierminister waren, William, gab es keine freien Plätze, und die meisten Besucher auf der Galerie mussten stehen«, sagte Georgina voller Bewunderung. »Ihre Rednerkunst ist eben unübertroffen.«
    »Nach allem, was Lord Holland mir berichtet, unterstützen die Tory-Abgeordneten Addington nur sehr zögernd«, sagte John.
    »Addington forderte mich auf, in sein Kabinett einzutreten, doch habe ich abgelehnt«, gestand Pitt.
    Georgina schenkte dem ehemaligen Premier ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Warum haben Sie abgelehnt, William?«
    »Als Kabinettsmitglied könnte ich an der Regierung keine Kritik üben.«

    »Gibt es denn etwas zu kritisieren?«, fragte Georgina drängend.
    »Allerdings, meine Liebe. Die steigenden Schulden laufen der Regierung aus dem Ruder. Das Steuersystem müsste reformiert werden, doch können sich Whigs und Torys nicht einigen, sodass wieder nichts geschieht.«
    John warf eine grundsätzliche Frage auf. »Mr. Pitt, sind Sie Gegner eines strikt parteipolitischen Systems?«
    »Das bin ich, Euer Gnaden. Ich gelte als Tory, bin in Wahrheit aber ein unabhängiger Whig.«
    Dieses erstaunliche Eingeständnis veranlasste Georgina, ihrem Mann einen Blick zuzuwerfen. Johns Augen trafen die ihren, und sie wusste, dass sie beide dasselbe dachten. Jetzt war es an ihr, mit passenden Themen William Pitt aus der Reserve zu locken.
     
    Nachdem alle sich zurückgezogen hatten, wartete Georgina im Bett sitzend voller Ungeduld auf John. Als er eintrat, wurde sofort wieder über Politik gesprochen. »Glaubst du, Pitt würde sich überreden lassen, sich der Opposition anzuschließen?«
    »Deine Überlegungen sind das genaue Spiegelbild meiner eigenen Gedanken. Wenn Addington im Parlament keine Unterstützung findet, wird er zurücktreten müssen.«
    »Wirst du es Pitt vorschlagen?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich ihn überreden könnte.« John legte den Arm um sie und zog sie an sich. »Du bist deiner Aufgabe als Gastgeberin heute ganz brillant gerecht geworden. Aber genug jetzt von Politik. Konzentriere dich lieber auf deine Aufgabe als Ehefrau.«
    Sie schloss die Augen und bot ihm ihren Mund dar. Ganz plötzlich aber zog sie sich zurück. »Ich hab’s! Charles James Fox sollte derjenige sein, der Pitt vorschlägt, die Seite zu wechseln.«
    »Wieso hat es so lange gedauert, bis dir das einfiel? Du warst es doch, die ihn eingeladen hat.«
    »Natürlich habe ich Fox eingeladen. Er ist nicht nur Oppositionsführer,
er ist auch Henrys Onkel. Fox ist zudem ein enger Freund der Gordons, und in Paris waren wir oft zusammen.«
    »Wieder ein männliches Wesen, das deinem fatalen Charme zum Opfer gefallen ist.« Dann löschte sein besitzergreifender Mund alle anderen Männer aus ihrem Bewusstsein.
    Nachdem sie sich geliebt hatten, lag Georgina im Dunkeln da und fühlte sich irgendwie verletzt. Nicht zum ersten Mal hatte John sich vor dem Höhepunkt zurückgezogen. Er will mich nicht als Mutter seiner Kinder. Er liebt mich nicht genug. Diese Ehre bleibt seiner engelsgleichen Elizabeth vorbehalten.

30
    I ch liebe den Duft frisch gemähten Heus.« Georgina war mit Johns Söhnen ausgeritten, damit sie bei der Ernte zusehen konnten. Die Männer schnitten Getreide und Gras, und die Frauen folgten ihnen dichtauf und banden die Halme zu Garben. »Bist du sicher, dass du auf dem Feld mithelfen möchtest?«
    »Für die Farmer ist es Arbeit, für uns aber ist es ganz neu und faszinierend, Heuschober zu bauen«, versicherte Francis ihr.
    »Oder sind es etwa die hübschen Farmerstöchter, die dich locken?«, neckte sie ihn. »Ich muss jetzt gehen und mich fertig machen. Die Regierung fällt heute in Scharen über Woburn her.«
    Wieder im Haus, ging Georgina sofort in den großen Speisesaal, um die gedeckte Tafel zu überprüfen »Sie haben sich selbst übertroffen, Mr. Burke. Besonders die Blumen sind begeisternd.« Arrangements von stachligen Astern in den

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