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Die Unermesslichkeit

Die Unermesslichkeit

Titel: Die Unermesslichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Fisch der Studentin machen mussten und mit keinem von Carl. Einheimische. Plauderten die ganze Zeit, mussten Metallica überbrüllen. Sie arbeiteten seit Jahren hier, und sie hatten keine hohe Meinung von dieser Firma.
    Scheiße, aus einer Fischfabrik kann man nicht gefeuert werden, sagte eine zur anderen, vor allem nicht aus dieser. Drunter kommt nichts mehr.
    Sie plauderten über Männer und Geld, und sie arbeiteten schon so lange hier, dass sie sich nicht konzentrieren mussten. Carl kämpfte mit jedem Fisch. Erst die Membran, versuchen, irgendwo in der Nähe des Afters einen Zipfel zu finden, dann oben, wo der Kopf entfernt worden war, nach den beiden Blutsäcken suchen. Um dieses Blut herauszutreiben, musste er mit einem Daumen fest drücken. Dann prüfen, ob irgendwelche Kiementeile hängengeblieben waren, und versuchen, dasletzte Blut von der Mittelgräte zu kratzen. Unmöglich, alles zu erwischen, und er hatte keine Hilfsmittel. Nur einen groben Baumwollhandschuh über einem Plastikhandschuh über einem weiteren Baumwollhandschuh. Weil theoretisch alles schon am Fließband von einer Person mit einem Löffel entfernt worden war. Das war die Person, der Carl am meisten grollte.
    Allerdings grollte Carl allen, die stromaufwärts standen. Sie waren allesamt gelernt, allesamt besser bezahlt und hatten allesamt leichtere Aufgaben. Einer stand da mit einer Schaufel und half, den Fisch aus riesigen Tanks zu holen. Dieser Typ verbrachte viel Zeit damit, einfach nur dazustehen und dabei zuzusehen, wie die Fische an ihm vorbeizogen. Jemand anders richtete die Fische so aus, dass ihre Köpfe alle in eine Richtung zeigten. Den Job hätte Carl gern gehabt. Ein weiterer Typ setzte vom After bis zum Schlund einen schnellen Schnitt an. Pro Fisch einmal das Messer schlenzen. Dann der Köpfer. Er bewegte den Fisch nur wenige Zentimeter, richtete den Kopf für die schweren Klingen aus. Eine Guillotine und gefährlich. Aber er trug ein Taljereep, das am Tisch befestigt war und seine Hand daran hinderte, zu weit vorzuschnellen. Und er bewegte den Fisch so gut wie gar nicht.
    Ausschließlich Männer an der Spitze des Stroms, bis zur nächsten Station, wo die Innereien herausgerissen wurden. Das machte eine Frau. Die Innereien reisten auf einem kleinen Förderband zu einer weiteren Frau, die den Rogen, den roten Sack mit Eiern, in einen kleinen Plastikeimer warf. Wie eine Wahrsagerin, die aus jedemplatschenden Geschlinge auf ihrem Tisch eine Zukunft las. Vor dem nächsten Platsch wischte sie flüchtig über die Innereien.
    Danach wieder Messer und Männer, ein rascher Schnitt, um das Blut entlang des Rückgrats zu öffnen. Dann eine Frau mit einem Löffel, um das ganze Blut herauszuschöpfen, und ein Mann mit einer Spritzdüse zum Wegspülen. All das auf einem breiten Förderband, hellblaues Plastik, und die Fische landeten mit einem Flupp im Waschtrog. Jedes Flupp bespritzte den Typen links von Carl, und jedes Mal zuckte der Typ zusammen. Schlimmste Position der Fabrik, und obwohl Carl wie ein Wahnsinniger pinkeln musste, rührte er sich nicht vom Fleck, weil er wusste, dass der Typ aufrücken und er selbst dann dort feststecken würde.
    Das Problem war also entweder die Frau mit dem Löffel oder der Mann mit der Spritzdüse. Einer von ihnen sollte eigentlich die Membranen und die Blutflecken beseitigen, stattdessen leiteten sie die Fische einfach so schnell wie möglich weiter. Die Lachse stapelten sich auf dem Waschtisch, bis sie über die Ränder zu quellen drohten und das Förderband verstopften, und es gab kein Wasser zum Waschen in Reichweite. Ein Berg von Kadavern und keine Möglichkeit zu waschen, und Carl dachte, er müsste schreien.
    Sean, der Manager, tauchte am sauberen Aluminiumtisch hinter den Kontrolleurinnen auf und bellte, man solle ihm Fische weiterleiten. Also schnappten sich die Kontrolleurinnen schnell Fische vom Waschtisch und leiteten etwa fünfzig Stück weiter. Sean warf einenflüchtigen Blick hinein und schob sie weiter, dorthin, wo sie in Eis gepackt wurden, fertig zum Transport. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Carls Tätigkeit völlig gegenstandslos war. Der Boss schickte den ganzen Fisch auf eine Abkürzung, nachdem Carl um fünf Uhr morgens über eine Stunde lang lauter Mist über Qualitätskontrolle in der Fabrik hatte über sich ergehen lassen müssen. Es gab zum Beispiel einen Eimer mit heißer Chlorlösung zum Händewaschen, das würde helfen, den Fisch sauberer zu machen und die Haltbarkeit zu

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