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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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fahren anderthalb Kilometer Richtung Calvet, dann
sehen Sie linker Hand die Zufahrt zum Haus. Es ist riesig, Sie können es nicht verfehlen.
Außerdem ist ein großes Schild dran. Das Anwesen heißt ›Les Colibris‹.«
    Paula dankte
und verabschiedete sich.
    »Na, Simon,
was meinst du? Fahren oder laufen?«
    »Fahren,
bitte – ich hab nicht die besten Schuhe an.« Er blickte auf seine offenen Slipper.
    Zehn Minuten
später standen sie auf dem Parkplatz vor ›Les Colibris‹. Die Lieferanten hatten
es hier wirklich bequem. Hier konnte sogar ein Laster wenden. Paula stieg aus und
ging langsam auf das Haus zu. Das war ja richtig luxuriös.
    Kaum war
sie an dem großen Stahltor angelangt, da begann auch schon ein ohrenbetäubendes
Gebell.
    »Pass auf,
Paula, geh nicht näher ran.« Simon war inzwischen ebenfalls ausgestiegen.
    Zwei pechschwarze
Dobermänner erschienen auf der Bildfläche und warfen sich mit einer Wahnsinnswucht
gegen das Tor. Funkelnde Augen und fletschende Zähne blitzten hinter den Gitterstäben
auf. Paula konnte sogar das Weiße der Augäpfel sehen, das von roten Äderchen durchzogen
war. Die blutunterlaufenen Augen blutrünstiger Bestien.
    Sie griff
sich an die Kehle, obwohl ihr klar war, dass die beiden Ungeheuer ihr nicht an die
Gurgel konnten. Paula mochte Hunde, ja, sie war sogar eine richtige Hundenärrin,
aber diese zwei da waren ganz und gar nicht ihre Kragenweite.
    »Hector,
Argus, au pied!«
    Ein Wachmann
näherte sich energischen Schritts. Meine Güte, schaute der böse drein. Wie die beiden
Dobermänner. Er fasste die Tiere am Halsband und fragte unwirsch, was sie hier zu
suchen habe. Paula entschloss sich, es auf die naive Tour zu probieren. Sie lächelte
ihn an. Ach, sie wolle einfach nur mal die Villa sehen, das Haus, wo damals dieser
legendäre Kunstraub stattgefunden habe.
    Simon stand
jetzt direkt hinter ihr. »Wissen Sie, meine Frau ist sehr neugierig. Ich konnte
sie nicht davon abbringen, hier zu halten.«
    »Sie sind
Ausländer? Wie kommt es dann, dass Sie von diesem Kunstraub wissen?« Das Misstrauen
des finsteren Herrn der Dobermänner schien eher noch gewachsen zu sein.
    »Wissen
Sie, wir sind …«
    »Was ist
los, Pierre? Warum haben die Hunde angeschlagen?«
    Ein eleganter
Endfünfziger kam auf sie zu.
    »Neugierige
Touristen, Monsieur le Comte. Sie sind anscheinend wegen des Kunstraubs von
damals hier. Wollen angeblich sehen, wo sich das Ganze abgespielt hat.«
    »Oh, das
ist ja schon Geschichte.« Der Comte zog die Augenbrauen hoch. Er blickte zu Paula
und Simon. »Ist das wahr?«
    »Entschuldigen
Sie, Monsieur, wir wollten Sie nicht belästigen. Aber es stimmt schon, wir interessieren
uns wirklich für diese alte Sache.« Paula begann zu flirten.
    »Pierre,
es ist gut, Sie können mit den Hunden zurück ins Haus. Ich mache das schon.« Er
wandte sich wieder Paula und Simon zu. »Woher kommen Sie denn?«
    »Aus Deutschland.
Wir machen gerade Urlaub hier. Drüben in Vence.«
    »In Vence?
Na, wenn Sie so weit gefahren sind, um sich hier umzuschauen, dann muss Ihr Interesse
aber schon groß sein.«
    Paula trat
von einem Fuß auf den anderen. Am besten, sie redete nicht lange um den heißen Brei
herum.
    Die Augenbrauen
ihres Gegenübers wanderten höher.
    »Oh, eine
Schriftstellerin? Na, so was. Und Sie wollen einen Krimi schreiben? Wie Patricia
Highsmith?« Nein, nein, er sei kein Kenner, er lese eher historische Abhandlungen,
aber Patricia Highsmith, nun, die habe ja eine ganze Weile in Fontainebleau gelebt,
in seiner Jugend. »Ja, also, wenn das so ist, dann kommen Sie doch bitte herein.«
    Er stellte
sich jetzt vor. Guy de la Sowieso. Doppelname, zu lang, zu kompliziert, wie meistens
beim Adel. Und sie? Sie waren das Ehepaar Sternberg aus Bremen. Oh Simon.
    Dann gab
es Kaffee und ein Gläschen Cognac, und dazu die Geschichte des Kunstraubs. Alles
natürlich vom Hörensagen, versteht sich. Und schließlich der Rundgang durchs Haus,
inklusive Tatort.
    Paula tat
beeindruckt, obwohl es außer dem erlesenen Geschmack des Hausherrn natürlich nichts
zu sehen gab. Schon gar nichts, was mit dem Kunstraub von damals zu tun hatte. Aber
der Comte war ein formvollendeter Gastgeber, wie es sich in solchen Kreisen gehörte.
Gesprächig, doch leider nicht sehr informativ. Als sie endlich hinauskomplimentiert
wurden, waren sie keinen Deut klüger als vorher.
    Den düster
blickenden Wachmann, der sich offenbar ihr kleines Cabrio genauer angesehen hatte,
umrundete Paula in gebührendem

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