Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
Junggesellen denn anderes übrig?«
»Ich habe
noch Nackensteaks zu Hause, und Tomaten und Baguette. Und noch selbstgemachte Remoulade.«
»Hm.« Fichte
zögerte.
»Jetzt seien
Sie kein Frosch, ich tu Ihnen schon nichts. Und Sie kommen zu einem prima Essen.«
»Meinen
Sie wirklich?«
»Ja, klar.
Zieren Sie sich nicht so.«
»Also dann
– überredet.«
Sie zahlten,
schwangen sich aufs Rad und fuhren zu Paulas Wohnung.
»Noch ein Bierchen? Oder lieber
einen Rotwein zum Steak? Ich habe noch einen herrlichen Spätburgunder im Regal,
einen Kaiserstühler.«
Dass ein
Badener da nicht Nein sagen konnte, verstand sich von selbst. Sie ließen es sich
alle beide schmecken, und als Paula dann zum Verdauen auch noch mit einem echten
Zibärtle ankam, gab es natürlich kein Halten mehr.
»Wo haben
Sie denn den her? Doch bestimmt nicht aus Bremen.«
Nein, natürlich
nicht. Den hatte ihr Jule von ihrer letzten Schwarzwaldtour mitgebracht. Ausdrücklich
für Paula, nicht für Robert. Also war er beim Umzug mitgewandert. Hier wusste kein
Mensch, was das für ein toller Schnaps war. Allerdings sündhaft teuer, denn diese
Wildpflaume wurde recht selten angebaut, und auch die Ausbeute aus den Früchten
war eher gering. Geschmacklich war er allerdings ein Traum.
Das fand
auch Daniel Fichte, der dem Zibärtle nun mehr zusprach, als ihm gut tat.
»Meinst
du nicht, es wäre besser, das Rad stehen zu lassen? Es wäre doch peinlich, wenn
du unterwegs angehalten würdest und blasen müsstest.«
Sie waren
inzwischen beim Du angekommen.
»Na ja,
vielleicht hast du recht. Aber ein Taxi in die Neustadt ist mir eigentlich zu teuer.«
»Wer redet
denn von Taxi? Du kannst hier auf dem Sofa übernachten.«
»Das geht
doch nicht. Wenn das der Strehler erfährt …«
»Von wem
sollte er das erfahren? Von mir bestimmt nicht, mach dir da mal keinen Kopf.« Paula
lächelte. »Du kriegst auch ein 1A-Frühstück.«
»Hm.« Daniel
Fichte schaute immer noch etwas zweifelnd.
»Dann können
wir auch die Flasche vollends leeren.«
»Ob das
so eine gute Idee ist …«
»Jetzt komm,
wenigstens noch einen Absacker.«
Etwas später
konnte Paula es dann doch nicht lassen. »Nun sag schon, was denkt der Strehler eigentlich
über mich?«
»Na, der
denkt … hicks … der denkt immer noch, dass du …«
»Dass ich
was?«
»Dass du
diesen Sternberg …« Er stockte. »Also, nein, Schluss damit … ich glaube, es ist
doch besser, wenn ich … hicks … wenn ich gehe.«
»So ein
Quatsch, du legst dich jetzt hier auf die Couch.«
Mit sanfter
Gewalt bugsierte sie ihn aufs Sofa, schob ihm ein Kissen unter und deckte ihn mit
einem Plaid zu.
»So, nun
liegst du gut. Schlaf schön. Morgen früh bist du wieder topfit.« Und drückte ihm
einen flüchtigen Gute-Nacht-Kuss auf die Nase.
Kapitel 23
Paula wartete auf die ersten Korrekturfahnen.
Aber es kam nicht der dicke Packen mit der Post, mit dem sie gerechnet hatte. Das
Ganze kam per Mail, schließlich war man ja im digitalen Zeitalter. Und so musste
sie sich mit Computerfunktionen vertraut machen, von deren Existenz sie bisher nichts
gewusst hatte. Mit der Kommentarfunktion zum Beispiel. Das war anfangs gar nicht
einfach, und der Kampf mit den Tücken der Technik trieb ihr den Schweiß auf die
Stirn.
Es war ein
Pingpong-Spiel: Korrekturen, neuer Text, wieder Korrekturen, wieder neuer Text.
Es musste doch wesentlich mehr geändert werden, als sie vermutet hatte, und sie
merkte erst jetzt, wie oft man über die immer gleichen Fehler hinweglesen konnte.
Auch inhaltlich
gab es Probleme. Da waren zum Beispiel Relikte ihrer Ursprungsidee im Text geblieben,
als sie nämlich statt der Clownsphobie noch die Gastropoden-Sache im Kopf hatte.
Und was das Alter des kleinen Tommy betraf, so hatte sie sich tatsächlich ab und
zu vertan. Einmal war ihr sogar ein falscher Name reingerutscht, da hieß Tommy plötzlich
Timmy. Dann noch ein paar sprachliche Besonderheiten, die sie eigentlich ganz cool
gefunden hatte – Wiederholungen, um die Redeweise ihrer Protagonistin typisch zu
machen: ›Das konnte doch nicht wahr sein, das konnte doch wirklich nicht wahr sein.‹
Solche Formulierungen mochte Hille Himmelsthür überhaupt nicht. Sie nannte sie zunächst
Paulas Dubletten, um sie ruckzuck in Pauletten umzutaufen. Der ganze Roman wimmelte
davon. Hille machte es sich geradezu zum Sport, sie aufzuspüren. Schließlich wurden
die Pauletten zum Running Gag zwischen ihr und Paula.
In der Julihitze
war diese
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