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Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Marion Weiß
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bleiben?«
    »Herr Fichte
ist nicht mein Kollege, ich arbeite nicht im Kommissariat.«
    »Ach, Sie
sind die Freundin?«
    »Nein, auch
das nicht.«
    Frau Strehler
schaute nun etwas verdattert drein.
    »Also dann,
tschüß.« Und zu den beiden Männern gewandt: »Auf Wiedersehen, Herr Hauptkommissar.
Auf Wiedersehen, Herr Fichte. Und vielen Dank für das nette Gespräch.«
     
    »Gut, dass du dich meldest. Gerade
wollte ich bei dir anrufen.« Paula tigerte unruhig im Wohnzimmer hin und her. »Sag
mal, was hast du eigentlich vorhin gemeint, mit ›Das ist anders, als es aussieht‹?
Wolltest du mich etwa ausspionieren?«
    »Quatsch.
Du hast doch gemerkt, wie prekär die Situation war. Der Strehler war stocksauer.«
    »Was hast
du ihm denn erzählt?«
    »Dass wir
uns zufällig getroffen haben natürlich.«
    »Und das
hat er geglaubt?«
    »Ich weiß
nicht. Auf jeden Fall hat er mir vorgeworfen, dass ich nicht gleich weitergeradelt
bin.«
    »So ein
Unsinn. Das kann er dir doch nicht vorwerfen.«
    »Nun, ganz
unrecht hat er da nicht. Schließlich ist der Kontakt zwischen uns nicht ganz koscher.
Und Strehler denkt jetzt natürlich, dass ich mit dir fraternisiere, dass ich keine
professionelle Distanz mehr habe.«
    »Brauchst
du die denn?«
    »Klar. Solange
der Fall nicht abgeschlossen ist.«
    »Meine Güte,
wann ist denn dieser blöde Fall endlich abgeschlossen? Was, wenn sich Simon Sternberg
für immer auf Tahiti niedergelassen hat?«
    »Hast du
eine Ahnung, wie viele unabgeschlossene Fälle in den Karteien schlummern.«
    »Na, das
kann ja heiter werden.«
     
    Der Anruf am nächsten Tag brachte
Paula endgültig auf die Palme. »Von dem Fall abgezogen? Was heißt das? Bedeutet
das, du bist vom Dienst suspendiert?«
    Nein, das
nicht. Er hatte noch genügend Arbeit auf dem Schreibtisch. Allerdings total Uninteressantes.
Doch das war nicht der Punkt. Die Art und Weise, wie das Gespräch verlaufen war,
wie ihm Strehler die Akte hingeknallt hatte, wie er ihn angebrüllt hatte, das war
kein guter Stil. Selbst wenn der Chef ein Stück weit im Recht war – so ging man
nicht miteinander um. Daniel Fichte war außer sich.
    »Ich überlege
ernsthaft, ob ich mich versetzen lassen soll.«
    »Wohin denn?«
    »Nach Konstanz
zurück.«
    »Oh, das
wäre schade.«
    »Ja, aber
wenn es jetzt schon solche Spannungen gibt, wie soll ich da vorwärts kommen? Schließlich
möchte ich doch nicht ewig auf die Beförderung warten müssen. Und der wird mir jetzt
Steine in den Weg legen, wo er nur kann.«
    Paula schwieg.
Was sollte sie dazu sagen? Dass man Fehler korrigieren musste?

Kapitel 24
     
    »Das gibt’s ja nicht.« Paula starrte
auf die Schlagzeile. ›Leiche im Bürgerpark gefunden.‹ Im Bürgerpark – in Bremens
grüner Lunge, in der idyllischen Oase, wo sich Familien mit ihren Kleinkindern tummelten,
wo Jogger und Walker, Radler und Reiter ihre Runden drehten, wo Rehe mit ihren Kitzen
ästen. Sie selbst war dort jahrelang keuchend und schwitzend über den weichen Waldboden
gerannt – bis zu ihrem blöden Bandscheibenvorfall, den sie sich immer noch nicht
hatte operieren lassen.
    ›Einen ausführlichen
Bericht finden Sie auf Seite 7.‹ Paula schlug den Lokalteil auf. Was sie da nun
las, war wirklich hanebüchen. Die Leiche schien in einem grauenvollen Zustand zu
sein, allem Anschein nach war sie nicht mehr identifizierbar. Der Verfasser des
Artikels spekulierte, dass Wildschweine am Werk gewesen sein mussten. Allerdings
wurde das von der Polizei bislang nicht bestätigt.
    Die Leiche
war von einer Gruppe Bremer Literaten gefunden worden, die den ›Lyrischen Pfad‹
abgeschritten hatte, auf der Suche nach den Texttafeln der neuen Staffel. Der grausige
Fund wurde in der Nähe des kleinen Sees hinter der Hachez-Brücke gemacht, unweit
der siebten Tafel. Die Autorin, deren Gedicht dort prangte, war in Ohnmacht gefallen,
sodass nicht nur die Polizei, sondern auch der Notarzt verständigt werden musste.
    Also, nein.
Trotz allen Entsetzens bekam das Ganze jetzt für Paula etwas Pikantes – hatte sie
doch auch ein Gedicht eingereicht und gehofft, sich dort verewigt zu sehen. ›Der
Lyrische Pfad‹ im Bürgerpark war nämlich etwas ganz Besonderes, mit besagten Tafeln
am Wegesrand sollte das Publikum der Poesie zugeführt werden. Bislang ein Club der
toten Dichter, seit dieser Saison jedoch mit Texten lebender Bremer Literaten. Und
Paula wäre so gern dabei gewesen. Aber nein, bedauernde Ablehnung von Seiten der
Stiftungsratsvorsitzenden,

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