Die ungewisse Reise nach Samarkand: Roman (German Edition)
geäußert?«
»Ach, den
hält er für vergleichsweise harmlos, ein Trittbrettfahrer, wie du auch schon vermutet
hast. Außerdem ist da seiner Meinung nach die Münchener Polizei gefragt.«
»Komisch
eigentlich, dass Strehler nie was von Natascha Sternbergs Reaktion auf Simons Verschwinden
erzählt hat. Die müsste doch völlig von der Rolle sein, besonders nach dieser obskuren
Lösegeldforderung.«
»Du, keine
Ahnung, von dieser Natascha war nicht die Rede. Na ja, das geht ja wohl auch in
erster Linie die Bayern an.«
»Hm. Also
wenn das mein Bruder wäre, da hätte ich mich schon mit der Bremer Polizei in Verbindung
gesetzt.«
»Wer weiß,
wie die Geschwister zueinander standen.«
»Egal. Warten
wir erst mal das Dienstgespräch ab. Vielleicht bekommt Strehler ja eine Abmahnung.«
»Natascha Sternberg.«
»Hier Paula
Assmann aus Bremen. Frau Sternberg, Sie kennen mich nicht. Ich war eine Zeit lang
mit Ihrem Bruder befreundet.«
»Ach ja?
Worum geht es denn?«
»Nun, wie
Sie wissen, ist hier gerade einiges in Aufruhr, weil Simon unauffindbar ist. Es
wird auch spekuliert, dass …«
»Oh, diese
unsägliche Geschichte. Ich habe diesem Kommissar Strehmel …«
»Strehler,
Hauptkommissar Strehler.«
»… also
dem habe ich doch klar und deutlich gesagt, was ich von der Sache halte. Ich kenne
meinen Bruder schließlich am besten. Wie oft ist der schon auf und davon, mit kleinem
Gepäck. Simon ist ein Weltenbummler, der sich seine Reisen mit Schreiben finanziert.«
»Sie haben
mit Strehler gesprochen?«
»Sage ich
doch. Der rief mich immer wieder an, obwohl ich der Münchener Polizei schon alles
lang und breit erklärt hatte.«
»Ja, und
was halten Sie von diesem Erpressungsversuch?«
»Jetzt fangen
Sie nicht auch noch damit an. Lächerlich. Das kommt davon, wenn man Fotos in die
Zeitung setzt. Warum interessiert Sie das eigentlich?«
»Ach, wissen
Sie, mich als Exfreundin hat die Kripo schon die ganze Zeit auf dem Kieker, und
davon habe ich nun so langsam genug. Ich glaube nämlich auch, dass Simon einfach
abgehauen ist.«
»Dann sind
wir ja einer Meinung.«
»Darf ich
Sie denn zitieren?«
»Natürlich.
Aber das muss doch alles schon längst aktenkundig sein.«
Ha. Nichts war aktenkundig, sonst
wäre doch der Polizeipräsident darüber gestolpert. Noch so ein Strehler-Trick. Sich
die Akte zurechtzufrisieren. Na warte, Bürschchen, das kommt mir gerade recht. Jetzt
freute sich Paula auf einmal diebisch auf ihr nächstes Zusammentreffen. Der würde
auf Knien rutschen müssen, das war ja wohl das Mindeste.
Kapitel 26
Der Polizeipräsident lächelte. »Wie
schön, Frau Assmann, dass ich Sie endlich kennenlerne. Da bekommt man doch gleich
einen besseren Eindruck.«
Paula wurde
rot. »Soll das heißen, dass Sie mich jetzt auch auf Herz und Nieren prüfen wollen?«
»Um Himmels
willen, nein. Lukas hat mir genügend von Ihnen erzählt, nicht wahr, Lukas? Außerdem
hat mir das Aktenstudium vollauf gereicht.«
»Wie ist
denn das Gespräch mit Strehler gelaufen, Gernot?«
»Das kannst
du dir doch denken. Der war ziemlich sauer, der hätte sich nur allzu gern noch länger
auf Frau Assmann konzentriert. Aber die Geschichte mit der DNA war natürlich ein
starkes Stück, eindeutiger ging’s nicht. Mehr als blamabel, das Ganze. Dass ich
einem so erfahrenen Kriminalbeamten sagen muss, dass er in alle Richtungen
zu ermitteln hat, dass er sich nicht zu früh festlegen darf – also nein. Ich habe
kein Hehl daraus gemacht, wie enttäuscht ich von ihm bin. Das hat ihn natürlich
in seiner Ehre gekränkt. Er will doch immer der Beste sein.«
»Hast du
ihn eigentlich auch auf die Wulffhorst-Sache angesprochen?«
»Ja. Aber
da versuchte er sich herauszuwinden. Frau Assmann hätte Wulffhorst betrunken machen
oder aber seine Trunkenheit ausnutzen können, um ihn dann in die Grube zu stoßen.«
»Das ist
doch lächerlich.«
»Das sehe
ich auch so. Aber jetzt hat Strehler wirklich was um die Ohren. Der Fall Sternberg
muss selbstverständlich weiterverfolgt werden, das kann nicht ewig so vor sich hin
schmoren. Und nun kommt auch noch die skelettierte Leiche dazu. Ich habe ihm klar
gemacht, dass diese Sache mit voller Kraft angegangen werden muss, denn die Leute
ängstigen sich natürlich. Ein Killer im Bürgerpark! Da hat die Presse wieder mal
gründliche Arbeit geleistet.«
»Panikmache,
wie immer.« Lukas nickte. »Aber hör mal, Gernot, wir haben noch ein weiteres Anliegen.«
»Wenn ich
helfen kann
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