Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)
sagte:
»Wie gut, dass du mit mir gekommen bist. Du warst eine große Hilfe.«
Danke. Ein Bär, ein Wort. Das weißt du doch.
»Ich möchte einfach nur normal leben, weißt du. Ist das zu viel verlangt?«
Sieht fast so aus.
»Es wird so schön, wenn wir erst wieder alle beisammen sind.«
Ja. Das wird es.
»Und jetzt schreiben wir an Marlene und verkünden die guten Nachrichten.«
Mein Liebchen,
schrieb Friedrich schnell. Seine Zungenspitze wanderte dabei in den rechten Mundwinkel.
Ich komme, ich komme. Schon bald liegen wir uns in den Armen und ich kann Deinen runden Bauch streicheln und Dir beistehen. Am 5. Dezember bin ich bei Dir. Wenn alles glattgeht, kann ich zehn Tage bleiben. Am 3.12. fahre ich in Oslo ab.
Hier ist das ganze Land auf Winter eingestellt. Die ganze Bevölkerung auf Skiern, Hundschlitten, Pferdeschlitten und Tretschlitten – ganz tolle Dinger, die sehr schnell sind. Da kommen die Kinder mit, da werden Einkäufe in der Stadt mit gemacht, da fährt Jung und Alt mit, es ist eine Art Stuhlschlitten, sogar alte Leutchen kommen damit dahergesaust.
Abends ist es jetzt bei Mondlicht ganz hell, und wie es in den letzten Tagen nicht so kalt war, waren die Leute mit den Kindern bis nachts 1 Uhr unterwegs, die Straßen waren bevölkert. Die Leute nutzen die hellen Nächte aus, die ganz kleinen Kinder von ein paar Monaten werden auf den Schlitten gepackt und mitgenommen. Schnee und Eis ist das Element für sie. Du würdest staunen.
Arenz und den Eltern schicke ich auch mit gleicher Post ein paar Bilder, sie werden sich sicher freuen. Grüße bitte alle, ganz besonders die arme Franziska und Tante Lottchen, ich hoffe, dass sie wohlauf sind.
Ein ganz leckerer Kuss für Dich in Liebe und Treue, mein Mädel am Rhein.
Ich bin Dir so gut,
Dein Friedrich
Am nächsten Tag saß ich neben Guri auf der Küchenbank und genoss den Geruch frischer Waffeln. Guri konnte es kaum erwarten, bis sie die erste auf dem Teller hatte.
»Niemals sollst du zwei Herzen trennen«, trällerte sie, während sie zwei Waffelherzen auseinanderriss.
Ingvild musste lachen. »Wo hast du das denn her?«, fragte sie.
»Von Fritz.«
»Von wem auch sonst?«, sagte Ingvild und versetzte ihrer Tochter einen spielerischen Klaps.
Das Geräusch von schweren Stiefeln ließ uns aufhorchen. Ich wusste sofort, dass es Magnus war. Die Stiefel der deutschen Soldaten hatten einen anderen Klang.
»Jemand zu Hause?«, rief Magnus von der Diele aus.
»Wir sind in der Küche!«
Ein Schwall kalter Luft kam mit ihm herein.
»Oh, das riecht aber lecker!«, sagte er.
Ingvild drehte das Eisen im Feuer.
»Gibt’s was Neues?«, fragte Magnus leichthin.
»Fritz hat Urlaub bekommen. Er kann nach Hause zu seiner Frau«, trompetete Guri.
»Na, so was, wann fährt er denn?«
»Am 2. Dezember von hier«, sagte Ingvild leise. »Dann haben wir es hoffentlich ein wenig einfacher.«
»Aber vorher feiert er noch ein Fest«, erklärte Guri eifrig. »Mit allen anderen Soldaten.«
»Doch wohl nicht hier auf dem Haugom-Gård?«, fragte Magnus an Ingvild gewandt.
»Nein. Es ist eine Feier im Soldatenheim.«
»Eine Feier, ja?«
»Ja, und alle Soldaten …«
Ingvild unterbrach ihre Tochter. »Guri. Iss deine Waffel. Sie wird sonst ganz kalt.«
Magnus sah seine Schwester scharf an. Die erwiderte seinen Blick, und sie wechselten das Gesprächsthema.
In mir echote immer nur dieser eine Satz: »Dann haben wir es hoffentlich ein wenig einfacher.«
Das hatten sie verdient. Es wurde Zeit, dass wir von hier wegkamen, damit alle endlich wieder in Ruhe ihr Leben führen konnten. Weiter dachte ich nicht.
Der Nachmittag vor der Abreise war ein strahlender Wintertag. Der Himmel war blau, und der Schnee blitzte im Sonnenlicht. Friedrich war in seiner Kammer und packte sein Marschgepäck. Leise klopfte es an der Tür.
»Nur herein, kleine Guri, nur herein.«
»Fritz …«
»Ja?«
»Nimmst du Ole mit?«
»Ja, das muss ich wohl.«
»Warum?«
»Weil meine Marlene ihn mir geschenkt hat, er ist mein Talisman gegen den Krieg.«
»Schade, dass Krieg ist«, sagte sie ernst und sah sich im Zimmer um, als wäre sie noch nie hier gewesen.
»Ja. Das finde ich auch.«
»Kommt ihr wieder?«
Das will ich hoffen!
»Bestimmt«, sagte Friedrich. »Wir müssen doch weiter Norwegisch zusammen üben.«
»Ja. Du machst noch ganz viele Fehler.«
»Das glaube ich dir.«
»Du musst noch viel lernen.«
Friedrich musste lächeln.
»Willst du noch ein bisschen mit Ole
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