Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
Notto wieder überraschend unwillig und drehte sich selbst entschieden den Rücken zu. Ich begriff es sofort. Dass ich so unbedacht sein konnte, so wenig feinfühlig, so gedankenlos und böse! Ich schämte mich sehr. Wir brauchten keinen Spiegel. Wir waren einander Spiegel genug. Ich legte Notto die Hand auf die Schulter.
»Du siehst aus wie ein König, Notto. Nein, du bist ein König!«
»Es reicht mit einem Trauzeugen«, sagte Fipp.
Wieder herrschte Schweigen, aber dieses Mal in anderer Form, das professionelle Schweigen, das gleichzeitig beruhigend und furchteinflößend ist. Ich bin, oder ich war, wie gesagt Arzt und weiß, was ein Blick bedeutet, er soll gleichzeitig Autorität und Sympathie ausstrahlen, Ruhe und Tatkraft.
Der Schneider schaute mich an, bevor er sich Notto Fipp vorsichtig näherte.
»Entschuldigen Sie, dass ich das erwähne, aber vielleicht passt Ihr Strohhut nicht so ganz zu der übrigen Kleidung.«
»Schon gut«, sagte ich, laut, vielleicht etwas zu laut.
Und es wurde von allen Ecken und Enden Maß genommen, und es wurde aufgekrempelt und ausgelassen, eingefasst und verlängert, und ich hoffe, dass Notto Fipp das Gleiche sah, als wir uns in die Augen blickten, einen Gentleman, auf jeden Fall einen Gentleman, und ich darf in aller Bescheidenheit hinzufügen, zwei wahre Gentlemen, nämlich den Bräutigam und seinen Trauzeugen, Bernhard Hval und Notto Fipp, von Angesicht zu Angesicht bei Franck im Bogstadveien, ich werde es jedenfalls nicht vergessen, ganz gleich, wie unbedeutend und schicksalsträchtig mein Bild war. Mein Anfall von Einsamkeit war vorüber.
Ich bezahlte bar. Die Kleider konnten am folgenden Montag abgeholt werden. Der Trauzeuge war also von oben bis unten eingekleidet. Der Geher musste von unten nach oben angezogen werden. Das versteht sich von selbst. Die Füße sind die wichtigsten Gliedmaßen des Gehers, sie sind sein Werkzeug und müssen mit größter Sorgfalt gepflegt werden. Ich wandte mich dem jüngsten Verkäufer zu, vielleicht tat ich es aus reiner Bosheit, um ihn auf die Probe zu stellen und ihm eine Lektion zu erteilen.
»Und dann noch ein Paar Mokassins«, sagte ich.
Er war sofort verwirrt.
»Mokassins?«
Ich seufzte über diese Unwissenheit.
»Ja. Mokassins. Rede ich nicht deutlich genug? Oder bedienen Sie hier nicht?«
Der Verkäufer errötete, der arme Junge, und er tat mir sogleich leid. Warum musste ich mich so zeigen, von meiner schlechtesten Seite? Und warum tat mir derjenige immer gleich leid, dem ich mich so zeigte? Eine zermürbende Gleichung.
In einer Geste der Versöhnung legte ich ihm die Hand auf die Schulter.
»Ich wusste auch nicht, was Mokassins sind, bevor ich es erfahren habe. Ich meine ganz einfach ein Paar leichte Schuhe, aus einem Stück Leder genäht, mit losen, angenähten Sohlen.«
Wir wurden ins Erdgeschoss in die Schuhabteilung geleitet. Wieder blieb Notto Fipp wie gebannt stehen, oh, was waren wie schon gesagt Kuba und Amerika und diverse Kontinente gegen das, gegen die Regale voller glänzender Schuhe bei Franck im Bogstadveien. Ich bat ihn, sich zu setzen und die Schuhe auszuziehen. Neue Verkäufer standen bereits um uns herum. Das Gerücht war uns vorausgeeilt. Bernhard Hval selbst gab heute sein Geld aus. Ich möchte die Leser nicht mit überflüssigen Expertisen langweilen, dies hier ist trotz allem eine Festschrift, aber das jetzt muss trotzdem seinen Platz bekommen: die Mode darf nicht über eine Sache entscheiden, die für jeden von uns so wichtig ist, und weder der Schuhmacher noch der Verkäufer haben das Recht, auszusuchen. Nur unser eigener Verstand und unser Gefühl dürfen gelten, wenn es um Schuhe geht. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Notto Fipp viele Paare ausprobierte. Er ging vor und zurück, zog andere an, wechselte die Sohle, legte einen Keil ein, und zum Schluss endeten wir bei einem Paar schottischer Wanderschuhe aus solidem Material, aber dennoch leicht und luftig, die gut saßen und nicht zuletzt Notto Fipp gefielen, ja, er war kurz davor, vor lauter Begeisterung das Geschäft zu verlassen. Wir hielten ihn zurück. Ich überlegte. Ein Paar war nicht genug. Er wollte ja beide Wege zurücklegen, von Kristiansand nach Oslo und von Oslo nach Kristiansand. Und hin und zurück, das ist nicht gleich lang. Das wissen wir. Er brauchte zwei Paar. Ich kaufte drei und bat um vier, um auf der sicheren Seite zu sein.
Ach, du seliger Kretinismus!
Die dünne Luft oben auf Besserud hatte mir einen
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