Die Unseligen: Thriller (German Edition)
Zeitungsente, nichts ist so gut verbürgt wie diese seltsamen , um nicht zu sagen verdächtigen Zufälle. Ja und? Was lässt sich daraus folgern? Wir bei Free Delta News haben da so unsere eigenen kleinen Ideen … Unsere Spekulationen führen uns zu der Annahme, dass sich eine unserer führenden Persönlichkeiten (Vorsicht, wir sprechen nicht von einem hohen Regierungsbeamten oder einem gewöhnlichen Minister, sondern von der Elite! Von den größten Fischen im Haifischbecken!) außerhalb des ehelichen Rahmens verlustierte und dass dieser kleine Seitensprung nicht ohne Folgen blieb … Da zeichnet sich am Horizont ein pikanter Skandal ab! Aber wenn wir ins Schwarze getroffen haben, wirft dies weitere Fragen auf: Wieso macht man so viel Aufhebens um ein uneheliches Kind? Und warum macht sich die MEND die Mühe, die Frucht eines One-Night-Stands zu entführen?
Wir werden versuchen, im Schweiße unseres Angesichts Antworten auf diese Fragen zu finden. Denn, lieber Leser, glaube uns, wir haben die Fährte aufgenommen, und nichts wird uns davon abbringen, ihr zu folgen! Wir werden alles auf den Kopf stellen, um dieses Rätsel zu lösen!
2008
14. Februar, AFP
Festnahme eines der mutmaßlichen Anführer der MEND
Die nigerianische Regierung bestätigt, dass Henry Okah in Angola festgenommen wurde. Seine Auslieferung wird für die nächsten Tage erwartet.
16. Februar, LAGOS TIMES
Es ist amtlich: Henry Okah ist soeben im Gefängnis von Abuja eingetroffen.
6. März, NIGERIAN TRIBUNE
Vorbereitung des Prozesses gegen Henry Okah
Der Anführer der MEND wird wegen Hochverrats, Durchführung terroristischer Anschläge, illegalen Waffenbesitzes und Drogenhandels angeklagt.
12. April, ABUJA MIRRORS
Der Prozess gegen das Monster des Deltas findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt
Der Staatspräsident begrüßt diese Entscheidung des Gerichts »aus Gründen der nationalen Sicherheit«. Die Verteidiger von Henry Okah erklären, diese Entscheidung missachte die Rechte ihres Mandanten, und verlangen, dass sich ein Gericht einer höheren Instanz mit dieser Frage befasst.
13. April, FREE DELTA NEWS
Immer wieder Korruption
Der Anwalt von Okah, Femi Falana, erklärt, die nigerianische Regierung habe versucht, ihn zu bestechen.
26. Mai, LAGOS TIMES
Die MEND fordert die Freilassung Okahs
Die Rebellen haben im Nigerdelta eine Pipeline von Royal Dutch Shell angegriffen.
Mai 2009
Die Grenzen
»Man wird zu seinem eigenen schlimmsten Feind,
wenn man versucht, dem einen Sinn zu geben, was keinen hat.«
Hubert Selby jr.
35
»Wir sollten vielleicht noch ein bisschen warten.«
»Worauf warten?«, fragte Megan, die auf der Liege allmählich unruhig wurde.
»Bis Sie etwas weniger labil, weniger verletzlich sind. Das Abenteuer, auf das Sie sich einlassen, ist in jeder Hinsicht extrem. Und ich bin mir nicht sicher, ob Sie dies wirklich aus den richtigen Gründen tun. Irre ich?«
Ihre Nerven lagen blank. Sie zog eine Schachtel Zigaretten hervor.
»Darf ich rauchen?«
»Nein, wir sind im zwanzigsten Stock. Wir können die Fenster hier nicht zum Lüften aufmachen.«
Die tiefe Stimme des Arztes holte sie in die Gegenwart der Praxis zurück.
»Sie haben nicht auf meine Frage geantwortet.«
»Welche Frage?«
»Warum Sie weggehen wollen?«
»Ich glaube, dass der Moment gekommen ist, mich für etwas anderes als meine Wenigkeit zu interessieren.«
»Sie sind Krankenschwester, man kann Ihnen nicht gerade vorwerfen, Nabelschau zu betreiben.«
»Das meine ich nicht. Wenn ich weggehe, werde ich nicht mehr an das denken, was passiert ist, und ich kann mich nützlich machen. Aber ich … «
»Sprechen Sie nur weiter … «
»Ich brauche einen Tapetenwechsel«, wisperte sie.
Sie ließ ihren Blick über das riesige Glasfenster in der Rückwand des Zimmers wandern.
Unvermittelt stand sie auf und reichte ihrem Therapeuten die Hand.
»Hören Sie, ich habe mich entschieden. Es ist alles gesagt. Das ist meine letzte Sitzung, und es war mir wichtig, Ihnen dies mitzuteilen.«
»Dann sehen wir uns, wenn Sie wieder da sind? In neun Monaten?«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich hoffe aufrichtig, dass ich es bei meiner Rückkehr nicht mehr nötig habe, hierherzukommen.«
36
19.20 Uhr.
Sechs Anrufe in Abwesenheit.
Die Sonne sank in gerader Linie, bereits verdeckt von den Dächern der Gebäude. Megan klappte ihr Handy zu, ohne die Nachrichten abzuhören, und wickelte sich in ihren Mantel ein. Ihre Freunde wollten sich schon
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