Die Unseligen: Thriller (German Edition)
Leben aufs Spiel setzen.«
»›Deiner Männer‹?«
Okah zeigte sich unbeirrt und fuhr fort: »Du hast die Wahl, Yaru. Entweder du bringst dieses Mädchen um, oder du verschwindest mit ihr.«
Einer der Männer, der einen Reifen und einen Benzinkanister in seinen Händen hielt, ging auf Naïs zu. Yaru Aduasanbi machte einen Schritt vor, um dazwischenzutreten.
»Du hast dich entschieden«, verkündete Okah.
Zeitungsausschnitte
2006
12. Juli, AFP
Nigeria: Befreiung der französischen Geiseln
Laut einer Pressemitteilung der nigerianischen Regierung wurden die beiden zu Wochenanfang im Nigerdelta verschleppten Ärzte einer humanitären Hilfsorganisation befreit.
13. Juli, LE MONDE
Médecins Sans Frontières bestätigt die Befreiung der Geiseln
»Sie sind bei guter Gesundheit und werden spätestens Mittwoch in Paris zurück erwartet. Wir haben keine genaueren Informationen über das Geschehen«, erklärte der Sprecher der Organisation.
13. Juli, NIGERIAN TRIBUNE
Blutige Nacht für die MEND
Bei dem Gefecht, das Dienstagnacht zwischen Spezialkräften der Polizei und Mitgliedern der Terrorgruppe stattfand, gab es nach Polizeiangaben 22 Tote, darunter 17 Mitglieder der MEND .
14. Juli, AFP
» Die Befreiung der Geiseln hatte für uns Vorrang « , erklärte der nigerianische Präsident auf einer Pressekonferenz.
16. Juli, 20 MINUTEN
Geiseln in Frankreich eingetroffen
Sie sind um ein Uhr heute Morgen auf dem Luftwaffenstützpunkt Villacoublay im Departement Yvelines gelandet. Am Flughafen wurden sie vom Außenminister begrüßt.
17. Juli, LAGOS TIMES
Yaru Aduasanbi auf der Flucht
Der mutmaßliche Anführer der MEND soll laut Quellen, die der Polizei nahestehen, auf der Flucht sein. Die Gründe für sein Ausscheiden aus der MEND sind nicht bekannt.
17. Juli, LIBÉRATION
»Ja, ich werde nach Nigeria zurückkehren.«
Das sagte Jacques Rougée der Presse. »Es versteht sich von selbst, dass ich zunächst Zeit mit meinem Sohn und meiner Frau verbringen will. Aber die Lage in Nigeria macht es notwendig, dass Médecins Sans Frontières dort weiterhin aktiv ist. Wenn man mich bittet zurückzukehren, werde ich selbstverständlich Ja sagen.«
2007
2. Januar, FREE DELTA NEWS
Exklusivreportage
Ein ungewöhnliches Waisenhaus
Hier kommt die Reportage, die die Regierung gern zensiert hätte! Ja, liebe Leser, das ist ein Knüller erster Güte, der euch ganz heiß und brandaktuell in die Hände fällt, die Art von Superknüller, auf den jeder Journalist eines Tages zu stoßen hofft! Bedankt euch nicht bei uns, und betrachtet dies als unser Neujahrsgeschenk an euch!
In der Nähe von Owerri befand sich bis 2004 das Waisenhaus der Petits Frères du Peuple. In dieser von katholischen Missionaren geführten Einrichtung landeten alle unehelichen und ungewollten Kinder, wenn Papa und / oder Mama den unnötigen Ballast loswerden wollten. Vorsicht, das war kein heruntergekommenes Waisenhaus, keines jener schäbigen Heime, die als Brutstätten für Gesindel dienen, nein, dieses Heim war höchst angesehen: Die Kinder konnten sich satt essen, es gab fließendes Wasser und getrennte Schlafsäle für Mädchen und Jungen.
Was hat das alles mit dem brandaktuellen Superknüller zu tun?, werdet ihr uns fragen. Nur Geduld, wir kommen gleich darauf!
Bis 2004 lief in der besten aller Welten alles bestens. In jenem Jahr aber brachen alle erdenklichen Katastrophen über die Mönche der Petits Frères du Peuple herein. Ein ehemaliger Zögling erstattete Anzeige gegen die Geistlichen; dabei schilderte er den Polizisten detailliert die angeblich erlittenen Misshandlungen. Die Nigerian Tribune erfuhr diese Nachricht von der anonymen Quelle zuerst und deckte die Sache auf. Und es dauerte nicht lange, bis sich alle Redaktionsstuben des Landes auf diese Nachricht stürzten und sich regelrecht in sie verbissen.
Unsere Kollegen, die normalerweise so zaghaft sind (da fragt man sich manchmal doch, ob ihnen ihre Artikel nicht von dem Oberkommando in Abuja diktiert werden) – nun, bei diesem Coup kann man nicht behaupten, dass sie die Gelegenheit verpasst haben. Sie haben sie nach Herzenslust genossen, von einem Skandal gesprochen und die Ausbeutung der Not unseres Volkes angeprangert – einfach nur, um den Krieg zwischen den Rassen ordentlich anzufachen. Die Mönche haben bei ihren großen Göttern geschworen, dass sie unschuldig seien, sie haben standhaft gekämpft und von einem Komplott gesprochen, sodass unser schönes Land nur um
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