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Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

Titel: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Skloot
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war.
    »Als ich das hier im Laden gesehen hab, hab ich mich fast zu Tode erschrocken«, erzählte Deborah. »Ich hab gedacht, was sagen die denn für verrückte Sachen darüber, was mit meiner Mutter passiert is? Alle sagen immer, das Hopkins hat schwarze Leute genommen und da drüben im Keller mit denen Versuche gemacht. Das konnte nie einer beweisen, deshalb hab ich es eigentlich nich geglaubt. Aber als ich dann von den Zellen von meiner Mutter gehört hab, hab ich nich mehr gewusst, was ich denken soll, außer vielleicht, dass das ganze Zeug, dass die mit Leuten experimentieren und so, dass das doch stimmt.« Wie Deborah mir erzählte, war Margaret, Days neue Ehefrau, erst vor einigen Wochen von einem Arzttermin nach Hause gekommen und hatte geschrien, sie habe im Keller des Hopkins etwas gesehen. »Sie hat im Aufzug auf den falschen Knopf gedrückt und is ganz bis in den Keller gefahren, wo es dunkel war«, berichtete Deborah. »Die Tür is aufgegangen, und sie hatte geradeaus gekuckt und die vielen Käfige gesehen. Dann hat sie immer wieder geschrien: ›Dale, du glaubst das nich, aber in den Käfigen waren Kaninchen, so groß wie Menschen!‹« Als Deborah mir die Geschichte erzählte, lachte sie. »Ich hab das nich geglaubt. Ich hab gesagt: ›Kaninchen, so groß wie Menschen? Du bist ja verrückt!‹ Ich mein, haben Sie schon mal von’nem Kaninchen gehört, was so groß wie ein Mensch is? Aber Margaret is meistens ehrlich, deshalb weiß ich, dass sie was gesehen hat, was ihr Angst gemacht hat. Da kann ich mir alles Mögliche vorstellen.«

    Dann erklärte sie in einem Ton, als würde sie etwas Alltägliches wie Morgen soll es regnen sagen: »Die Wissenschaftler machen alle möglichen Experimente, und man weiß nie genau, was die eigentlich treiben. Ich frag mich, wie viele Leute die in London haben, die rumlaufen und genauso aussehen wie meine Mutter.«
    »Wie bitte?«, fragte ich. »Warum sollte es in London Frauen geben, die wie Ihre Mutter aussehen?«
    »Die ham da drüben mit meiner Mutter so’ne Klonierung gemacht«, sagte sie und schien verwundert, dass ich bei meinen Recherchen noch nicht darauf gestoßen war. »Hier is’n Reporter aus England gewesen, der hat davon geredet, die hätten’n Schaf kloniert. Und jetzt steht da, meine Mutter würde kloniert.« Sie hielt einen Artikel aus der Londoner Zeitung The Independent in die Höhe und zeigte auf einen Absatz, den sie umrahmt hatte: »Die Zellen von Henrietta Lacks gediehen prächtig. Mit ihrem Gesamtgewicht übertreffen sie jetzt bei Weitem die Person, von der sie stammen, und es gäbe vermutlich mehr als genug von ihnen, um ein ganzes Dorf mit Henriettas zu bevölkern.« Im Scherz erklärte der Autor, Henrietta hätte 1951 zehn Dollar auf die Bank bringen sollen, denn dann wären ihre Klone jetzt reich.
    Deborah hob die Augenbrauen, als wollte sie sagen: Sehen Sie? Ich habe es Ihnen doch gesagt!
    Daraufhin erklärte ich ihr, die Wissenschaftler hätten nur Henriettas Zellen geklont, aber nicht Henrietta selbst. Aber Deborah wedelte mit den Händen vor meinem Gesicht herum und brachte mich zum Schweigen, als würde ich Unsinn reden. Dann zog sie eine Videokassette aus dem Stapel und hielt sie in die Höhe. Auf der Schmalseite stand Jurassic Park .
    »Den Film hab ich mehrmals gesehen«, sagte sie. »Die reden über Gene und wie man sie aus den Zellen nimmt und den Dinosaurier wieder zum Leben erweckt, und ich denk mir so
was wie Du lieber Gott, und ich hab’n Artikel dadrüber, dass se das auch mit den Zellen von meiner Mutter gemacht haben! Sie hob eine zweite Videokassette in die Höhe, dieses Mal mit einem Fernsehfilm namens The Clone . Darin sammelt ein Arzt bei der Behandlung der Unfruchtbarkeit heimlich die Embryonen von einer seiner Patientinnen und schafft daraus eine Kolonie aus Klonen des Sohnes der Frau, der als kleiner Junge bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.
    »Dieser Doktor hat Zellen von der Frau genommen und daraus kleine Jungs gemacht, die genau wie ihr Kind ausgesehen haben«, erzählte mir Deborah. »Die arme Frau wusste nicht mal was von den Klonen, bis sie gesehen hat, wie einer aus’nem Laden gekommen is. Ich weiß nich, was ich machen würde, wenn ich sehen würde, wie ein Klon von meiner Mutter irgendwo rumläuft.«
    Deborah wusste, dass es sich bei den Filmen um fiktive Geschichten handelte, aber für sie war die Grenze zwischen Science-Fiction und Realität schon vor Jahren ins Wanken geraten, als ihr Vater bei

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