Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
PharmaTan am Telefon hatte, um ihn davon zu überzeugen, dass er dich nicht ans Kreuz nagelt?«
»Was hätte ich denn tun sollen?«, entgegnete Richard. »Den Stick in den Müll werfen? Troy nur wenige Tage, nachdem er seine Frau von der Decke baumelnd gefunden hatte, sagen, dass ich ihm nicht helfen würde?«
»Wenn ich mir deine jetzige Situation so ansehe, dann wäre das keine schlechte Entscheidung gewesen, oder?«
Richard nickte, aber dann beugte er sich so weit vor, wie er nur konnte, und sprach so leise, dass er kaum noch zu verstehen war. »Du hättest sehen sollen, woran sie gearbeitet hat, Chris. Das hat unglaubliches Potenzial. Ich meine damit, dass man sich tatsächlich vorstellen kann, eines Tages das Genom eines Menschen in den Computer einzugeben, woraufhin dieser ein Bild davon ausgibt und anzeigt, für welche Krankheiten man anfällig ist, vielleicht sogar noch den IQ und die Persönlichkeit. Kannst du dir vorstellen, was das bedeuten würde? Wenn wir tatsächlich verstehen würden, was jedes Gen tut? Wie sie miteinander interagieren? Ist dir klar, was das für Kinder wie Susie bedeuten würde?«
»Großer Gott, Richard. Hörst du deine eigenen Worte überhaupt noch? Weißt du eigentlich, wo du bist?«
»Es ist nur so, dass …«
»Wie klug ist August Mason?«
»Was?«, erwiderte Richard.
»Das ist eine einfache Frage.«
»Ich verstehe nicht, worauf du …«
»Dann lass es mich klarer ausdrücken: Du bist einer der brillantesten Biologen dieser Zeit. Und dasselbe galt für Annette. Aber wäre es nicht fair zu behaupten, dass Mason doppelt so klug ist wie ihr beide zusammen?«
»Ja, kann schon sein.«
»Und er sagte, es wäre eine Sackgasse.«
»Das ist nicht sicher. Er könnte …«
»Sei still, Richard. Sei einfach still, okay? Wenn du so weitermachst …« Ihm blieb kurz die Stimme weg. »Ich habe getan, worum du mich gebeten hast. Ich habe einen Weg gefunden, an Andreas Xanders Leute ranzukommen. Hast du eine Ahnung, wie schwer das im Moment ist? Ich habe gehört, dass sie ihn letzte Woche mit Elektroschocks behandeln mussten, damit das, was man großzügigerweise als sein Herz bezeichnen könnte, weiterschlägt. Was soll ich denn jetzt machen? Wie stehe ich denn jetzt da?«
Richard wusste, dass er recht hatte. Diese Sache würde sich rumsprechen. Selbst wenn er nicht ins Gefängnis musste, wäre er ein Geächteter. Er würde für den Rest seines Lebens keinen einzigen Penny mehr erhalten.
»Du musst mir helfen, das wieder in Ordnung zu bringen, Chris. Es ist mir einfach über den Kopf gewachsen. Ich habe nicht versucht, damit Geld zu verdienen.«
»Das ist auch der einzige Grund, warum
ich
hier bin und nicht eine Armee aus Anwälten von PharmaTan. Aber Susies Krankheit gibt dir keinen Freifahrtschein, Richard. Du kannst nicht tun, was immer du willst, und dich dann auf die kranken Kinder berufen, wenn irgendwas schiefläuft.«
»Ich weiß. Ich …«
»Hast du Kopien davon gemacht?«
»Ich habe nur eine auf der Festplatte. Aber die Polizei hat meinen Computer konfisziert.«
»Sagst du mir auch die Wahrheit?«
»Ich schwöre es.«
Graden ging zur Tür und wollte schon dagegen klopfen, als er sich noch einmal umdrehte und auf Richard herabblickte. »Ich bin als Bittsteller zu PharmaTan gegangen und sie waren einverstanden, mir zuliebe keine Anzeige zu erstatten.«
»Heißt das, du kannst mich hier rausholen?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie weit ich mich hier gerade aus dem Fenster lehne?«
Richard starrte betreten auf seine Füße.
»Du musst dich zusammenreißen, mein Junge. Ich liebe dich und Carly, als wären wir eine Familie, aber wenn du es darauf anlegst, dir dein eigenes Grab zu schaufeln, dann bist du auf dich allein gestellt.«
8
Außerhalb von Baltimore, Maryland
13. April
Richard Draman stieß mit einer zittrigen Hand die schwere Tür zu seinem Labor auf. Einen Augenblick stand er auf der Schwelle und wusste nicht, ob er hineingehen oder einfach wieder in den Wagen steigen und wegfahren sollte. Carly stieß ihn von hinten sanft in den Rücken und er ging mit steifen Beinen weiter.
»Richard!«, rief Eric Manning. Der offizielle zweite Vorsitzende des Progerie-Projekts sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umfiel, und sah sich nervös um. »Die Polizei war hier.«
Richard spürte die Hand seiner Frau auf dem Rücken, die ihn nun jedoch nicht vorwärtsdrückte, sondern nur bestärkte.
Das Labor
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