Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

du Witze? Sieh dich doch einfach um. Es ist nichts mehr da.«
    »Dann war es das also? Du hast kein Problem damit, gegen Gott, die Natur und die Gesetze der Physik anzukämpfen, aber irgendein Polizist aus Baltimore in einem schlecht sitzenden Anzug ist unüberwindbar?«
    Er lachte verbittert. »Ich habe keine Ausrüstung, so gut wie kein Geld, keine Angestellten … Und nächste Woche um diese Zeit sitze ich vermutlich im Gefängnis. Bei dir klingt es so, als hätte ich einen Strafzettel unter dem Scheibenwischer gefunden.«
    »Um Gottes willen, Richard. Wenn dich einer deiner Lehrer eine halbe Stunde hat nachsitzen lassen, dann hast du die Telefone der ganzen Stadt so umprogrammiert, dass sie zu einer Sexhotline umgeleitet wurden. Hier geht es nicht darum, ein paar Tafeln abzuwischen. Diese Kinder verlassen sich auf dich. Deine Tochter verlässt sich auf dich. Jetzt hol tief Luft und nutze dein großartiges Gehirn, um einen Weg zu finden, aus diesem Schlamassel wieder rauszukommen.«
    Er stand auf und ging in dem durchsuchten Labor auf und ab, wobei er immer schneller wurde, als seine Niedergeschlagenheit in Zorn umschlug. Sie hatte recht. Er hatte sich im Alter von vierzehn nicht von der Polizei unterkriegen lassen und würde es auch jetzt nicht tun. Scheiß auf Sands. Und Scheiß auf PharmaTan.
    »Du hast mir erzählt, dass die Forschungsergebnisse, die dir Troy gegeben hat, vor allem theoretisch waren«, fuhr Carly fort. »Warum interessieren sie sich überhaupt noch dafür?«
    »Weil sie ihnen gehören. Allerdings werden sie inzwischen vermutlich schon Staub in ihrem Keller ansetzen.«
    »Wie schrecklich, dass sie jemand verwenden wollte, um einem Mann dabei zu helfen, den Selbstmord seiner Frau zu verarbeiten. Oder um kranken Kindern zu helfen.«
    Richard blieb direkt neben einem umgeworfenen Tisch stehen.
    »Was ist?«, wollte sie wissen.
    »Du hast recht. Das ist alles, was ich mit Annettes Arbeit anstellen könnte. Sie wussten verdammt gut, dass ich auf legale Weise nie davon profitieren kann. Jeder würde sofort wissen, woher ich diese Daten habe.«
    »Warum machen sie sich dann überhaupt diese Mühe? Warum rufen sie dich nicht einfach an und halten die Polizei aus der Sache raus?«
    »Das ist das Problem. Sie machen sich keine Mühe. Sie können ihren Anspruch auf geistige Eigentumsrechte mit einigen Anwälten, die ohnehin schon auf ihrer Gehaltsliste stehen, und einigen Polizisten, die vom Staat bezahlt werden, anmelden. Wenn es so einfach ist, warum sollten sie mich dann
nicht
aufhalten, und sei es auch nur als Warnung an andere?«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Was wäre, wenn es nicht so einfach wäre? Wenn wir sie dazu bringen könnten, dass es wehtut?«
    »Das wäre natürlich super. Aber wie willst du einem riesigen internationalen Unternehmen wehtun?«
    »Das ist ganz einfach: Große Unternehmen hassen schlechte Publicity. Warum sollten wir nicht zur Zeitung gehen? Das ist doch eine tolle Geschichte: Annette begeht auf tragische Weise Selbstmord, nachdem sie ihr Leben einer Theorie gewidmet hat, die einigen Kindern dabei helfen könnte, eine schreckliche Erbkrankheit zu besiegen.«
    »Aber wenn es nichts weiter als Theorien sind, kannst du sie dann wirklich benutzen?«
    »Ich habe mir gerade mal ein Viertel der Daten angesehen, bevor sie mir von Sands weggenommen wurden, daher ist die Antwort: vielleicht. Und vielleicht reicht völlig für eine gute Schlagzeile.«
    »Stimmt …«, meinte Carly. »Was, wenn Troy sie dir nicht gegeben hat, weil er an eine Verschwörungstheorie glaubte? Wer könnte das Gegenteil beweisen, wenn du behauptest, Annette hätte gedacht, du könntest die Daten nutzen, um den Kindern zu helfen?«
    »Vielleicht war das ja sogar ihr letzter Wunsch.«
    »Ja! Genau das war es. Sieh dich nur an. Du lebst in einem winzigen Haus, opferst alles, was du hast, dafür, ein Heilmittel für deine Tochter und andere Kinder wie sie zu finden. Und was ist deine Belohnung? Nicht nur, dass PharmaTan wichtige Forschungsergebnisse zurückhält, die Firma bringt die Polizei auch noch dazu, dein Labor zu verwüsten und deine Leute zu verscheuchen. Dann könnte sie den Kindern auch gleich die Pistole an den Kopf halten. Und aus welchem Grund? Wegen eines USB-Sticks voller Mist, für den sie sich noch nicht mal interessiert.«
    »PharmaTan verdammt kranke Kinder zum sicheren Tod«, sagte er und stellte sich die Schlagzeile bildlich vor.
    Sie nickte zustimmend, und auf ihren Lippen machte