Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Brust und das Adrenalin rauschte durch ihre Adern, sodass sie weiterhin kurz vor einer Panik stand.
Der letzte Polizist hatte das Haus fünfzehn Minuten zuvor verlassen und sie konnte Richard im hinteren Teil des Hauses herumpoltern hören, hatte aber keine Ahnung, was er da tat. Einige Augenblicke später tauchte er mit einer großen Reisetasche in der Hand auf und hob Susie vom Sofa. Seine Augen wirkten wild, als er sich im Zimmer umsah. Carly hatte geglaubt, im Laufe der Jahre jede nur mögliche Emotion im Gesicht ihres Mannes gesehen zu haben, aber diese hier war neu und erschreckend.
»Was machst du denn, Richard? Sie ist gerade eingeschlafen …«
Er legte einen Finger auf die Lippen und wedelte dann mit einem Arm herum, als wollte er andeuten, dass sie jemand hören konnte.
»Wir verschwinden«, flüsterte er.
»Verschwinden? Wohin denn?«
Aber er war schon auf dem Weg in die Küche. Carly eilte ihm hinterher und stellte fest, dass er durch das Fenster in die Dunkelheit hinausstarrte. Überzeugt davon, dass die Luft rein war, ging er durch die Tür und durch den Garten.
Als sie ihn eingeholt hatte, stand er neben dem Rasen und starrte auf ein großes, tiefes Loch hinab, das sich genau an der Stelle befand, an der die Spritze zu Boden gefallen war, und neben dem ihre alte Schaufel lag.
»Richard. Bitte. Sag mir, was …«
Er war jedoch schon weitergegangen, quetschte sich durch das Loch in ihrem Zaun und überquerte den Garten des Nachbarn, wobei er darauf achtete, jedem Lichtschein aus den Fenstern oder von einer Veranda aus dem Weg zu gehen.
Carly folgte ihm, da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Ihr Mann schien in eine Art paranoide andere Realität versunken zu sein, während er den Besitz der wenigen Nachbarn, die sie tatsächlich kannten, überquerte. Susie regte sich nicht und lag mit der Wange an seiner Schulter, als er stehen blieb und sich mit ruckartigen Kopfbewegungen umsah. Offenbar zufrieden darüber, dass keine Armee in den Schatten lauerte, ging er zu einem Pick-up, den Carly als den Wagen erkannte, den er sich gelegentlich auslieh, um Laborausstattung zu transportieren.
Richard öffnete mit der freien Hand die Fahrertür, zog den Sitz nach vorn und legte Susie auf den winzigen Rücksitz. Carly ging um das Heck herum, als er sich hinter das Steuer setzte, und nach einem nervösen Blick zum Haus des Besitzers ließ sie sich auf dem Beifahrersitz nieder.
»Wo zum Teufel wollen wir hin?«, erkundigte sie sich, als er den Schlüssel hinter der Sonnenblende hervorholte und ins Schloss steckte.
»Wir verschwinden von hier.«
»Wir können nicht einfach abhauen. Detective Sands …«
»Sands?«, wiederholte er, ließ den Motor an und fuhr den schmalen Weg zur Straße hinunter. »Der steckt doch mit drin.«
Carly schwieg und betrachtete im Dämmerlicht sein Gesicht.
An ihrem Hochzeitstag war er gebräunt und athletisch gewesen und hatte ein hübsches, glatt rasiertes Gesicht und blaue Augen gehabt, in denen sich stets seine Freude über die Welt und all das, was er von ihr lernen konnte, widerspiegelte.
Nachdem sie Susies Diagnose erfahren hatten, hatte sich diese Freude gelegt, doch er ließ sich nicht unterkriegen und war weiterhin für alle da, für ihre Tochter, für sie, für die anderen Kinder und deren Eltern. Die Frage, was für ihn noch übrig blieb, ließ sie nachts oft nicht schlafen.
Sie vermutete seit wenigstens einem Jahr, dass er regelmäßig Panikattacken hatte, aber er verbarg sie gut, und sie merkte, dass sie Angst hatte, dieses Thema anzusprechen. Sie kannte ihn besser als jeder andere, hatte aber noch immer keinen Weg gefunden, um zu erkennen, wie dicht er vor dem Zusammenbruch stand.
Wie konnte sie auch nur ansatzweise verstehen, was er durchmachte? Sie konnte Susie nicht retten, alles, was sie tun konnte, war, sie zu lieben. Aber seine Situation war völlig anders. Er konnte sie vielleicht wirklich retten. Und dieser Hoffnungsschimmer – diese unfaire Verantwortung – riss ihn langsam in Stücke.
Sie rollten auf die Straße, und er beschleunigte, wobei er im Sekundenabstand in den Rückspiegel blickte.
»Hast du dein Handy bei dir?«, wollte er wissen.
»Nein, ich …«
Er nickte, holte seins aus der Tasche und warf es aus dem Fenster.
»In diesem Telefon war dein gesamtes Leben und wir haben gerade einen Wagen gestohlen«, stellte sie fest und versuchte, ruhig zu bleiben. War es passiert? Stand er nun vor dem Zusammenbruch, den ihm so
Weitere Kostenlose Bücher