Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
dass ich den Boden testen könnte, auf dem sie gelegen hat, um herauszufinden, was sich darin befunden hat, und um die DNS des Mannes, den ich damit gestochen habe, zu extrahieren.«
»Vielleicht hat er deshalb das Loch gegraben. Vielleicht bringt er die Erde ins Labor?«
»Dazu hat er einen Polizisten mit einer Schaufel aus unserem Schuppen graben lassen? Komm schon, Carly. Sie haben Experten für diese Arbeit. Das weißt du ebenso gut wie ich.«
Sie nickte und lehnte sich zurück, um die Lichter zu betrachten, an denen sie vorbeifuhren. Was konnte sie auch anderes tun?
12
Hagerstown, Maryland
18. April
»Bist du sicher, dass ich einen Onkel Burt habe?«
Susie rutschte auf dem winzigen Rücksitz des Trucks herum und genoss das ungewohnte Gefühl, nicht angeschnallt zu sein. Sie war vor einer Stunde schlagartig wach geworden, ängstlich und verwirrt, hatte die Geschichte, dass die Ereignisse der vergangenen Nacht nichts weiter als einer ihrer gelegentlich auftretenden Albträume gewesen waren, jedoch anstandslos geschluckt. Und jetzt war sogar die Erinnerung daran vor lauter Aufregung über eine nicht angekündigte Reise in ein unbekanntes Gebiet vergessen. Trotz all dem, was die Krankheit ihrem Körper angetan hatte, war sie ebenso abenteuerlustig wie jedes andere Kind.
»Nun ja, eigentlich ist er nicht dein
richtiger
Onkel«, erklärte Richard, drehte sich auf dem Beifahrersitz um und sah auf sie herab. »Du kannst ihn in etwa mit deinem Onkel Chris vergleichen.«
Die Sonne war vor einer Viertelstunde aufgegangen und strahlte auf ordentliche Reihen aus Vorstadthäusern herab, die von sorgsam gepflegten Vorgärten begrenzt waren. Carly befolgte den Ratschlag des GPS und bog in eine Straße ein, die so leblos wirkte, dass sie beinahe ein Foto hätte sein können.
»Wieso hast du noch nie von ihm erzählt?«
Das Gerät verkündete gerade rechtzeitig, dass sie ihr Ziel erreicht hatten, und ersparte es Richard, sich noch eine Lüge auszudenken. Er drehte sich wieder nach vorn um und begutachtete ein kleines Haus, das ihn irgendwie an ein Lebkuchenhaus erinnerte, während Carly in die Auffahrt fuhr. Er hatte zwar nicht mit Geschütztürmen und Stacheldraht gerechnet, aber die Gartenzwerge auf dem Rasen überraschten ihn doch.
Offensichtlich dachte Carly dasselbe, als sie den Motor ausschaltete und ihn ansah. »Bist du dir sicher, dass das die richtige Adresse ist?«
»Ja. Ich glaube es jedenfalls. Vielleicht habe ich mich auch geirrt.«
Sie sah nicht sehr glücklich aus, als sie ausstiegen, schlug die Tür etwas lauter zu, als notwendig war, und sagte über die Motorhaube hinweg so leise, dass Susie es nicht hören konnte, zu ihm: »Das ist verrückt.«
»Wenn du eine bessere Idee hast, dann bin ich ganz Ohr.«
»Ich habe auch Angst, nach Hause zurückzukehren. Aber wenn Sands rausfindet, dass du weg bist, dann wird er explodieren.« Sie deutete auf das Haus. »Und du kennst diesen Kerl kaum.«
»Darum geht es doch, hast du das schon vergessen?«
»Wann hast du zum letzten Mal mit ihm gesprochen?«
»Keine Ahnung. Es könnte zwölf Jahre her sein.«
»Zwölf Ja…« Sie schwieg, als die Haustür geöffnet wurde und ein Mann auf die Veranda trat.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Sie
waren
am richtigen Ort. Ein Dutzend Jahre hatte die Falten in seinem sonnengegerbten Gesicht vertieft, aber die Muskeln an seinen Unterarmen waren unterhalb der hochgeschobenen Ärmel eines olivgrünen Pullovers noch deutlich zu erkennen.
»Hi, Burt.«
Der Mann legte den Kopf schief und kam die Treppe herunter, wobei er sein rechtes Bein etwas stärker belastete als bei ihrem letzten Treffen. Carly sah ihn an und behielt einen unverändertenGesichtsausdruck bei, um ihm zu zeigen, dass sie nicht beeindruckt war.
»Richard?«, meinte der Mann mit dem leichten Südstaatenakzent. »Richard Draman?«
»Es ist eine Weile her. Das ist meine Frau Carly. Carly, das ist Burt Seeger.«
»Natürlich. Allerdings wart ihr damals noch nicht verheiratet. Du warst seine neue Freundin. Die, die Richard immer die leckeren Pasteten gebacken hat, die er ins Krankenhaus mitgebracht hat.«
Sie lächelte peinlich berührt und reichte ihm die Hand.
»Und das«, setzte Richard die Vorstellungsrunde fort, indem er an das Fenster auf der Fahrerseite klopfte, hinter dem seine Tochter ihre Nase an die Scheibe drückte, »ist Susie.«
Er öffnete die Tür, und sie stieg aus und musterte den alten Mann vor ihr mit unverhohlener Neugier. Richard
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