Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
sein?«, fragte Richard, der aus der Schlafzimmertür seiner Tochter zu einem Polizisten hinübersah, der soeben den Schrank im Flur durchwühlte. »Er ist nicht hinter unseren Kopfkissenbezügen her gewesen.«
»Wir sind nur gründlich«, erwiderte eine Stimme in seinem Rücken. »Haben Sie aus irgendeinem Grund ein Problem damit? Haben Sie vielleicht Angst davor, dass wir etwas finden könnten?«
Richard drehte sich um und sah Detective Timothy Sands, der den Kopf aus Susies Fenster streckte, und dessen Gesicht vom roten und blauen Licht des Polizeiwagens, der in der Auffahrt parkte, angestrahlt wurde. Er sah noch wütender aus als eine Woche zuvor, als er mit dem Haftbefehl vor ihm gestanden hatte. Sein kurzes Haar war zerzaust und auch seine Kleidung sah so unordentlich aus, dass man ihn vermutlich aus dem Bett geholt und hierher beordert hatte.
»Hören Sie, jemand ist durch das Fenster meiner Tochter geklettert und hat versucht, sie in ihrem Bett zu ermorden. Ich habekeine Polizeiausbildung genossen, aber ich bezweifle, dass sie zwischen meinen Handtüchern viele Hinweise finden werden.«
»Wieso glauben Sie, dass er sie umbringen wollte?«
»Weil er mit einer Pistole und einer Spritze vor ihrem Bett gestanden hat?«
»Genau«, entgegnete Sands. »Aber Sie haben mir erzählt, dass Sie ihm den Inhalt der Spritze verpasst haben und er trotzdem weglaufen konnte. Wenn das eine Waffe war, dann war es keine sehr gute.«
»Ach, kommen Sie«, erwiderte Richard wütend. »Die Dosis, um einen ausgewachsenen Mann umzubringen, ist deutlich höher als bei einem kranken achtjährigen Mädchen. Es könnte auch ein langsam wirkendes Biologikum gewesen sein. Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
»Ich will damit nur sagen«, fuhr Sands fort und wandte sich vom Fenster ab, »dass ich in letzter Zeit sehr häufig herkommen muss. Ich möchte auch anmerken, dass Sie Zugang zu Spritzen haben. Und ich frage mich, warum weder Sie noch Ihre Frau oder Ihre Tochter mir eine genaue Beschreibung des Mannes geben können, mit dem Sie Gott weiß wie lange in einem drei mal drei Meter großen Zimmer gerungen haben.«
Carly kam herein und reichte ihrem Mann einen Eisbeutel, damit er ihn auf die langsam größer werdende Beule an seinem Kopf pressen konnte. Er versuchte, ihr dankbar zuzulächeln, zuckte jedoch zusammen, als das Eis seine Haut berührte. Seltsamerweise war das die schwerste Verletzung, die sich einer von ihnen in dieser Nacht zugezogen hatte. Susie war völlig verängstigt, aber unverletzt, und abgesehen von den blauen Flecken an ihrem Hals schien Carly auch nicht schlimmer dran zu sein.
»Sie haben doch Zugang zu Spritzen, oder nicht, Doktor?«
»Sie wollen uns wohl verarschen«, meinte Carly, schwieg dann jedoch, als ihr Richard bedeutete, sie solle sich beruhigen. Sie starrte Sands so lange an, bis er den Blick abwandte, und dann ging sie zurück ins Wohnzimmer, wo ihre Tochter wieder zu weinen begonnen hatte.
»Glauben Sie wirklich, dass ich etwas damit zu tun hatte?«, wollte Richard wissen. »Was soll mich denn dazu bewogen haben?«
»Wie wäre es damit: Ich hörte, Sie versuchen, einen Deal mit PharmaTan zu machen, um ungeschoren aus der Sache rauszukommen. Da würde ein wenig Mitgefühl bestimmt nicht schaden.«
Sands lehnte sich gegen die Wand, und sein finsterer Gesichtsausdruck stellte klar, dass er es nicht mochte, durch im Hinterzimmer geführte Verhandlungen um eine Verurteilung gebracht zu werden.
»Himmel«, murmelte Richard. »Vergeuden wir hier nur unsere Zeit, Detective? Wollen Sie der Sache überhaupt auf den Grund gehen?«
»Das ist doch genau das, was ich tue«, erwiderte dieser und stocherte mit einem Finger in der Luft herum. »Haben Sie für Ihre Tochter eine Lebensversicherung abgeschlossen?«
»Was?«
»Das muss hart sein, was, Doc? Ganz alleine zu versuchen, eine solche Krankheit zu heilen? Aber nach dem Tod Ihrer Tochter wäre alles vorbei, nicht wahr? Sie könnten Schönheitschirurg in Hollywood werden und auf großem Fuß leben.«
Richard stand da, starrte ihn blinzelnd an und versuchte, den Zorn zu unterdrücken, der in ihm aufwallte. Es war offensichtlich, dass Sands versuchte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber so leicht wollte er ihm das nicht machen.
»Das ist wohl das Dämlichste, was ich jemals gehört habe, Detective. Wenn ich das selbst gewesen wäre, dann wäre es mir auch gelungen und niemand hätte je davon erfahren.«
»Vielleicht ist ja Ihre Frau
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