Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
müsst ihr ein Satellitentelefon kaufen. Die kann man zwar abhören, aber man kann ihren Standort nicht genau genug orten, um diese Information sinnvoll nutzen zu können. Wie sieht es mit Geld aus?«
Richard zuckte mit den Achseln.
»Keine Bankkarten, keine Geldautomaten und keine Kreditkarten. Ihr müsst zu einer Bankfiliale fahren, die möglichst weit von hier weg ist, und all eure Ersparnisse in bar abheben. Wie viel habt ihr?«
»Nicht viel«, gestand Carly. »Wir haben alles in die Forschung gesteckt.«
»Könnt ihr auf die Konten eurer Organisation zugreifen?«
»Natürlich«, bestätigte Richard. »Aber das sind größtenteils Spenden. Wir können nicht …«
»Es ist teuer, auf der Flucht zu sein«, stellte Seeger klar. »Wenn all das wirklich wahr ist, dann ist jetzt nicht die richtige Zeit, um sich wegen dieser kleinen Veruntreuung Sorgen zu machen.«
Richards Nicken kam ein wenig zögerlich. Das war die Frage, die ihm auf den Nägeln brannte. War es wirklich wahr? Wie weit war er bereit zu gehen? Und wie weit würde ihm Carly folgen?
»Aber das Wichtigste ist, dass ihr alles genau durchdenkt«, fuhr Seeger fort. »Denkt gut und häufig nach. Denn ich kann euch aus Erfahrung sagen, dass euch ein einziger Fehler bereits das Leben kosten kann.«
14
In der Nähe von Seneca Rocks, West Virginia
18. April
Es war vor etwa einer Stunde dunkel geworden, doch Richard hatte nicht wie erhofft Frieden oder Ruhe gefunden. Er sah zu seiner Frau hinüber und bemerkte, dass sie unbeteiligt aus dem Fenster zu den Bäumen hinübersah, die im Scheinwerferlicht des Wagens auftauchten. Sie hatte während der ganzen Fahrt kaum ein Wort gesagt, und auch wenn er sie liebend gern gefragt hätte, was sie dachte, war er sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte.
Eine scharfe Kurve tauchte vor ihnen auf, und er wurde langsamer und hielt das Lenkrad fest, als der Anhänger, den sie hinter sich herzogen, schlingerte.
»Da«, meinte er und deutete auf einen seiner Meinung nach gut instandgehaltenen Feldweg auf der rechten Seite. »Der sieht doch gut aus.«
Carly nickte und er bog ab. In Schrittgeschwindigkeit fuhren sie über den holprigen Pfad, während die kühle Nachtluft durch das Fenster hereinwehte. Auf Seegers Wunsch hin waren sie nach West Virginia gefahren und hielten auf die Berge zu, wobei sie nur Nebenstraßen nahmen und Hagerstown weit hinter sich zurückließen.
Als sich Richard sicher war, dass man sie von der Hauptstraße nicht mehr sehen konnte, zog er die Bremse an und stieg aus. Um sie herum waberte dünner Nebel, der sich an allem festklammerte, die Kälte verstärkte und bewirkte, dass die Luft im Scheinwerferlicht flimmerte.
Er stieg auf den Anhänger und zog die Stoffabdeckung vom Pick-up seines Nachbarn. Dann setzte er sich auf den Fahrersitz, während Carly die Stahlrampen auszog. Das Fahrzeug rollte auf den feuchten Boden, und außer dem sanften Knirschen von Gummi auf Dreck war nichts zu hören.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Schlüssel hinter der Sonnenblende steckten, stieg er aus und sah sich noch einmal um. Die Anzahl der Reifenspuren und die deutlichen Abdrücke der Reifenprofile ließen erkennen, dass diese Straße häufig benutzt wurde. Es würde nicht lange dauern, bis man das verlassene Fahrzeug mit dem Kennzeichen aus Maryland entdeckte und die Polizei rief, die es unbeschädigt zu seinem Nachbarn zurückbringen würde. Hoffentlich mit einer Erklärung, in der Teenager auf einer Spritztour und nicht etwa ein gewisser flüchtiger Biologe vorkamen.
Carly wischte mit Glasreiniger und einigen Küchentüchern Fingerabdrücke und andere Beweise weg, wie sie es von Seeger gelernt hatte, und Richard ging zurück zum Führerhaus des Lasters, um eine Plastiktüte zu holen. Er wühlte in den Prepaid-Handys herum, die sich darin befanden, bis er schließlich das Satellitentelefon darunter gefunden hatte.
Je mehr Zeit verstrich, desto verschwommener erinnerte er sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Andere Erklärungen drängten sich in seinen Verstand und ließen die Panik verschwinden, die er verspürt hatte. Vielleicht war Sands ja auch nichts weiter als ein dummer, gewalttätiger Penner, der sauer gewesen war, weil man ihn mitten in der Nacht geweckt hatte. Richard musste zugeben, dass er dazu neigte, den Leuten mehr Verstand zuzusprechen, als sie besaßen, und Absichten erkannte, auch wenn er in neun von zehn Fällen doch nichts als Inkompetenz und
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