Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Erinnerungen zu schwelgen.«
»Nein«, gab Richard zu. »Du hast mal gesagt, du würdest mir einen Gefallen schulden. Hast du das auch so gemeint?«
»Ich sage nie Dinge, die ich nicht meine. Das ist eine schlechte Angewohnheit.«
»Tja, dann mach es dir mal bequem. Wir müssen dir eine lange Geschichte erzählen.«
13
Hagerstown, Maryland
18. April
Burt Seeger suchte im Küchenschrank nach einem Teebeutel und warf diesen dann in die Kanne, die bereits auf dem Herd stand. Laut der Uhr an der Wand hatten sie vor etwas mehr als zwei Minuten aufgehört, ihm von all dem zu berichten, was geschehen war. Seitdem waren die einzigen Geräusche, die man im Haus hören konnte, von Susie gekommen, die versuchte herauszufinden, wie man die Wii einschaltete.
Laut ausgesprochen hörte sich die Geschichte noch dubioser an. Höchstwahrscheinlich würde sie der alte Soldat einfach aus dem Haus werfen und die Polizei rufen. Das war zweifellos die klügste Vorgehensweise.
»Vielleicht sollten wir zum FBI gehen«, schlug Carly vor, die die Stille offenbar nicht länger ertragen konnte.
Seeger drehte sich um und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an den Küchentresen. »Womit? Es klingt so, als hätte die Polizei einen ziemlich handfesten Fall gegen Richard in der Hand, und dieser Sands wird bestimmt versichern, dass er davon ausgeht, dass ihr den Anschlag auf Susie inszeniert habt.Da gibt es eine ernsthafte Glaubwürdigkeitslücke – fast schon eine Glaubwürdigkeitsschlucht – und ihr steht auf der falschen Seite.«
»Was ist mit der Presse? Das ist eine gute Geschichte, und offensichtlich werden heutzutage kaum noch Beweise verlangt.«
»Stimmt, aber
irgendetwas
wird man schon sehen wollen. Das alles klingt eher wie eine Story aus einem dieser Klatschmagazine, die meine Frau immer gelesen hat. Ich warte noch immer darauf, dass ihr mir erzählt, was Elvis mit der ganzen Sache zu tun hat.«
»Dann glaubst du uns also nicht«, stellte Richard fest.
»Nimm es nicht persönlich, mein Junge. Die ganzen Jahre bei der Aufklärung haben bewirkt, dass ich überhaupt nichts mehr glaube.«
Richard stieß die Luft aus. Es war eine dumme Idee gewesen, hierherzukommen. Wie Carly gesagt hatte, hatte er seit über einem Jahrzehnt nichts mehr von Burt Seeger gehört. Was hatte er von dem Mann erwartet? Dass er bereitwillig alles glaubte, was sie ihm erzählten, und sein Leben riskierte, um ihnen zu helfen?
Außerdem war Seeger ja nicht der einzige Skeptiker. Carly war noch lange nicht überzeugt von seiner Theorie und spielte vor allem deshalb mit, weil sie glaubte, er stünde kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wenn er in seinen Jahren als Wissenschaftler eines gelernt hatte, dann, dass man sich höchstwahrscheinlich irrte, wenn sich die Leute, die man respektierte, gegen einen stellten. Vielleicht war ja wirklich alles zu viel für ihn geworden. Vielleicht verlor er den Verstand. Und wenn das der Fall war – oder auch nicht – was dann?
»Hört mir zu«, sagte Seeger, dem die plötzliche Hoffnungslosigkeit, die sich auf Richards Gesicht abzeichnete, offensichtlich Sorgen machte. »Du hast mir einmal geholfen und ich nehme diese Schuld durchaus ernst. Ich möchte auch nicht miterleben, dass ihr im Wagen haust und vor jedem Schatten weglauft. Und erst recht nicht mit einem kranken Mädchen. Andererseits weiß ich nicht, wie weit ich in diese Sache reingezogen werden will.«
»Verstehe. Wir …«
»Lass mich ausreden. Ich werde euch für ein paar Tage bei mir aufnehmen und versuchen, euch dabei zu helfen, diese ganze Sache zu verstehen. Aber wir machen das Schritt für Schritt. Niemand wird je erfahren, dass ihr hier gewesen seid. Und wenn sie es aus irgendeinem Grund doch herausfinden, dann habt ihr mir von all dem nichts erzählt. Ihr seid nur zwei alte Freunde, die unterwegs bei mir vorbeigeschaut haben, okay?«
»Einverstanden«, erwiderte Richard. »Danke, Burt. Ich kann …«
Der alte Soldat wedelte abwehrend mit der Hand. »Du kannst mir danken, indem du alles genauso machst, wie ich es dir sage. Zuerst werden wir diesen gestohlenen Truck von meiner Auffahrt entfernen. Und während du das machst, kannst du auch gleich ein paar Prepaidhandys besorgen. Aber denk daran, dass sie zu dem Mobilfunkmast, mit dem sie verbunden sind, zurückverfolgt werden können, daher solltet ihr sie nicht benutzen, wenn ihr irgendwo seid, wo ihr nicht entdeckt werden wollt – und erst recht nicht hier. Außerdem
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