Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
hergeholt, aber ich muss zugeben, dass die Sache langsam merkwürdig wird. Und wir sollten kein Risiko eingehen.«
»Danke, Chris. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich das alles zu schätzen weiß, was du für uns tust. Ich habe das Gefühl, dass alle anderen …« Einen kurzen Moment versagte seine Stimme. »Sagen wir einfach, dass es uns zurzeit nicht so vorkommt, als hätten wir viele Freunde.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich bin momentan in meinem Haus in St. Barts. Soll ich euch drei mit meinem Jet abholen lassen? Hier könntet ihr für eine Weile untertauchen, während wir versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen.«
»Ich will dich nicht in die ganze Sache reinziehen, Chris.«
»Es ist ein bisschen spät, sich deswegen noch Sorgen zu machen. Wie sagt man doch so schön? Mitgefangen, mitgehangen.«
15
Pittsburgh, Pennsylvania
19. April
»Dr. Draman!«, rief der Pilot, stieg aus dem kleinen Jet und eilte über den Asphalt, um ihm die Reisetasche abzunehmen. »Ich bin James, Chris Gradens Pilot.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen. Das ist meine Frau Carly.«
»Mir wurde gesagt, ich soll drei Personen abholen«, erwiderte der Pilot, während er Carlys Hand schüttelte.
»Wir haben beschlossen, unsere Tochter bei einem Freund zu lassen.«
Der Mann nickte und ging zurück zum Flugzeug. Sie folgten ihm. Richard warf seiner Frau einen Blick zu und bemerkte, dass sie immer noch etwas kränklich aussah.
»Es wird alles gut gehen«, versicherte er ihr und drückte ihre Hand.
Sie waren seit Susies Geburt nicht von ihr getrennt gewesen, daher war es ihnen auch außerordentlich schwergefallen, sie bei einem fast Fremden zu lassen. Doch sie hatten keine andere Wahl gehabt, denn Richard hatte bei ihrer Flucht aus dem Haus zwar seinen und Carlys Pass in die Reisetasche gestopft, Susie besaß jedochkeinen. Obwohl bei ihrem Aufbruch einige Tränen vergossen worden waren, hatte Susie kein Problem mit der Trennung gehabt. Sie verstand sich sehr gut mit Seeger und plante bereits einige Aktivitäten ohne den wachsamen Blick ihrer Eltern, auf die er sich ebenfalls sehr zu freuen schien.
Richard setzte sich seiner Frau gegenüber und wartete, bis der Pilot ins Cockpit zurückgekehrt war, bevor er sich vorbeugte und ihr eine Hand aufs Knie legte. »Hast du gesehen, wie sie uns von der Veranda zugewunken hat, als wir losgefahren sind? Sie sah nicht mal traurig aus. Ich glaube, dass sie dieses Abenteuer richtig genießt.«
»Ich weiß, aber …«
»Ihr wird nichts passieren, Carly. Nach allem, was sie durchgemacht hat, ist sie stärker, als es einer von uns beiden je sein wird.«
»Vielleicht sollten wir sie anrufen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm ihre Medikamente richtig erklärt habe. Burt …«
»Du hast eine halbe Dissertation dazu geschrieben.«
»Hab ich nicht …«
»Carly. Mal im Ernst, ich hab sie gesehen. Du hast sogar Diagramme gemalt.«
Daraufhin brachte sie sogar ein angedeutetes Lächeln zustande.
»Wir werden nur einige Tage weg sein. Nur so lange, wie wir brauchen, um das Ganze mit Chris zu besprechen und einige Dinge zu klären.«
Sie nickte und sah wieder aus dem Fenster, als das Flugzeug auf der Landebahn beschleunigte. Während des Starts starrte sie weiterhin hinaus, als könne sie einen letzten Blick auf ihre Tochter erhaschen, bevor sie die Wolkendecke durchbrachen.
Er widerstand diesem Drang, schloss die Augen und lauschte dem weißen Rauschen, das das ansonsten leere Flugzeug erfüllte. Seit der Nacht seiner Verhaftung hatte er nicht mehr länger als zwei Stunden am Stück geschlafen, und in diesem Augenblick wollte er sich einfach nur noch ausruhen, um später wieder klar denken zu können. Er stellte sich schneebedeckte Berge vor, die sich im ruhigen Wasser eines Sees spiegelten – eine Technik zur Verringerungvon Stress, die er aus einer Zeitschrift im Wartezimmer seines Zahnarztes gelernt hatte. Das ruhige Bild wurde jedoch sofort durch das zum Teil verdeckte Gesicht des Mannes gestört, der versucht hatte, Susie umzubringen, dann fielen ihm auch die Spritze und die durchdringenden Schreie seiner Tochter wieder ein, die verzweifelt versucht hatte, sich aus der Bettdecke zu schälen. Was wäre, wenn der Killer auf irgendeine Weise Seegers Adresse ausfindig gemacht hatte? Was wäre, wenn ihr Herz doch aufgab? Was wäre, wenn sie sie brauchte und sie nicht bei ihr waren?
Er schüttelte kaum merklich den Kopf und versuchte, die in ihm aufsteigende Panik zu
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