Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
und hielt ihr seine Waffe gegen die Schläfe.
»Lasst den Scheiß!«, rief Xander aus der Limo. »Werft sie in den Kofferraum, bevor die Polizei hier ist.«
40
Irgendwo im Staat New York
12. Mai
Richard ging zum Fenster und blickte auf Andreas Xanders von Scheinwerfern erleuchtetes Anwesen hinaus, während er überlegte, ob es nicht der größte Fehler seines Lebens gewesen war, Kontakt zu dem alten Mann aufzunehmen.
Das Fenster war nicht verschlossen, aber sie befanden sich im dritten Stock und konnten unmöglich nach unten klettern. Und selbst dann hätten sie keine zehn Schritte in Richtung Tor machen können. Überall gab es Sicherheitsvorkehrungen, wie man es bei einem der umstrittensten Milliardäre der Welt auch erwarten konnte – Kameras, Patrouillen und Hunde, die ständig enttäuscht aussahen, weil sie keine Eindringlinge in Stücke reißen konnten.
»Gibt’s was Interessantes zu sehen?«
Er drehte sich zu Carly um, die in einem der Armsessel saß. Für ein Gefängnis hatten sie es recht komfortabel in ihrer opulenten Suite, deren Badezimmer fast so groß war wie der Garten hinter ihrem alten Haus, das sie vermutlich nie wiedersehen würden.
»Wenn es hier einen See gäbe, wäre er voller Haie.«
Sie trug einen Wildlederrock und einen Pullover, die sie sich aus den teuren Kleidungsstücken, die ihnen kurz nach ihrer Ankunft gebracht worden waren, ausgesucht hatte. Allein der Pullover kostete vermutlich mehr als ihre gesamte Garderobe, was ihn sehr traurig stimmte.
»Warum kommst du nicht her und setzt dich, Richard? Versuch, dich zu entspannen.«
»Wie zum Teufel soll ich mich hier entspannen?«, erwiderte er und hob das Telefon auf, das neben dem Bett lag. Es war tot. Wie jedes Mal, wenn er nachgesehen hatte. »Wir sind seit zwei Tagen hier und niemand hat mit uns gesprochen. Was treibt Xander? Will er uns hier verrotten lassen, bis er endlich den Löffel abgibt? Er hat uns entführt.«
Daraufhin musste sie grinsen. »Und wie nennst du das, wenn man jemandem in den Reifen schießt und ihm eine Waffe an den Kopf hält?«
Er ignorierte sie. »Ich kann hier nicht mehr bleiben, Carly. Wir müssen uns bei …«
Bevor er »Burt« sagen konnte, hatte er sich wieder im Griff, und er blickte sich nach den Abhörgeräten um, die hier vermutlich vorhanden waren. »Wir müssen uns bei Susie melden.«
»Ich mache mir auch Sorgen um sie, Richard. Aber sie ist in guten Händen. Wir beide können nichts weiter tun, als hier rumzusitzen und zu warten. Wir sind nicht tot und man hat uns auch nicht der Polizei übergeben. Das hat doch etwas zu bedeuten, meinst du nicht auch?«
»Hör auf mit diesem gottverdammten Zen-Scheiß«, fuhr er sie an und verlor endgültig die Kontrolle.
Doch sie weigerte sich, klein beizugeben. »Wer hätte gedacht, dass ich letzten Endes die Vernünftige sein werde?«
»Scheiße«, murmelte er und stieß die Luft aus. »Entschuldige, Carly. Es liegt nicht an dir …«
»Ich weiß.« Sie stand auf und ging auf ihn zu. Dann nahm sie ihn in die Arme und legte die Lippen an sein Ohr. »Ich habe auch Angst um sie. Ich habe Angst um uns alle.«
41
Irgendwo im Staat New York
13. Mai
Richard steckte sich das Hemd in die Hose und beobachtete seine Frau, die in einem dicken weißen Bademantel neben ihm stand und sich die Haare föhnte. Wie hatte er nur so eine Frau finden können? Eine Frau, die nicht nur klug und schön war, sondern sich trotz eines kranken Kindes, eines besessenen Ehemannes und all dem anderen tapfer durchs Leben schlug.
Sie schaltete den Fön ab und sah ihn lächelnd an, als sie merkte, dass er sie beobachtete. »Was …«
Das Geräusch eines Schlüssels im Schlüsselloch brachte sie zum Schweigen, und sie sahen beide auf die Uhr neben dem Bett.
Seit ihrer Ankunft war ihr Kontakt zur Außenwelt durch diese leuchtenden Zahlen bestimmt worden. Das Frühstück war wie immer pünktlich um acht gebracht worden, und das Mittagessen war erst in eineinhalb Stunden fällig.
Carly zog den Bademantel enger um ihren Körper und stellte sich nervös neben ihren Mann, als Andreas Xander ins Zimmer rollte.
»Kein netter Gruß?«
Der Wachmann, der den Rollstuhl geschoben hatte, zog sich wieder in den Flur zurück und schloss die Tür, sodass sie alleine waren.
Richard streckte sich in dem erfolglosen Versuch, aufgrund seines Größenvorteils etwas mehr Zuversicht auszustrahlen. »Warum halten Sie uns hier fest?«
»Für einen so gebildeten Mann wie Sie ist das eine
Weitere Kostenlose Bücher