Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
dumme Frage.«
»Wir konnten seit drei Tagen nicht mit unserer Tochter sprechen. Wie lange kann es denn dauern, unsere Identität zu bestätigen? Wie Sie selbst gesagt haben, könnte das ein Sechsjähriger in wenigen Minuten dank des Internets herausfinden.«
Carly drückte seine Hand. »Beruhige dich, Richard.«
»Sie sollten auf Ihre Frau hören. Sie gibt Ihnen einen guten Rat.«
Xander sah nicht jünger oder gesünder aus als an dem Tag, an dem sie in seinen Wagen gestiegen waren, aber es umwehte ihn nun, da er sich auf seinem eigenen Territorium befand, eine bedrohliche Aura.
»Dann wissen Sie es jetzt also«, sagte Carly, die ihre Abneigung gegen diesen Mann nicht verhehlen konnte. »Oder etwa nicht, Mr. Xander? Sie wissen, wer wir sind?«
»Oh, ich weiß noch so einiges mehr. Meine Leute haben alle verfügbaren Informationen über das Flugzeug überprüft, in dem Sie angeblich gesessen haben, sie haben Ihre Schritte in Argentinien nachvollzogen …«
»Sie waren in Argentinien?«, unterbrach ihn Richard. »Haben sie ihn gesehen? Haben sie Mason gefunden?«
Xander schüttelte den Kopf. »Das Haus ist an dem Tag, an dem Sie dort gewesen sind, bis auf die Grundmauern abgebrannt. Es ist niemand mehr da, und der Besitzer hat sich als ein Labyrinth voller erfundener ausländischer Firmen herausgestellt.«
»Was ist mit Chris?«, wollte Carly wissen.
»Er ist tot.«
»Sie meinen, er ist verschwunden? Sie …«
»Nein, er ist tot. Meine Leute haben die Leiche gesehen. Sie liegt in einem Leichenschauhaus in Osteuropa.«
»Was ist mit ihm passiert?«, erkundigte sich Carly. Man konnte ihrer Stimme anhören, dass sie ihre Freundschaft zu Graden noch nicht völlig vergessen hatte. Auf der intellektuellen Ebene fiel einem eine solche Trennung deutlich leichter als auf der emotionalen.
»Die ersten offiziellen Ermittlungen haben ergeben, dass er zusammen mit einer Gruppe in Weißrussland eine Designerdroge entwickelt hat und dass ein professioneller Anschlag auf ihn verübt worden ist«, erklärte Xander und konzentrierte sich dann auf Richard. »Vielleicht waren Mason und Sie auch darin verwickelt. Das klingt wahrscheinlicher als die Geschichte, die Sie mir aufgetischt haben.«
»Was ist mit dem Foto?«, fragte Richard. »Haben Sie es untersuchen lassen?«
»Ich habe drei unterschiedliche Expertenmeinungen, und sie sind sich einig. Sie sagen, das Foto sei echt und wurde zu dem Zeitpunkt und an dem Ort aufgenommen, wie Sie behaupten.«
»Wo ist dann das Problem?« So langsam zeigte Carlys sorgfältig aufgebaute Beherrschung erste Risse.
Xander zuckte mit seinen eingefallenen Schultern. »Der Knackpunkt ist, ob es sich bei diesem Mann wirklich um Mason handelt. Es könnte auch irgendjemand sein, der so aussieht wie er oder den Sie so haben aussehen lassen.«
»Warum sollten wir …«, setzte Richard an, aber Xander ließ ihn nicht weitersprechen.
»Mason ist ein faszinierender Mann. Ich muss zugeben, dass ich wütend geworden bin, als er mich immer wieder abgewiesen hat, und begonnen habe, nach dem Grund dafür zu suchen, dass er damals in den 90ern einfach verschwunden ist. Ich dachte, er hätte vielleicht was mit kleinen Jungs in Thailand gehabt oder etwas in der Art.«
»Und, hatte er das?«, erwiderte Richard und ignorierte die Tatsache, dass Xander nach Material gesucht hatte, um den Mann zu erpressen.
»Das ist ja das Faszinierende. Ich habe keine Ahnung. Obwohl ich sehr viel Geld und Mühe investiert habe, um das herauszufinden, bin ich zu keinem Ergebnis gekommen. Und das bedeutet, dass ihm jemand dabei geholfen hat, unterzutauchen. Jemand, der deutlich mehr draufhat als ein Haufen schlitzäugiger Zuhälter.«
»Sie haben ihn versteckt, während er seine Therapie entwickelt hat.«
»Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden.«
»Warum nicht?«, schaltete sich Carly ein, deren Stimme immer lauter wurde. »Welche Beweise brauchen Sie denn noch? Wir vergeuden nur Zeit. Sie müssen uns helfen. Bitte.«
»Schon okay«, beruhigte sie Richard. »Das wird er auch.«
Xander legte den Kopf ein wenig zur Seite. »Werde ich das?«
Er nickte. »So, wie ich es sehe, können Sie nur gewinnen, wenn Sie uns helfen, und haben nichts zu verlieren außer ein wenig Geld und Macht, und damit können Sie sehr bald ohnehin schon nichts mehr anfangen.«
Der alte Mann warf Richard das Prepaidhandy zu, das er bei dem Überfall bei sich getragen hatte, und klopfte mit seinen arthritischen Fingerknöcheln an die
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