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Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Titel: Die Unvorhersehbarkeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goliarda Sapienza
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einem Theaterprogramm, einem neuen Buch oder einem Haarband und Stoff für Stella zurückzukommen, die nach jahrelanger Trauer, zuerst um den Bräutigam und dann um den Vater, zärtlich über Samt und Seide streicht, dürstend nach Farben. Die Trauer hatte ihre starken und vollenGlieder wie ausgedörrt und ihren langsamen Bewegungen die Unsicherheit einer Heranwachsenden verliehen. Nun, nach dem gramvollen Abschied von ihren Toten, lebte Stella neu auf. Oder war es der tägliche Umgang mit den Kindern, die Gewohnheit, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen, die ihren Blick, ihre Stimme mit kindlicher Begeisterung und Staunen erfüllten? Nie zuvor hatte Modesta eine so umfassende Verwandlung erlebt. Erstaunt betrachtet sie diese neue Stella, die auf dem Teppich lachend den fließenden Glanz türkiser Seide entrollt, auf der unzählige goldene Sonnen strahlen.
    »Wie schön! Da wird Bambolina sich aber freuen, wenn sie zurückkommt.«
    »Eigentlich habe ich sie dir mitgebracht, Stella.«
    »O Mody, glaubst du, ich darf? Könnte ich …«
    »Natürlich kannst du.«
    »Aber meinem älteren Bruder geht es nicht gut, vielleicht lohnt es sich gar nicht, die Trauer abzulegen, weil er …«
    »Ach, Unsinn! Du hast lange genug Trauer getragen! Du mußt auch an die Kinder denken.«
    »Das stimmt. Prando hat gestern noch gesagt: ›Entweder du ziehst jetzt das schwarze Zeugs aus, oder ich gehe.‹ Und ich: ›Wohin willst du denn gehen?‹ Und er: ›Mit Mody ins Ausland, wo die Frauen hundert Farben tragen!‹«
    »Siehst du, Stella?«
    »Ja, ja, natürlich … Aber noch mehr überrascht hat mich Jacopo. Er scheint doch solchen Dingen keinerlei Beachtung zu schenken, immer über seine Bücher gebeugt, der picciriddu 8 .«
    »Was hat Jacopo getan?«
    »Mit todernster Miene meinte er: ›Ja, Stella. Wurde auch Zeit, daß Prando mal was sagt. Ich gehe nämlich dann auch.‹«
    »Meuterei, kurz gesagt?«
    »Was bedeutet das, Mody?«
    »Ein Aufstand.«
    »O ja, und sogar mein ’Ntoni: ›Ich will keine Mama, die immer schwarz herumläuft. Schau mal das Foto, so will ich dich haben.‹ Aber stell dir vor, Mody, das war das Bild von einer Schauspielerin, blond und mit ganz tiefem Ausschnitt. Jessesmaria, die Kinder gehen zuviel ins Lichtspieltheater! Ob ihnen das nicht schadet, Mody? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber schön ist sie schon, diese Seide, wie ein Stück Himmel!«
    »Gut, dann nähst du dir aus diesem Stück Himmel ein Kleid für das Mittsommerfest, du wirst schon sehen, was für ein Erfolg das bei den Kindern wird!«
    »Ja, Mody. Ich nehme all meinen Mut zusammen und denke nicht an die Blicke meiner Schwägerinnen … Oh, ich sehe sie schon vor mir, aber ich denke nicht dran. Stella ist ganz mutig und nimmt den Stoff. O Mody, mir zittern die Hände beim Zusammenlegen, ob das etwas Böses bedeutet?«
    »Etwas Böses, Stella? Was kann an Farben schon böse sein?«
    »Und was ist böse an der Freude meiner Kinder? Wie meine Mutter immer sagte: ›Mach den Kindern eine Freude, und sie geben sie dir hundertfach zurück.‹ Elena war glücklich hier mit ihnen.«
    »Na, jetzt hat sie wohl ein neues Glück, nehme ich an.«
    »Glück, Mody? Du meine Güte! Gestern kam sie undweinte, nicht ein Jahr verheiratet und schon am Weinen. Traurig, ängstlich, fürchtete sich vor allem und jedem. Ich glaubte mich selbst zu sehen, wie ich früher war, mich selbst zu berühren. Das war ein Schreck! Und die, also meine Brüder, die wollen, daß ich wieder heirate. Jeden Monat kommen sie mit einer neuen guten Partie, sie sind so stur, und sie behaupten, ich hätte mich verändert, daß ich komisch rede, daß ich … Was wollen die bloß von mir?«
    »Sie wollen nur dein Bestes, du bist noch jung …«
    »Niemals! Einmal einem Mann dienen, das reicht! Und ein Stiefvater für meinen ’Ntoni, ich …«
    »Schon gut, Stella, beruhige dich, die Zeit wird es weisen. Und warum errötest du nun wie ein kleines Mädchen?«
    »Weil du jetzt böse sein wirst, Stella weiß das. Noch keine Stunde zurück, und schon wirst du böse werden.«
    »Warum sollte ich böse werden?«
    »Da ist dieses Mädchen … Mela, der die Faschisten Mutter und Vater umgebracht haben.«
    »Ja, ich weiß, die Pasquale zu uns geschickt hat. Und?«
    »Oh, das war gut, daß Pasquale sie aus diesem Kloster geholt hat, in das sie sie gesteckt hatten, sie hat mir da ein paar Dinge erzählt! Und das, obwohl dort nur Nonnen sind, oh, man glaubt es ja nicht!«
    »Ich

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