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Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Titel: Die Unvorhersehbarkeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goliarda Sapienza
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sonst niemand will. Oder ist das verboten unter Cousins? Jacopo, du weißt doch immer alles, ist das verboten?«
    Jacopo: »Ich glaube, man benötigt den Dispens der Kirche.«
    Bambú: »Puh, was für gemeine Reden! Ich werde sowieso niemals heiraten. Ich hatte dich gebeten, nach Joyce zu sehen …«
    Prando: »Ach! Ich sehe, daß Mamas Buch ins Schwarze getroffen hat, Cousinchen.«
    Jacopo: »Welches Buch?«
    Prando: »Ein gewisses Büchlein von achthundert Seiten über die Frauen und den Sozialismus.«
    Bambú: »Ich hatte dich lediglich gebeten, mal nach Joyce zu sehen …«
    Prando: »Aber Bambú! Es bringt nichts. Du weißt doch, wenn sie Kopfschmerzen hat … Und wann hat sie die nicht? Was meinst du, Jacopo, über den Daumen gepeilt jeden zweiten Sonntag? Vorausgesetzt natürlich, es ist nicht zu hell oder zu dunkel oder zu heiß oder zu kalt.«
    Bambú: »Sprich nicht so von Joyce, Prando! Du bist gemein, wenn du so redest.«
    Prando: »Seht nur, wie sie sich für die gnädige Frau ins Zeug legt, unsere Bambú! Wieso? Könnte es etwa sein, daß auch du wie alle Frauen dieses Hauses in die schöne Fremde verliebt bist? He, Jacopo, wußtest du, daß sie von allen nur Greta Garbo genannt wird? Die Femme fatale, die uns die Mütter und Cousinen raubt.«
    Jacopo: »Und auch die Cousins, wenn es darum geht.«
    Prando: »Ah, auch du, mein lieber Jacopone, wirfst dich ihr zu Füßen? Das kann nicht sein.«
    Jacopo: »Ich verehre sie, Prando.«
    Prando: »Trotz ihrer ewigen Blässe und Leidensmiene?«
    Jacopo: »Vielleicht genau deswegen.«
    Prando: »Wie romantisch!«
    Jacopo: »Und ich finde, Bambú hat recht. Was meinst du, Mama, soll ich mal nach ihr sehen und sie fragen, ob sie nicht zu uns stoßen möchte?«
    »Modesta: »Nein, Jacopo, bleib sitzen. Joyce wird nicht kommen, sie möchte nicht gestört werden. ObwohlBambolina recht hat und Prando gemein und langweilig ist, wenn er so redet.«
    Prando: »Danke, Mama.«
    Modesta: »Bitte. Und sieh mich nicht so an.«
    Prando: »Ich gefalle dir nicht, stimmt’s, wenn ich mich so aufführe?«
    Modesta: »Nein.«
    Prando: »Dabei mache ich das absichtlich.«
    Modesta: »Und warum?«
    Prando: »Weil du mir gefällst, wenn du wütend bist. Stimmt’s, Bambú, sie ist wunderschön, wenn sie zornig ist? Weißt du noch, als wir einmal stritten und sie herunterkam wie eine Furie und uns mit Ohrfeigen eindeckte? Selbst Cesare und Ciccio bekamen ihr Fett weg.«
    Bambú: »Und ob ich das noch weiß! Ich spüre ja heute noch das Brennen ihrer Finger auf meinen Wangen, wenn du davon redest.«
    Jacopo: »Ich erinnere mich nicht daran.«
    ’Ntoni: »Ich auch nicht.«
    Prando: »Wie auch, ihr wart ja noch ahnungslose Milchgesichter!«
    Jacopo: »Ich habe Mama noch nie jemanden schlagen sehen, du, ’Ntoni?«
    ’Ntoni: »Hör nicht auf ihn, Jacopo, vergiß es.«
    Prando: »Natürlich läuft sie nicht herum und schlägt Schäfchen wie euch, aber Wölfe wie Bambú und mich schon.«
    Bambú: »Ich bin kein Wolf.«
    Prando: »Du bist wölfischer als ich, schönes Cousinchen! Nur daß du als Frau weiche Stoffe trägst, unter denen du das rauhe Fell versteckst, das deine Seele umgibt.«
    Bambú: »Oh, Prando, es reicht. Warum tust du das? Immer mußt du alles verderben.«
    Mela: »Laß Bambú in Ruhe, Prando! Siehst du nicht, daß sie weint?«
    Prando: »Da ist ja auch die stumme Musikerin, die ihrer kleinen Freundin flugs zu Hilfe eilt. Hier sind eindeutig zu viele Frauen versammelt, mein Jacopo. Was soll nur aus dir werden, wenn ich und ’Ntoni erst einmal weg sind?«
    Bambú: »Willst du jetzt endlich damit aufhören? Was ist nur in dich gefahren?«
    Prando: »Seht nur die feurigen Augen des Cousinchens! Das waren keine Schafstränen, stimmt’s?«
    Bambú: »Tränen der Wut, Prando, der Wut! Ich hasse dich, wenn du so bist. Und warum schaust du zu Mama, wenn ich mit dir rede?«
    Prando: »Weil ich sie eine Ewigkeit nicht mehr gesehen habe.«
    Prandos Wunde leuchtet violett. Ein Donnern zieht vom Meer herüber und zeichnet eine leuchtende Sichel in das Schwarz des Himmels.
    Bambú: »Ein Flugzeug! Ein Flugzeug ist vorbeigeflogen. Wie ein Blitz, Tante, hast du das gesehen?«
    Prando: »Du brauchst keine Angst zu haben, Bambú. Im Himmel öffnen sich jetzt breite Straßen. Du kommst mir vor wie Stella, die sich noch vor der Eisenbahn fürchtet.«
    Bambú: »Aber in letzter Zeit werden es immer mehr.«
    Prando: »Komm, komm, gib mir die Hand, und hab keine Angst mehr. Verzeih, daß ich

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