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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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musst?«
    Jonas spürte den Blick. Fiet Finger war einer von denen, die seine verschiedenfarbigen Augen bemerkten, aber nicht darüber sprachen. Peregrin Aber hatte es genauso gehalten. »Wenn es sein muss«, sagte Jonas.
    »Muss es«, sagte Fiet. »Hör zu. Wenn du darauf bestehst, werde ich dir helfen. Aber meine Hilfe reicht nicht weit. Niemand von uns ist je im Kloster gewesen. Geht alles gut, kann ich dich vielleicht hineinbringen. Aber hinter den Mauern bist du ganz auf dich allein gestellt.«
    Jonas knetete seine Finger. Er sah Fiet nicht an, aber er nickte.
    »Und wenn ich dich nur ein klein wenig besser kennen würde«, fuhr Fiet fort, »würde ich alles daran setzen, dass du nicht ins Kloster gehst, verstehst du? Nur, solange du ein Fremder bist, kann ich dir helfen. Würde ich dich besser kennen, würde ich es nicht tun. Es ist zu gefährlich.«
    Jonas schwieg. Und wenn er nicht ins Kloster ginge? Was wollte er hinter diesen fetten, schwarzen Mauern schon ausrichten? Sollte er allein gegen Faramunds Jünger kämpfen? Genauso gut hätte er sich in den Bergen gleich zu Tode stürzen können.
    »Überleg es dir noch mal«, sagte Fiet.
    »Nein.« Jonas sah auf. Er wollte gehen. Er musste gehen. Er war Rubens letzte Chance. Oder nicht?
    »Was … was tun sie da drin mit Ruben?« Jonas sah Ole an, aber Ole schwieg betreten. Jonas starrte in Tangers einsames Auge, aber Tanger senkte den kahlen Kopf.
    Nur Fiet hielt seinem Blick stand. Er hob die Augenbrauen. »Ich weiß nichts über deinen Freund«, sagte er. »Die Frage, die ich mir stelle, ist – was weiß er? «
    Jonas zuckte hilflos die Schultern. »Ruben ist stumm.« Er sah wieder zu Ole hinüber, der die Geschichte kannte. »Er war stumm, heißt das. Ich …« Beinahe geriet er jetzt ins Stot-ter-n. »Zumindest habe ich geglaubt, dass er stumm ist.«
    Fiet zeigte keine Regung, er hörte nur aufmerksam zu.
    »Eigentlich weiß ich nicht, was Ruben weiß«, sagte Jonas leise.
    »Und du willst ihn trotzdem befreien?«
    »Er hätte dasselbe getan.« Das klang richtig. Unter seiner Kutte, in der Tasche seiner Hose, bewahrte Jonas Rubens Zettel auf.
    Ich beschütze dich .
    »Einverstanden. Wer weiß, wofür es gut ist.« Fiet stand auf. Er sah auf Jonas hinab. Die Laterne in ihrer Mitte warf wilde Schatten an die Wand. »Wir beide werden heute Nacht aufbrechen. Aber vorher solltest du dich ausruhen. Tanger wird dir zeigen, wo. Den Rest deiner Geschichte kann mir auch unser Freund Ole erzählen. Nicht wahr? Ole?«
    Aber Ole schien ihn gar nicht gehört zu haben. Er hatte die Hände in den Schoß gelegt und starrte sie mit finsterer Miene an.

Das 31. Kapitel
Jonas liest im Staub
    Jonas wachte auf, bevor Fiet Finger kam. Tanger hatte ihn in ein winziges Zimmer gebracht und ihm eine säuerlich riechende Decke gegeben. Dann war der Monokel verschwunden und auf dem harten Boden wälzte sich Jonas lange hin und her. Sein eigener Entschluss verfolgte ihn, es war kaum zum Aushalten. Einmal erschien es ihm als Irrsinn, ins Kloster zu gehen, dann wieder wollte er am liebsten gleich aufbrechen.
    Irgendwann schließlich holte ihn die Erschöpfung ein und hinter seinen geschlossenen Lidern wurde Halbvergessenes riesengroß. Es war, als würde seine Erinnerung anschwellen. Er sah wieder seinen Kiesel – den Kiesel, der der Wieflinger war –, wie er im angetauten Boden des Hofs steckte. Brand war nicht weit und zwischen Wachen und Schlafen meinte Jonas, Elsa in der Küche klappern zu hören. Die Zapfen, die rund um den Kiesel im Boden steckten, waren jetzt wirklich so hoch wie Bäume. Der Himmel über ihnen tobte. Die taubengrauen Wolken dort oben waren für alles, was sich unter ihnen duckte, gleichermaßen groß. Jonas hörte den Wind gehen. Die Luft roch nach Abschied.
    Als er hochschreckte, war es, als wäre sein Schlaf nur dünn gewesen und leicht zu durchbrechen – so wie die feine Schicht Eis auf einer Pfütze im November. Jonas war gleich hellwach, auch wenn er sich in der undurchdringlichen Finsternis nicht einmal rührte. Er hörte sein Herz wummern. Dann hörte er Schritte.
    Als die Tür aufging, sprang er auf.
    Ein dünnes Licht begleitete Fiet. »Wenn du es dir anders überlegt hast, musst du es nur sagen.« Der kleine Mann war im Türrahmen stehen geblieben, das Licht in seinem Rücken wie Tau auf seinem grauen Haar.
    Jonas schwitzte auf einmal, ein kalter Tropfen floh seinen Rücken hinab. »Ich will gehen«, krächzte er.
    »Dann komm.« Fiet machte auf dem

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