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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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verschränkte die Arme vor der breiten, tressenbesetzten Brust.
    »Nein«, hauchte Peregrin Aber. In was für einen Alptraum war er da geraten! In was für einen schrecklichen Alptraum!
    »Hm«, machte der General, sichtlich enttäuscht.
    Peregrin Aber riss sich am Riemen. »Sie …«, fing er mühsam an. »Sie bieten mir einen Handel an, General?«
    Grimberts Miene hellte sich auf. »Genau«, sagte er.
    »Und welchen?« Verzweifelt besann sich Peregrin Aber auf seine Stärken. Hatte er nicht viele vorteilhafte Vergleiche im Gerichtssaal ausgehandelt? Er würde die Chance, die sich da gerade so unerwartet auftat, nutzen! Oh ja!
    Grimbert senkte die Stimme. »Ich tausche Schmerzen gegen eine Erklärung, Meister Aber«, sagte er und zwinkerte verschwörerisch.
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Peregrin Aber.
    Grimbert nickte. »Hören Sie«, fing er an. »Ich habe so einiges mitgehört. Die Kaiserin ist ganz versessen auf einige Figuren . Sie ist in ihren Gemächern umhergegangen und hat von einigen Sonneberger Figuren geredet. Zu sich selbst geredet. Sie will wissen, wo diese Figuren sind. Und zwar von Ihnen.«
    Peregrin Aber starrte den General fassungslos an. War das denn die Möglichkeit? Konnte Alma so verrückt nach diesen vermaledeiten Figuren sein wie Jonas und Tabbi? Der Advokat räusperte sich. »General«, sagte er mit möglichst tiefer Stimme. »Bei diesen Figuren handelt es sich um simples Spielzeug ! Ist Ihnen das bewusst?«
    Doch Grimbert winkte ab. »Es ist mir ganz gleich, worum es sich handelt!«, sagte er mit kaum unterdrücktem Zorn in der Stimme. »In jedem Fall sind diese Figuren unwichtig!« Er beugte sich vor. »Es geht um den Hirten , Meister Aber! Sagen wir es nur rundheraus!«
    »Um wen ?« Peregrin Aber fasste nach seinem Zylinder. Er hatte ihn die ganze Zeit über nicht abgesetzt. Er wahrte Haltung. Je größer die Not, desto wichtiger die Form, hatte er sich gesagt.
    »Sie kennen den Hirten nicht?« Jetzt war der General fassungslos.
    Peregrin Aber schüttelte den Kopf.
    »Nun gut«, sagte Grimbert. »Sie sind ja auch nicht von hier.« Er lehnte sich wieder zurück, die Orden klimperten abermals an seiner Brust. »Ich mache es kurz«, sagte er. »Der Hirte, Meister Aber, ist der Feind. Und es spricht einiges dafür, dass dieser Feind anrückt. Wenn nicht jetzt, dann bald.«
    Der Hirte, dachte Peregrin Aber. Was für ein selten dämlicher Name! Würde dieser Hirte demnächst seine Schafe auf Alma hetzen? Ihm, Peregrin Aber, wäre es nur recht!
    »Der Hirte«, fuhr Grimbert fort, »hat bereits einen kaiserlichen Gefangenen in seine Gewalt gebracht. Einen gewissen Ruben.«
    »Ach!«, entfuhr es Peregrin Aber.
    »Und er sucht einen gewissen Jonas Nichts.«
    »Nein!« Peregrin Aber stand plötzlich senkrecht vor seiner Pritsche. »Autsch!« Der Rücken. Er setzte sich wieder. »Reden Sie weiter«, sagte er atemlos.
    »Nun. Ich bin für den Schutz des Schlosses verantwortlich«, sagte Grimbert. »Ich und meine Soldaten.«
    »Ja, ja«, sagte Peregrin Aber schnell. »Reden Sie über Jonas Nichts, meine ich. Klären Sie mich auf!«
    »Ich weiß nichts über Jonas Nichts«, sagte Grimbert beleidigt.
    »Nicht?«
    »Der Hirte sucht ihn. Die Kaiserin sucht ihn.« Grimbert klang jetzt ungnädig. »Aber das ist ein Nebenkriegsschauplatz, Meister Aber. Der Junge bleibt ein Junge. Ein Kind! Und ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen über so einen Lausebengel zu reden.«
    Peregrin Aber nickte, scheinbar verständig. Schmerz gegen Erklärung. Für den Augenblick musste er an sich selber denken. Jonas’ Spur würde er aufnehmen, sobald er selber aus diesem Schlamassel entronnen wäre. »Worüber wollen Sie dann reden, General?«
    Grimberts Miene straffte sich. »Über den Krieg«, sagte er würdevoll.
    »So?«, sagte Peregrin Aber verunsichert.
    »Schauen Sie«, fuhr Grimbert fort. »Die Kaiserin hat sich verrannt. Sie ist abgelenkt. Sie hat den Sinn für das wirklich Wichtige verloren und denkt über einen Lausejungen nach. Und über sein Spielzeug, wie Sie sagen. Die Landesverteidigung also liegt allein in meinen Händen.« Er seufzte. »Aber mir gehen gerade jetzt die Soldaten aus.« Er machte eine Pause. »Sie desertieren «, sagte er angewidert. »Und das, Meister Aber, hat mit Ihnen zu tun.«
    »Mit mir ?«
    »Genau.« Der General sah ihn scharf an. »Meine Soldaten verschwinden seit vorgestern. Und vorgestern sind Sie auf der Insel gelandet. Sie und Ihre Leute, die mir entwischt sind.«
    » Vor

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