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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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Wirrwarr schrecklich unangenehm.
    Tabbi verzog die Oberlippe. Sie sagte kein Wort.
    »Und das hier habe ich gefunden.« Jonas ließ die drei Figuren wieder verschwinden und zog das Heft hervor, das er in der Kommode entdeckt hatte. Er hielt es Tabbi vor die Nase. »Das habe ich auch mitgenommen.« Er war jetzt richtig stolz darauf, es nicht dagelassen zu haben. »Weißt du, was das ist?«
    Auch diesmal antwortete Tabbi nicht. Stattdessen runzelte sie die Stirn und griff nach Jonas’ Hand. »Komm mit!«
    In der Küche schloss sie eilig die Tür.
    »Warum hast du das getan, Jonas?«
    »Ich weiß nicht.« Er sagte die Wahrheit. »Ich hatte das Gefühl, es wäre das Richtige.«
    »So.« Tabbi war blass geworden. Mit einer fahrigen Bewegung versuchte sie, die eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr zu klemmen. »Das kann nicht gut gehen, hörst du? Sie finden das raus. Alma findet das raus und dann schicken sie dich fort. Alma wird sagen, dass du ihr das Heft gestohlen hast. Und die Figuren!«
    »Das ist mir egal«, sagt Jonas. »Sollen sie mich doch fortschicken.« Viel schlimmer, als es war, konnte es nicht werden, dachte er. Außerdem war er sich nicht einmal sicher, ob sie ihn fortschicken konnten. Und es war auch noch gar nicht ausgemacht, dass Alma das Heft und die Figuren gleich vermissen würde. Und überhaupt war das alles jetzt nicht wichtig.
    »Weißt du nun, was das ist, oder nicht?« Er hielt ihr wieder das Heft unter die Nase.
    Tabbi verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Sie wollte das Heft nicht einmal anfassen.
    »Ich glaube, Clara hat das geschrieben«, sagte Jonas. »Und ich glaube, das Heft ist schon sehr alt. Da steht etwas von dem kleinen Mädchen Alma drin.«
    Tabbi sah auf den Fußboden. Eine ganze Weile rührte sie sich nicht, dann ging sie entschlossen an Jonas vorbei zum Spülstein. Sie sah aus dem Fenster, als sie zu reden begann.
    »Ich habe dieses Heft noch nie gesehen«, sagte sie, während Jonas ihren breiten, knochigen Rücken betrachtete. »Clara hat sich immer Geschichten ausgedacht. Früher. Bestimmt auch welche für Alma. Und du hast jetzt herausgefunden, dass sie ihre Geschichten aufgeschrieben hat. Na fein! Aber ich bin bloß die Wirtschafterin. Und ich war noch gar nicht auf der Welt, als die beiden Kinder waren.«
    »Und später? Als du schon hier warst?« Jonas ließ nicht locker.
    Tabbi schwieg und starrte weiter aus dem Fenster. Draußen fiel immer noch Schnee. Als ginge ein Vorhang aus Flocken nieder.
    »Alma hat die Sonneberger Figuren versteckt! Spielzeug, Tabbi! Dabei ist sie schon eine alte Frau.« Er würde weiterfragen. Sollte Tabbi doch sauer sein.
    Langsam drehte die Köchin sich um und lehnte sich gegen den Spülstein. Ihre Lippen waren fest verschlossen.
    »Tabbi! Was tut Alma im Spielzimmer? Sie ist stundenlang da drin, das hast du selbst gesagt!«
    In der Küche war es jetzt gespenstisch still.
    »Manchmal ist sie tagelang da drin, Jonas«, flüsterte Tabbi plötzlich. »Sie geht in den Turm und kommt tagelang nicht wieder.«
    »Und was tut sie da?« Jonas flüsterte jetzt auch.
    Tabbi zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Wunderlich ist seltsam. Die beiden waren seltsam. Immer schon.« Sie sah ihn lange an.
    »Jetzt erzähl schon, was du weißt!«
    »Eigentlich weiß ich gar nichts.« Sie machte eine Pause. »Clara und Alma waren immer allein, verstehst du? Siebzig Jahre lang. Immer hier und … hier ist doch nichts. Nur die Hügel … und der Wind.« Sie brach ab. »Mir ist auch manchmal einsam zumute gewesen in all den Jahren. Deshalb war ich so froh, dass du gekommen bist.« Zu Jonas’ Überraschung lächelte sie.
    »Und weiter?«, fragte Jonas. Er hielt wieder das Heft hoch. »Ich kann das meiste nicht lesen«, sagte er ehrlich, »aber einen Satz doch. Es war einmal ein kleines Mädchen namens Alma, das wachte über eine fabelhafte Stadt, die hieß Callamaar . Das hat bestimmt Clara geschrieben. Weißt du was über Callamaar?«
    Tabbi schüttelte den Kopf. »Das klingt schon so ausgedacht, Junge! Das ist halt eine von diesen Geschichten. Versteh doch! Clara und Alma haben in ihren Spielen gelebt ! Nicht auf Wunderlich, sondern in ihren Spielen! Sie haben sich ein anderes Leben ausgedacht. Im Spiel. Und sie haben nie zu spielen aufgehört. All die vielen Jahre nicht. Sie sind grau über ihren Geschichten geworden. Alt und grau! Sie waren … sie waren …« Tabbi suchte nach einem passenden Vergleich. »Sie waren wie

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