Die unwillige Braut (German Edition)
bemerkte sie, dass er noch immer hinter ihr stand, nur einen Schritt weit entfernt. Sie ließ ihren Blick aufwärts wandern, bis sie in seine Augen sah und dort einen Ausdruck entdeckte, den sie nicht zu deuten wusste. Noch immer zutiefst verwirrt wandte sie sich an den Erzbischof, dessen Mienenspiel, wie bei allen Normannen, sie im Allgemeinen recht gut zu lesen verstand. "Wie?" flüsterte sie.
"Seine Majestät sagt, dass er Eure Heirat wünscht, Mylady."
"Aber ich will nicht … ich habe nicht … Nein! Das ist dein Werk!" sagte sie wütend zu Ketti. "Wie kannst du nur? Du weißt genau, dass ich nicht beabsichtige zu heiraten. Eure Majestät, die Ehe ist nichts für mich, vielen Dank."
Zu ihrer Beschämung trug noch bei, dass der König den Wortwechsel zu genießen schien, als wäre er nur zu seiner Belustigung inszeniert worden, und sein lautes Lachen kam so unerwartet, dass Rhoese zurückwich und über den Fuß des Normannen stolperte. Sofort fühlte sie seine starke Hand an ihrem Ellenbogen, seinen Leib an ihrem Rücken, und er hielt sie fest, bis sie das Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
Mit seiner quiekenden Stimme erwiderte der König: "Ich hatte nicht … hatte nicht daran gedacht, Euch selbst zu heiraten, Frau", rief er lachend. "Glaubtet Ihr … dass ich selbst, oh mein Gott … dass ich selbst um Euch anhalten wollte …"
"Nein, Majestät, das glaubte ich nicht."
"Gott sei Dank dafür." Er ignorierte den Gesichtsausdruck des Erzbischofs angesichts dieser Blasphemie. "Ich versuchte Euch zu erklären, dass Ihr das Haus in York nicht braucht, wenn Ihr eines bei einem Normannen habt. Ich hatte eine gute …"
"Ein Normanne?" Rhoese starrte den König an.
Sein Gelächter erstarb so abrupt, wie es begonnen hatte, und sein Gesicht wurde noch roter als sein hellrotes Haar. "Ja", fuhr er sie ärgerlich an. "Ein Normanne. Was habt Ihr gegen diese Idee? Ist ein Normanne nicht gut genug für Euch? Oder ist überhaupt kein Mann gut genug für die Rolle als Euer Ehemann? Seid Ihr deshalb noch nicht verheiratet? Wie alt seid Ihr?"
"Beinahe dreiundzwanzig, Sir, glaube ich."
"Um Gottes willen! Ihr solltet längst eine ganze Schar von Kindern haben, Frau!"
Er konnte nicht wissen, dass dies so ziemlich die verletzendste Bemerkung war, die er äußern konnte. Und dass es auch noch in aller Öffentlichkeit geschah, vor einer feindselig gesonnenen Menschenmenge, in Anwesenheit ihrer rachsüchtigen Stiefmutter, die ihr den Mann genommen hatte, den sie hatte heiraten wollen, machte es doppelt so schlimm. Rhoese erbleichte und wankte unter diesem Schlag, und wieder spürte sie die Hand, die ihr Halt gab, unter ihrem Ellenbogen.
Der König bemerkte von alldem nichts. "Nun, wie ich schon sagte, bekam ich von meinen getreuen Vasallen einige gute Angebote für Euch, Lady, und Ihr solltet Eurer Stiefmutter danken, dass sie Euch von ihrer Vormundschaft befreit. Sie ließ Euch nur äußerst widerstrebend gehen, nicht wahr, Lady?" Er blickte zu Ketti hinüber, die ihr bedecktes Haupt ergeben senkte und dabei verbarg, wie triumphierend ihre Augen glänzten. "Ja, das tat sie. Nebenbei bemerkt wird keine Frau in meinem Königreich eigenes Land besitzen. Das werde ich nicht zulassen, das verstößt gegen göttliches Recht, nicht wahr, Mylord Thomas?"
Der Erzbischof neigte sein Haupt. "So ist es, Sire. Sicher wird Lady Rhoese Eure Überlegungen nachvollziehen können, wenn sie sich erst an den Gedanken gewöhnt hat. Ich glaube, es ist nicht üblich, dass man einer Engländerin einen Gemahl aussucht, oder, Mylady?"
Außer ihrem Leben hatte sie jetzt nichts mehr zu verlieren, und nur der Gedanke an ihren Bruder Eric gab ihr das Gefühl, für irgendjemanden noch als Person etwas wert zu sein und nicht nur als Ware. "Es ist durchaus üblich, einer Engländerin den Gemahl auszusuchen", erwiderte sie und blickte dabei Ketti an, "aber man gewährt ihr ein Mitspracherecht. Eine Frau darf Nein sagen, wenn sie nicht will."
"Nun, in meinem Reich darf sie das nicht", sagte der König laut. "Und es ist an der Zeit, die Angelegenheit zu regeln. Sie beginnt mich zu langweilen, und seit wir von der Zeremonie zurück sind, will ich schon reiten gehen. Keinen weiteren Streit mehr. Lord Gamals Witwe und ihr Haushalt bekommen Toft Green, und Ihr bekommt den Gemahl, den ich für Euch ausgewählt habe. So sei es."
Rhoese schüttelte verzweifelt den Kopf, sah aber ein, dass es sinnlos sein würde, diesem Mann zu widersprechen. Sein Verhalten war
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