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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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töteten die Vrolok György Tucsek auf der Stelle. Selbst seine kräftige Statur und die wilde Entschlossenheit, den Sohn zu befreien, waren dem Ansturm der Kreaturen nicht gewachsen.
    »Vergessen Sie den Jungen«, zischte der Doktor. »Jemand scheint sich um ihn zu kümmern.«
    Ein Vrolok-Weibchen war flink zu dem kreischenden Kind gesprungen, und dann erschien ein Vermummter auf einem Rappen. Jemand, der mit einer unmenschlichen Schnelligkeit einen Krummsäbel zückte, das Vrolok-Weibchen enthauptete, auf den Boden sprang, den kleinen Jungen ergriff und wieder im Sattel und entschwunden war, bevor wir überhaupt verstanden hatten, was da geschehen war.
    Die übrige Meute jedoch, und das war die schlechte Nachricht, hatte Witterung aufgenommen und uns erspäht.
    »Wir sollten uns zurückziehen«, bemerkte der Doktor lakonisch.
    Die Brüder Csuha und der Doktor feuerten unverdrossen weiter, während wir uns langsam rückwärts bewegten. Es kamen immer neue Vrolok aus der Höhle in die Nacht hinaus und ließen ihr schauerliches Heulen vernehmen. Sie schienen all ihre Angst verloren zu haben.
    »Sie sind auf der Jagd«, murmelte Tibor neben mir.
    Béla schrie seinem Bruder etwas zu.
    »Wir müssen die Pferde erreichen«, übersetzte der Doktor und schoss einem heranstürmenden Vrolok ins Gesicht.
    Ich zückte die Pistole und gab meinerseits Schüsse auf die nahenden Gestalten ab. Der Platz vor der Höhle schien nur so von ihnen zu wimmeln. Und sie kamen näher. Die Distanz zwischen uns und den Kreaturen verringerte sich viel zu schnell. Mir war, als könne ich ihren Gestank wahrnehmen.
    »Eliza!«, hörte ich warnend Toms laute Stimme.
    Zu spät bemerkte ich, dass aus dem Gestrüpp zu meiner Seite ein großer Vrolok auf mich zugesprungen kam. Das Wesen knurrte laut, und dann fiel es, begleitet von einem lauten Knall, kopfüber in den Schlamm zu meinen Füßen.
    »Danken Sie mir später«, schnaubte Pickwick, der unverhofft neben mir auftauchte und sein Gewehr erneut durchlud. »Sie dürfen uns nicht beißen!«, rief er den anderen zu. »Wir dürfen uns unter gar keinen Umständen von ihnen infizieren lassen!« Dann ging er auf den soeben erlegten Vrolok zu und trat mit dem Stiefel gegen die lange Schnauze des Wesens. »So viel zur Hölle«, flüsterte Pickwick, als der Wolfskopf zur Seite rutschte und ein Gesicht freigab. Ich trat neben ihn und sah auf den sterbenden Vrolok herab, dessen dunkle Augen in dem blutigen, schmerzverzerrten Gesicht flehend und leer starrten. »Das ist Viktor Prokái«, hörte ich des Doktors zitternde Stimme. »Wir kennen uns seit Jahren.« Eine ungewohnte Unsicherheit spiegelte sich in seinen Augen. Und Furcht. »Ich hatte ihn einst mit seiner zukünftigen Frau bekannt gemacht.«
    Die Gestalt, die sterbend zu unseren Füßen lag, war in ein schmutziges und stinkendes Wolfsfell gekleidet. Die Haut war von einer Mischung aus Blut und Schlamm bedeckt, sodass sie dunkel und bedrohlich wirkte. Wenngleich es mir schwer fiel, diesen grässlich nach fauligem Fleisch riechenden Vrolok noch als menschliches Wesen zu sehen, so ließ die Reaktion des sonst so kühlen und überheblichen Doktors keinen Zweifel zu, dass es sich hier um besagten Arzt aus Klausenburg handelte, den man seit Tagen vermisste.
    »Sie halten sich für Wölfe«, dachte ich laut.
    Pickwick sah mich an. »Eine primitive Kultur«, murmelte er.
    Die Schüsse und Schreie um uns herum brachten uns in die Wirklichkeit zurück. Ich spürte die Hand des Doktors an meinem Arm. »Wir müssen weiter«, forderte er mich auf.
    Es sind Menschen, die sich für Wölfe halten
, dachte ich benommen und suchte im Nebel nach meinem Bruder. Gemeinsam mit Tibor kam er auf den Doktor und mich zugerannt. Hinter den beiden hörte ich das Aufheulen der wütenden Vrolok, die durch das Gehölz auf uns zustürmten.
    »Es sind Menschen«, rief ich den beiden zu, beinahe glücklich, diese Erkenntnis gewonnen zu haben.
    Tibor keuchte, als er mich erreichte. »Es sind Tiere.« Sein Atem ging schwer.
    »Er hat Recht«, sagte Tom und feuerte nach hinten in den Wald hinein. Die Angst in meines Bruders Augen war unverkennbar. »Wir müssen die Pferde erreichen!« Er hustete schwer. »Es sollte hier doch eine Hütte geben. Ganz in der Nähe, glaube ich.«
    Béla Csuha tauchte aus dem Nebel auf. Er hinkte leicht und blutete aus einer Wunde am Kopf. Er wirkte verwirrt und geschwächt.
    Pickwick rief ihm etwas zu.
    »Lehetetlen«, schrie Béla zurück.
    »Die Hütte ist

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