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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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zu weit entfernt«, übersetzte uns der Doktor.
    Mein Verstand suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Überall knackten Äste, wurde Gestrüpp zertrampelt von den Massen der nahenden Vrolok.
    »Lajos Csuha ist tot«, sagte Tom.
    Das laute Heulen der Kreaturen schien nunmehr von allen Seiten zu kommen.
    Tibor gab einen weiteren Schuss nach hinten ab. »Ein Vrolok hat ihm sein Herz aus der Brust gerissen und anschließend verschlungen.« Mit hektischen Bewegungen füllte er die Kammern seines Gewehres mit neuen Patronen. »Ich habe es gesehen.« Seine Stimme zitterte. »
Das
sind
keine
Menschen.«
    Ich dachte daran, wie die Vrolok den Hirsch gejagt hatten.
Es sind Rudeljäger
, hörte ich den Doktor flüstern. Ich konnte förmlich spüren, wie sie uns umkreisten. Sie würden uns dorthin treiben, wo die Jäger warteten. Wir verhielten uns genau so, wie es ein Raubtier von seiner Beute erwartete. Wir hatten Angst und rannten blindlings davon.
    Dann hörten wir von weitem die Pferde. Das panische Wiehern der Tiere verstummte, ihm folgte das siegreiche Heulen der Vrolok. Sie waren also bereits vor uns. Ich fragte mich, was mit den beiden Vályis geschehen war.
    Tom atmete schwer. »Glaubst Du, dass wir hier sterben werden, kleine Eliza?«
    Ich erinnerte mich der vielen Geschichten, die er mir erzählt hatte. In jenen Abenteuern gab es immer eine Rettung für die Helden. »Schon möglich«, flüsterte ich und befürchtete, dass es für uns keine geben würde.
    »Passen Sie auf«, schrie Pickwick aufgeregt. »Sie kommen!«
    Béla ließ die neu gefüllte Trommel seiner Flinte einschnappen und vergewisserte sich seines Krummsäbels.
    Der Mond schien in voller Pracht und tauchte den nebeldurchtränkten Wald in bleiches Licht. Die eisige Luft roch nach feuchter Erde, frischem Regen und Tannennadeln. Für einen Moment schien das Leben in einem düsteren Gemälde zu erstarren, als wolle es uns die Möglichkeit eröffnen, mit einem letzten Gedanken unser Leben zu bereuen.
    Ich spürte die geladene Pistole in meiner behandschuhten Hand.
    Dann begann es.
    Zwei riesige Vrolok brachen durch das Dickicht und stürmten auf uns zu. Ich erkannte rot glühende Augen und konnte ihren Atem riechen. Der erste heulte laut auf, als ihm Béla Csuha mit einem einzigen Hieb die rechte Klaue abhackte. Tom traf den zweiten Vrolok in den Hals, sodass er mit einem gurgelnden Winseln kopfüber zu Boden fiel. Während drei weitere Kreaturen hinter mir auftauchten (es gelang mir, den ersten dieser Angreifer mit einem Schuss zu töten), wurde Béla Csuha von dem verletzten Vrolok angesprungen und zu Boden geworfen. Die Kreatur biss in den Oberarm des Jägers, worauf dieser einen schmerzerfüllten Schrei ausstieß und den Vrolok mit einem festen Tritt in den Schlamm schleuderte. Gerade wollte Csuha nach seinem Säbel greifen, als ein weiterer Vrolok aus dem Wald stürzte und den mutigen Rumänen am Hals packte. Tom schoss derweil auf die beiden Vrolok, die auf mich zustürmten, und Tibor versuchte, Béla zu Hilfe zu eilen.
    Etwas prallte hart gegen meine Brust und raubte mir den Atem. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte.
    »Eliza!«, schrie Tom und erschoss den dritten Vrolok, der mich von hinten anzuspringen versucht hatte.
    Ich schrie auf, als ich erkannte, dass es der abgerissene Kopf des Rumänen gewesen war, der mich zu Boden hatte gehen lassen. Das verbliebene blutunterlaufene Auge Béla Csuhas starrte mich leer und ungläubig an, und ich musste dem Drang widerstehen, mich zu übergeben. Der Leichnam des dritten Vrolok lag neben mir, und ich bemerkte flüchtig, dass es einmal eine junge Frau gewesen sein mochte, die nun einen Wolfskopf auf dem ihren trug.
    Dann wurde ich einer Gestalt im Wald vor mir gewahr, die auf mich zugerannt kam. Es war Tamás Vályi, der von fünf großen Vrolok verfolgt wurde. Er hielt eine Pistole in seiner Hand und feuerte im Laufen wahllos in Richtung seiner Verfolger, ohne auch nur annähernd zu treffen. Seine vor Schrecken geweiteten Augen nahmen Notiz von mir, und seine Arme formten eine Bewegung, die nur eines bedeuten konnte:
Laufen Sie
! Ein Vrolok tauchte zwischen uns auf und sprang den armen Jungen von vorn an, sodass Tamás zu Boden geworfen wurde. Ich sah, wie der Vrolok seinem Opfer zweimal schnell ins Gesicht schlug, den Kopf des schreienden Jungen an den Haaren nach hinten riss und ihm knurrend in den Hals biss. Als die Kreatur den Kopf hob und in meine Richtung sah, schien mich ihr breiter Mund, aus

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