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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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von Saint-Germain?«
    Die Katzengöttin hielt in ihrer Bewegung inne. »Was hat er mit alledem zu tun?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Emily. »Doch Wittgenstein erwähnte seinen Namen, bevor wir London verließen.«
    Nachdenklich schritt Bastet auf und ab, die Ohren gespitzt.
    »Der Graf von Saint-Germain war eine der schillerndsten Gestalten am Hofe König Ludwigs XV. Lange Zeit erzählte man sich, dass er ein kosmopolitisches Wunderkind gewesen sei. Unzählige Sprachen habe er beherrscht und seine umstrittenen Forschungen in den Naturwissenschaften vorangetrieben. Der König ließ ihm anno 1740 ein Labor einrichten, wo er Diamanten herstellen sollte. Stattdessen aber hat er sich der Entwicklung von Schminken und diversen Mittelchen, die eine verjüngende Wirkung haben sollten, verschrieben.« Ein Kolibri setzte sich auf Bastets Schulter und fächerte ihr Luft zu. »Darüber hinaus soll er Episoden aus längst vergangenen Zeiten zum Besten gegeben und behauptet haben, er sei mehrere hundert Jahre alt. Ach ja, es wurde zudem gemunkelt, man habe ihn niemals essen sehen.«
    »Seid Ihr ihm je begegnet?«
    »Nein.«
    »Kann es sein, dass er noch lebt?«
    »Als der König herausfand, dass der Graf mit dem Geld und dem Labor, das man ihm bei Hofe zur Verfügung gestellt hatte, die eigenen Forschungen vorangetrieben hatte, wollte Ludwig ihn verhaften lassen, doch war er zu diesem Zeitpunkt längst ausgeflogen.«
    Emily stutzte.
    Und dieser Mann sollte noch vor wenigen Wochen in London im Savoy gewesen sein und die Geschwister Holland getroffen haben? Die ganze Angelegenheit wurde in der Tat immer komplizierter. Ein einziger, zugezogener Knoten war dies alles, ein Knoten von Geschichten, der sich, so hoffte Emily, mit einigen zusätzlichen Informationen bald lösen würde.
    Was all diese Geschichten mit Ghulchissar und Carathis und den Vinshati zu tun haben mochten, konnte Emily nicht einmal vermuten. Doch war ihr klar, dass alles miteinander verwoben war.
    Vor King’s Cross, nach der Begegnung mit Carathis, hatte Eliza betont:
Es ist die Vergangenheit, die nicht stirbt. Die noch immer wichtig ist. Die die Gegenwart beeinflusst, wie die Gegenwart die Vergangenheit beeinflusst
.
    Daran musste Emily denken.
    Hier.
    In den Tiefen von Montmartre.
    An einem Ort, der Blanc hieß und auch genauso aussah.
    Bastet, die alles gesagt hatte, was es zu sagen gegeben hatte, wechselte einige Worte mit der Sphinx. Dann wandte sie sich erneut ihren Gästen zu: »Nun geht!« Die Katzenaugen wirkten mit einem Mal wieder so kalt, wie sie es an dem Abend vor dem Jardin du Luxembourg getan hatten. »Ipy möge Euch begleiten bis zu den Gestaden der Île de la Cité.« Es war ein dünnes Lächeln, zu dem sich ihre Lippen verzogen. »Reist mit der Métro, und meidet die
ténébreuse
. Das ist mein Rat.« Das Lächeln wurde leuchtender. »Und grüßt mir Anubis, wenn es Euch gelingt, nach London zurückzukehren.«
    Gerade wollten sie der Sphinx mit dem Harlekingesicht folgen, als mit einem Mal ein Rudel Vinshati ins Kino stürmte.
    Alle Zugänge zum
cinéma blanc
wurden von den wild die Zähne bleckenden Kreaturen versperrt, deren Anführer Emily Laing nur zu gut bekannt war.
    »Verzeiht mein Eindringen in Eure
comté
, edle Lady Bastet.« Durchtrieben und unmenschlich klang die Stimme, die diese Worte sprach, und als Alexander Grant seinem Rudel lächelnd den Angriff befahl, da wusste Emily, dass der junge Archäologe, dem Eliza ihr Herz geschenkt hatte, niemals Gnade würde walten lassen.

Kapitel 12
Hunger!

    Sie träumte.
    Wirr und kalt.
    Von Wesen, die einer Witterung folgten.
    Unglaublich wild.
    Ganz nah.
    Und dem Gelehrten, den sie einst gekannt hatte.
    So liebenswürdig.
    Und hilfsbereit.
    Aurora Fitzrovia, die, das sagte sie sich selbst im Traum, niemals Mia Manderley gewesen war, schrie still auf, als sie das Blut durch die Adern der Vinshati strömen fühlte. Ja, sie waren es, die sich durch die Dunkelheit bewegten und dem jungen Gelehrten aus dem Britischen Museum folgten. Alexander Grant führte die Horde an, die hierher gekommen war im Auftrag der Göttin, die man in Brick Lane Market Kalidurga gerufen hatte.
    Alexander Grant war hier.
    Ganz nah.
    Ganz nah.
    Um Emily Laing zu finden.
    Nein, weil er auf der Suche nach ihr selbst war.
    Sie war die Beute. Aurora Fitzrovia
    »Sie träumen.«
    Aurora öffnete die Augen.
    Blinzelte ins gleißende Licht.
    »Sagen Sie mir, mein Kind, sind Sie hungrig?«
    Dr. Dariusz stand neben dem Bett

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