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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Gesicht wurde väterlich ernst. »Ich werde schon morgen nach Islington reisen. Die Kunde, die aus London eintrifft, ist wirklich sehr beunruhigend.« Er sagte mir, was dort geschah. »Wir müssen handeln.«
    »Das werden wir.« Ich verneigte mich. »Meister.«
    »Geh, Mortimer, und wenn du nach London zurückgekehrt bist, erwarte meine Instruktionen.«
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Bevor ich sie schloss, warf ich einen Blick zurück. McDiarmid stand noch immer nahezu regungslos an den Fenstern und schaute in die Winterwelt hinaus.
    Er hat sich kaum verändert, dachte ich, und das in all den Jahren.
    Dann verließ ich des Magisters Domizil und stieg nachdenklich die schmalen gewundenen Treppen hinunter.
    Die kalte Luft, die mir draußen entgegenschlug, als ich aus dem Brückenturm auf die Karlova trat, vertrieb die grüblerischen Gedanken vorerst. Ich würde den Weg ins Jüdische Viertel nehmen. Die Dinge, die sich in der Stadt der Schornsteine zutrugen, waren alles andere als beruhigend. Wir mussten unseren Plan endlich in die Tat umsetzen, und ich hoffte inständig, dass Eliza Holland und die anderen ihrem Ziel, den Lichtlord im Limbus zu finden, näher waren als wir dem unseren.
    Rabbi Schemajah Hillel war mein nächster Anhaltspunkt. Mit ein wenig Glück würde er mir Auskunft erteilen.
    Ich eilte durch den Winterwind die Straße entlang.
    An der Ecke Mostecká und Karmelitská legte sich eine Hand auf meine Schulter.
    Fest und unnachgiebig.
    »Herr Wittgenstein?« Es war eine ruhige Stimme, tief und klingend. Einem Mann mit Schnauzbart gehörte sie, der sich eine Zigarre in den Mund steckte und den Rauch genüsslich in meine Richtung blies. »Darf ich mich vorstellen?« Es war nicht einmal eine Frage. »Inspektor Grubach.« Einen grauen Mantel trug er. »Armin Grubach.« Die beiden anderen Gestalten, die jetzt hinter mir auftauchten, trugen ebenfalls graue Mäntel. »Ich würde Ihnen zu gern einige Fragen stellen.«
    Nicht gut, dachte ich. Gar nicht gut. Blieb aber freundlich. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Drei Personen sollten kein Problem darstellen.
    Ich musste sie verwirren, bevor sie dazu kamen, ihre Waffen zu ziehen.
    »Wir möchten Sie gern befragen in einer, nun ja, dringlichen Angelegenheit. Es gab einen Mord, in der Melantrichova-Passage. An einem gewissen Gustav Charousek. Sie waren während der letzten Nacht nicht zufällig in der Nähe der Herberge?«
    »Nein, war ich nicht.«
    »Hm, das habe ich mir gedacht.« Der Inspektor wirkte ruhig, überlegen, ganz Herr der Lage.
    Und das war etwas, das mich beunruhigte.
    Er warf seinen beiden Kollegen Blicke zu, die alles bedeuten mochten.
    Dann sah er mich an.
    »Da gibt es noch einen Laden für Waren, die jemanden mit Ihrer Profession interessieren könnten.« Mit meiner Profession? Inspektor Grubach musterte mich wachsam. »Einem gewissen Herrn Bisselbeck gehört dieses Geschäft.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Sie sind nicht zufällig dort gewesen während der vergangenen, sagen wir, vierundzwanzig Stunden?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Inspektor Grubach blieb ruhig. »Das habe ich mir gedacht.«
    Die beiden Gestalten, die hinter mir standen, traten näher an mich heran.
    »Darf ich Sie zu einem Gespräch an einem etwas gastlicheren Ort einladen?«, schlug der Inspektor vor und lächelte.
    Ich versuchte es mit einer Gegenfrage: »Kann ich die Einladung ablehnen?«
    Die Häuserwände waren nah beieinander.
    Die beiden Gestalten, die mich flankierten, müsste ich schnell gegen das Mauerwerk schleudern können. Mit Grubach könnte ich mich dann befassen.
    Kein unlösbares Problem also.
    »Nein, die Einladung ist zwingend, Herr Wittgenstein.« Er paffte an seiner Zigarre. »Ach ja, wir sind natürlich im Bilde, was Ihre … nun ja, Talente angeht.« Er nickte den beiden Herrn hinter mir zu. »Meine beiden Kollegen sind ebenfalls sehr talentiert.« Er lächelte. »Trickster«, spie er aus und grinste breit, »wie Sie einer sind.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, spürte ich jemanden in mein Bewusstsein eindringen.
    »Gehen wir!«, hörte ich Inspektor Grubach seelenruhig sagen.
    Dann packte mich etwas, und die Welt, die sich blitzschnell drehte, wurde finsterste Nacht.
    Als Emily ihrem Begleiter nach draußen folgte, da fühlte sie sich noch immer schwach und unsicher. Zwei Tage lang hatten sie beide in der unvollendeten Kirche mit dem klangvollen Namen »Maria Schnee« zugebracht, und zweimal hatte der junge Alchemist sie

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