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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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mir geholfen?« Als wir die ? Sirokáüberquerten, schien es mir angebracht, diese Frage zu stellen.
    »Ich bin kein böser Mensch«, sagte Steerforth. »Böse Dinge habe ich zuhauf getan, ja, ich weiß. Aber ein böser Mensch bin ich deswegen trotzdem nicht. Ich bin nur, was ich bin.«
    »Und was sind Sie?«
    »Hier nennen sie mich den Nocnitsa. Wenn ich in Paris lebe, dann ruft man mich Lazarus. Und in London … na ja, Sie wissen schon.« Er grinste. »Dorian Steerforth.«
    »Sie arbeiten noch immer für Mushroom Manor?«
    Er blieb stehen. Schüttelte den Kopf.
    »Nein, nicht mehr.«
    »Sondern?«
    »Dr. Dariusz aus Moorgate ist mein Auftraggeber«, gab er freimütig zu.
    Der Psychiater?
    Was wurde hier gespielt?
    »Sie werden es verstehen, wenn Sie meine Geschichte erfahren.«
    »Werde ich das?«
    Ich konnte mein arges Misstauen diesem Wesen gegenüber kaum verbergen. Dorian Steerforth hatte seinerzeit wirklich schlimme Dinge getan. Er hatte im Auftrag Mushroom Manors eine Armee von Golemkriegern geschaffen und sie in die Schlacht geführt. Am Ende dann war er aus London geflohen, an seiner Seite die alte Ratte namens Hyronimus Brewster.
    »Was ist aus Seiner Lordschaft geworden?«, fragte ich ihn. Denn es war Lord Brewster gewesen, der mich die Bekanntschaft Emily Laings hatte machen lassen. Er war es gewesen, auf dessen Geheiß mir das Mädchen anvertraut worden war. Doch am Ende hatte sich, wie bei so vielen, herausgestellt, dass er Intrigen gesponnen und unredliche Ziele verfolgt hatte. Dass er dem Nyx gedient und die mächtigen Häuser gegeneinander ausgespielt hatte.
    »Unser beider Wege haben sich getrennt. Ich bin für einige Jahre nach Paris gegangen, und Lord Brewster ist mit dem Zug nach Prag gereist, wo er, wie er mir sagte, Magister McDiarmid zu treffen beabsichtigte. Seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen.«
    »Was wissen Sie über McDiarmid?«
    »Nicht viel. Nur, dass er in dem Brückenturm an der Karlsbrücke lebt und etwas mit der Polizei zu tun hat. Er hat, sagt man, seine Spitzel überall. Aber welche Rolle er spielt, das kann ich nicht sagen.«
    »Wer ist Inspektor Grubach?«
    Jetzt leuchteten Dorian Steerforths helle Augen auf. »Grubach ist ein Lakai Mushroom Manors. In der Stadt der Schornsteine ist er unter dem Namen Mr. Holcroft aufgetreten.«
    »Er ist Holcroft?«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe von ihm gehört«, antwortete ich nur und dachte an Neil Trents Geschichte. Steerforth musste nicht alles erfahren.
    »Was ist mit Miss Laing und Miss Fitzrovia?«
    »Fragen Sie nicht.«
    »Ich … es tut mir Leid, was ich damals getan habe.«
    »Na, immerhin.«
    »Nein, wirklich. Sie werden es verstehen, wenn ich Ihnen meine Geschichte erzähle.«
    »Ja, tun Sie das.«
    »Ich werde sie Ihnen dort erzählen, wo ich geboren wurde.«
    Ich warf ihm einen ungeduldigen Blick zu.
    Er sagte: »In der Altneusynagoge. Aber mehr müssen Sie im Augenblick noch nicht wissen.«
    »Was ist mit Dr. Dariusz?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Sie sagten, dass er Sie damit beauftragt habe, mir zu helfen.«
    »Ja, Ihnen und Ihrer Schutzbefohlenen. Aber auch das werden Sie verstehen, wenn wir in der Synagoge sind.«
    Welche Verbindung gab es zwischen Dr. Dariusz und Dorian Steerforth? Ich versuchte mich an Paris zu erinnern, an den Gare de Lazare und die vielen Bilder im Louvre.
    In den Schneeflocken, die uns umgaben, suchte ich nach den Gesichtern der Vergangenheit und hatte das Gefühl, dass wir uns in einem Netz verstrickt hatten, aus dem es kaum ein Entrinnen geben konnte. Jemand zog die Fäden, und das, was Inspektor Grubach angedeutet hatte, war alles andere als beruhigend. Hatte ich wirklich mein ganzes Leben dem Feind in die Hände gespielt, dumm, naiv und unwissend?
    Mir schmerzte der Kopf. Es war ein Pochen, unangenehm und stetig.
    Ich war müde.
    Und sorgte mich um Emily.
    Irgendwo hier musste sie sein, und ich konnte nur hoffen, dass Tristan Marlowe so vertrauenswürdig war, wie ich ihn immer eingeschätzt hatte. Dass ihn McDiarmid ebenfalls aus dem Weg schaffen wollte, war immerhin, für unsere Belange, ein gutes Zeichen.
    So gedankenverloren wie selten zuvor folgte ich Dorian Steerforth durch die verwinkelten Gassen des Jüdischen Viertels, wo das Kopfsteinpflaster nur noch an manchen Stellen aus dem Schnee herauslugte. Ein eisiger Wind fegte durch die Straßen und malte Blumen und Frost auf die Fenster.
    Dann erreichten wir die Altneusynagoge.
    Der schlichte Bau aus grauem Stein, dessen spitzes

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