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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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ehemalige Bürgermeister dieses Stadtteils hatte er seine Augen und Ohren bestimmt noch immer an vielen Stellen. Und zwischen den Zeilen zu lesen war ein Talent, das er mitnichten mit dem Bürgermeisteramt abgelegt hatte.
    Ich seufzte.
    Dachte nach.
    Da standen wir also. Mit neu erworbenem Wissen, das uns nur unwesentlich weiterbrachte. Jetzt, da wir Klarheit hatten, dass der Botenjunge von einem Angehörigen Mushroom Manors angeheuert worden war, entpuppten sich unsere unguten Befürchtungen als unangenehme Wahrheiten.
    »Was tun wir jetzt?«
    Gute Frage.
    Emily stand neben mir, und man sah ihr an, wie erwachsen sie geworden war. Sie wirkte beherrscht und kühl, doch ein Blick in ihr Auge zeigte die Abgründe, in die zu stürzen sie sich mit aller Macht sträubte. Die Welt drehte sich mit einem Mal schneller, und die Bürde, das Richtige zu tun und das Falsche nicht zu tun, lastete auf unser beider Schultern.
    Am Ende gab es nur einen Weg, den wir gehen konnten. Er würde uns über die verschneiten Pfade des Regent’s Park zur Pforte des Anwesens führen, das in einem anderen, besseren Leben vielleicht Emily Laings Zuhause gewesen wäre und das jetzt nichts war als das Gemäuer, in dem die Person lebte, die Emily am meisten fürchtete.
    »Wir werden Mylady Manderley darüber in Kenntnis setzen müssen, was wir erfahren haben.«
    Emily, die wusste, dass es nur selten Zufälle gab, schwieg.
    Wir verließen Notting Hill, um den Weg zu gehen, der, so glaubten wir beide, der richtige war, nicht ahnend, wie tückisch und geschickt versteckte Fallen zuschnappen können.

Kapitel 7
Seven Sisters
    Aurora Fitzrovia war beunruhigt, wie sie es schon lange nicht mehr gewesen war. »Wollten Emily und Wittgenstein nicht nach Kew Gardens Hall?« Und hatten Mr. Fox und Mr. Wolf nicht von einem Abgrund gesprochen, der sich an eben jenem Ort aufgetan haben sollte? »Wir müssen sie warnen. Ihnen zu Hilfe eilen. Irgendetwas tun!«
    »Wir können leider nichts anderes tun, als ihre Rückkehr abzuwarten«, sagte Tristan Marlowe mit einer Stimme so ruhig, dass Aurora ihn augenblicklich dafür hasste. »Mir ist bewusst, wie schwer es Ihnen fällt, aber es gibt keine Möglichkeit, Kontakt zu den beiden aufzunehmen.«
    »Sie befinden sich aber bestimmt in Gefahr.«
    »Master Wittgenstein begleitet Ihre Freundin. Es wird schon nichts passiert sein.«
    Aurora verdrehte die Augen. »Na, klasse, Ihre Zuversicht möchte ich haben.«
    »Miss Fitzrovia.« Er sprach den Namen betont und streng aus, sodass Aurora wieder einmal vergaß, dass Tristan Marlowe kaum älter war als sie selbst. »Sie müssen sich in Geduld üben.« Eindringlich fügte er leise hinzu: »Bitte.«
    Trotzdem blieb Aurora verzweifelt. »Aber irgendetwas müssen wir doch tun können.«
    Der junge Mann widersprach ihr. »Nein, können wir nicht.«
    Sie sahen einander an, und Aurora ballte die Hände wütend zu Fäusten. »Ich werde allein aufbrechen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Ich muss Emmy warnen.«
    »Dummes Zeug«, schalt er sie laut. »Und jetzt hören Sie bitte auf mit diesem unreifen Jungmädchen-Gejammer.« Aurora wollte den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, aber Tristan ließ sie nicht zu Wort kommen. »Master Wittgenstein wird sich um Ihre kratzbürstige Freundin kümmern.« Dann senkte er seine Stimme ein wenig. »Was immer dort passiert, ist vermutlich schon geschehen, und wir würden daran nichts ändern, wenn wir jetzt aufbrechen und dorthin eilen würden.« Das Monokel fiel ihm aus dem Auge. »Und jetzt geben Sie endlich Ruhe.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass einige der Bücher polternd zu Boden fielen und ein Staubschleier aufgewirbelt wurde. »Ich sorge mich ja auch um die beiden«, gab er zu, und Aurora überraschte die plötzliche Unruhe in den sonst so beherrschten Augen, »aber wir müssen jetzt einen klaren Kopf behalten.« Eine blau gefärbte Haarsträhne war ihm ins Gesicht gefallen. »Ihrer Freundin Mentor wird sich um alles kümmern.«
    Aurora starrte den Bibliothekar sprachlos an. Konnte es sein, fragte sie sich, dass Tristan Marlowe sich um jenes kratzbürstige Mädchen sorgte, über das er eigentlich nur recht abfällig redete?
    »Entschuldigen Sie«, murmelte er und hob die Bücher vom Boden auf, »ich war ein wenig …«
    »Schon okay.«
    Er legte die Bücher behutsam auf den Tisch zurück. »Wir sollten, denke ich, den Rat der beiden Herren berücksichtigen und die sieben Schwestern aufsuchen.« Er begann in der Bibliothek auf und

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