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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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sitzen.
    »Na gut«, murmelte sie, »dann schauen wir uns um.«
    Gute Idee.
    Fand auch ich.
    Und machte den Anfang.
    Ging voran.
    Das Labyrinth bestand aus Steinwänden. Wenn man von einem Gang in den nächsten wechselte, dann veränderte sich auch die Farbe der Steine. Es waren große, grob behauene Steine. Dunkles Moos und lange Gräser wuchsen zwischen den Steinen aus den Wänden heraus. Der Boden war grobkörniger Sand, immer in anderen Farben, als sie die Wände gerade zeigten.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Scarlet.
    »Wir tun das, was man in einem Labyrinth so tut. Wir suchen den Weg nach draußen.«
    »Glauben Sie, dass uns der Drache begegnen wird?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ehrlich gesagt, es hat mich überrascht, dass wir hier gelandet sind. Wenn uns jemand sprechen will und dieser Jemand eine Rättin zu uns schickt, dann sollte man doch annehmen, dass es einfacher sein müsste, denjenigen zu finden, der mit uns reden will.« Ich breitete genervt die Arme aus. »Stattdessen das hier …«

    »Es sei denn …« Scarlet sprach den Satz nicht zu Ende. Sie wirkte beunruhigt.
    »Es sei denn – was?«
    »Es ist eine Falle.«
    Ich blieb stehen. »Sie können ja richtig aufmunternd sein.«
    »Nein, nein. Sagten Sie nicht, dass man den Ratten nicht trauen darf?«
    »Ja, das sagte ich.«
    Die Rättin war aber nett .
    »Das hat nichts zu bedeuten«, erwiderte ich.
    Sie hat mir ihren Namen genannt.
    »In der Geschichte der uralten Metropolen haben die Ratten einige nicht zu unterschätzende Intrigen angezettelt.«
    Ich habe gespürt, dass sie eine von den Guten ist.
    »Wir sollten also vorsichtig sein mit dem, was wir von ihnen denken.«
    Lug und Trug, dachte ich.
    Dann warf ich Buster einen Blick von der Seite zu.
    Was hatte er doch gleich gesagt?
    Ich habe gespürt, dass sie eine von den Guten ist? Was war denn das?
    Schau mich nicht so an , warnte er mich.
    »Ach, habe ich das?«
    Er zog die Schnauze kraus. Legte die Ohren an.
    Okay.
    Ich ließ es dabei bewenden.
    Folgte Scarlet, die schon voranging. Immer schneller wurden ihre Schritte.
    Dann sahen wir die Gebilde.
    »Was ist das?«, fragte Scarlet.
    Vorsichtig näherten wir uns den mannsgroßen Körpern.
Sie waren weiß und schimmerten im gelbroten Licht dieser Höhlenwelt. Sie erinnerten Scarlet an die Kokons, die sie in der Brooklyn Bridge gesehen hatte.
    »Sind das Knochen?«
    Ich folgte ihrem Fingerzeig. »Sieht ganz so aus.«
    Aus den Gebilden ragten alte braune Knochen heraus, eindeutig. Schlimmer noch, es waren menschliche Knochen. Es waren Finger, lang und gekrümmt, Teile von Armen und Beinen, Rippenbögen. Man erkannte die Umrisse von Schädeln, die von einem filigranen weißen Fadenwerk übersponnen waren.
    Scarlet atmete schwer. »Sagen Sie jetzt nicht, dass wir es wieder mit Spinnen zu tun haben.«
    Etwas bewegte sich in den Schatten.
    Es waren schlängelnde Bewegungen, zu plump, um wirklich gefährlich zu wirken.
    Ein schwerfällig anmutendes Etwas kam ins Sichtfeld.
    Eine wurmartige Kreatur, die sich auf winzigen Beinstummeln fortbewegte. Der wulstige Körper schob sich über den Boden, und ein stumpfer Kopf mit wirklich winzigen Augen reckte sich uns entgegen.
    »Seidenspinner«, flüsterte ich.
    »Was heißt das?«
    »Es sind Seidenspinner.«
    »Sind sie gefährlich?«
    Ich spähte in die wabernden Schatten hinein. »Nun ja, wenn sie das da mit einem machen, dann will ich mich gern von ihnen fernhalten.«
    Ich mag sie nicht , bemerkte Buster Mandrake.
    »Meine Meinung«, stimmte Scarlet ihm zu.
    »Wir müssen an ihnen vorbei.«

    »Ja, die anderen Wege haben sich als Sackgassen erwiesen.« Der Gedanke gefiel Scarlet gar nicht.
    Dann, noch bevor wir eine Entscheidung gefällt hatten, setzten sich die Seidenspinnerraupen in Bewegung.
    Die gedrungenen Leiber mit den kurzen Auswüchsen, die nur wie Beinstummel aussahen, krochen schneller über den sandigen Boden, als wir es ihnen zugetraut hätten. Andere kamen über die Wände nach unten gekrabbelt.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Scarlet, als ich die Hände faltete.
    »Ich will nicht herausfinden, wie gefährlich sie sind.«
    »Sie sind die Trickster«, sagte Scarlet. »Können Sie denn gar nichts tun?«
    Ich konzentrierte mich, spürte die Luft und die Materie vor mir und packte einige der Dinger mit den bloßen Gedanken, die vollends mir gehörten, und dann schleuderte ich sie in den Gang hinein. Ich pflückte sie von den Wänden und wirbelte sie weit fort von uns.
    »Zumindest verschafft uns

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